Z Gastroenterol 2014; 52(10): 1216-1217
DOI: 10.1055/s-0033-1362826
Mitteilungen des BVGD
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konzept zur strukturierten Fortbildung im Kompetenznetz Darmerkrankungen – Weiterentwicklung und neue Modelle

B. Bokemeyer
,
S. Schreiber
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Publication Date:
20 October 2014 (online)

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (CED) sind die beiden am häufigsten auftretenden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Diesen Umstand aufgreifend wurde das Kompetenznetz Darmerkrankungen 1999 aus einer Initiative des Bundesministeriums für Forschung und Technik (BMFT) heraus gegründet. Heute 15 Jahre später ist das Kompetenznetz Darmerkrankungen ein Verbund von nahezu 500 Wissenschaftlern, niedergelassenen Ärzten, Fachkliniken und Universitäten.

Eine gute und qualitätsgesicherte Versorgung von Patienten mit CED setzt fachspezifisches Wissen voraus und kann nur durch entsprechend geschultes ärztliches und nicht-ärztliches Fachpersonal geleistet werden. Der Transfer von Forschungsergebnissen in eine innovative Krankenversorgung ist eines der wesentlichen Ziele des Kompetenznetzes Darmerkrankungen. Hierzu bietet das Kompetenznetz Darmerkrankungen eine strukturierte Fortbildung für Ärzte und ein Weiterbildungsprogramm für Assistenzpersonal an, die nach der bis heute sehr erfolgreichen Implementierung nun auch mit der Zertifizierung dieser Fort- und Weiterbildungen weiterentwickelt werden soll, bzw. bei der Assistenz-Weiterbildung jetzt schon in der Zertifizierung durch die Ärztekammer mündet.

Für Ärzte ist seit 2009 „CED compact“ ein Fortbildungsformat im Workshop-Charakter mit 40–60 Teilnehmern. Neben der Präsentation aktueller wissenschaftlich relevanter Grundlagen- und Leitlinienentwicklungen wird über Fragestellungen zur Diagnostik und Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen referiert und nicht zuletzt in Fallvorstellungen über das mögliche Vorgehen und praktische Tipps im Umgang mit dem Patienten diskutiert.

„CED compact spezial“ ist eine ergänzende Entwicklung zu CED compact. Sie berücksichtigt allgemeiner auch die täglichen Bedürfnisse und die Interessenlage der Gastroenterologen in ihrem Praxisalltag und ist inhaltlich breiter aufgestellt. Neben CED sind z. B. auch Themen wie intestinale Motilitätsstörungen, Reizdarm und Zöliakie aufgenommen, die ebenfalls auch in aktuellen Kasuistiken diskutiert werden.

Beide Konzepte wurden durch die Erstellung eines Modulhandbuchs weitgehend standardisiert. Dadurch ist die thematische Abdeckung durch die Fortbildung weitgehend unabhängig von aktuellen Veranstaltungen und Vortragenden. Diese langfristig angelegten Fortbildungsserien in einem Themengebiet, das einem hohen Innovationsdruck unterworfen ist, unterstützen somit das programmatische Interesse des Kompetenznetzes, die Diagnostik und Therapie der CED auf Basis von validierten Forschungsergebnissen rational zu gestalten.

Als Erweiterung dieses Fortbildungsangebotes für Ärzte wird ab 2014 als Pilotprojekt „CED regional“ in Niedersachsen gestartet. Ärzte die dort einen eigenen CED-Workshop anbieten möchten, werden von einer Gruppe von erfahrenen CED-Tagungsleitern dabei auch vor Ort, z. B. mit einem gewünschten Übersichtsreferat unterstützt und sie können als Hilfestellung einer eigenen Präsentation auch standardisierte Vortragsmodule beim Kompetenznetz anfordern. Daneben sollen hier eigene CED-Fälle der Teilnehmer strukturiert besprochen werden. Die lokale Organisation und die Bewerbung der Veranstaltung werden durch das Kompetenznetz unterstützt. Die Fortbildung ist ausdrücklich als lokale Nachmittagsveranstaltung konzipiert und auf 15 Teilnehmer begrenzt.

Bereits seit 2008 bietet das Kompetenznetz Darmerkrankungen Fortbildungen für Assistenzpersonal an, die inzwischen ein Fortbildungsprogramm aus drei Modulen darstellen. Die Kursinhalte wurden in Zusammenarbeit mit Ärzten, gastroenterologischen Fachassistenten und Studienassistenten erarbeitet und werden kontinuierlich weiterentwickelt.

Der seit 2008 laufende „CED Fachassistenz Basiskurs“ richtet sich an medizinische Fachangestellte und Krankenschwestern in gastroenterologischen Fachpraxen, CED-Zentren oder Spezialambulanzen sowie Mitarbeitern in Fach- und Rehakliniken, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit der Organisation und Betreuung von CED-Patienten verbringen. Inhalte des Kurses sind dementsprechend neben dem CED-Basiswissen auch medizinische Details, die bisher nur der ärztlichen Fortbildung vorbehalten waren, um so eine effektivere Assistenz und möglicherweise eine zusätzliche ärztliche Arbeitsentlastung zu gewährleisten. Aber auch Themen zu sozialrechtlichen Aspekten, Ernährung und Sport bei CED ergänzen die Kursthemen. Die Teilnehmer werden so zur fachgerechten Betreuung von CED-Patienten qualifiziert.

Mit dem „CED Fachassistenz Aufbaukurs“, in der Regel zwei Jahre nach dem Basiskurs, werden Inhalte des Basiskurses aufgefrischt und praktische Anwendung von Kommunikationsstrategien im Umgang mit CED-Patienten trainiert. Basis- und Aufbaukurs werden jeweils über zwei Tage durchgeführt.

Der „HandsOn-Workshop“ informiert insbesondere medizinische Fachangestellte in gastroenterologischen Fachpraxen oder Assistenzpersonal in Krankenhaus-Ambulanzen, die beginnen sich intensiver mit der CED zu beschäftigen, soll aber auch helfen bestehende Netzwerke zwischen dem CED-Assistenzpersonal zu verstetigen. Die Veranstaltung ist als Ein-Tages-Workshop konzipiert und findet vor Ort in Praxen oder Kliniken statt.

Für die in gastroenterologischen Praxen tätigen Medizinischen Fachangestellten / ArzthelferInnen und das Assistenzpersonal in Kliniken wurde jetzt in Zusammenarbeit mit der „Fachgesellschaft für Assistenzpersonal-CED (FA-CED)“ und der Ärztekammer Westfalen-Lippe eine Spezialisierungsqualifikation „Entlastende Versorgungsassistenz Chronisch Entzündliche Darmerkrankungen (CED)“ entwickelt. Mit dieser zusätzlichen Qualifikation in Anlehnung an andere schon bestehende Qualifizierungen, wie z. B. die „Gastroenterologische Endoskopie“ soll die MFA in die Lage versetzt werden, ihre in der Praxis erworbenen Fähigkeiten zu vertiefen und das durch die Fortbildung erworbene Wissen effizient zum Wohle der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und zum Nutzen der Praxis im Praxisalltag anzuwenden. Die MFA wird durch die erfolgreich abgeschlossene Spezialisierungsqualifikation den Arzt / die Ärztin im Rahmen delegierbarer Tätigkeiten effizient entlasten können.

Das 120stündige Fortbildungscurriculum besteht aus Modulen mit festen Einheiten, die sowohl krankheitsspezifisch ausgerichtet sind, als auch allgemeine Tätigkeitsmerkmale, wie Kommunikationsverhalten, Wahrnehmung und Motivation in der Interaktion mit akut und chronisch Kranken umfassen. Im Rahmen des Curriculums ist ein 24stündiges Praktikum in einer gastroenterologischen Fachpraxis / Klinik mit CED-Schwerpunkt zu absolvieren. Das Curriculum schließt mit einer schriftlichen Lernerfolgskontrolle ab.

Das vorliegende Curriculum wurde von einer Experten-Gruppe der Akademie für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer Westfalen-Lippe, der FA-CED und des Kompetenznetz Darmerkrankungen erarbeitet. Es handelt sich um eine anerkannte Spezialisierungsqualifizierung der Landesärztekammer Westfalen-Lippe. Eine bundesweite Ausweitung in Absprache mit der Bundesärztekammer ist für 2015 geplant, um dann auch eine tarifrechtliche Relevanz der Qualifizierung für das Assistenzpersonal zu erreichen.

Dieses gesamte Fortbildungskonzept wird vom Kompetenznetz Darmerkrankungen, teilweise auch mit Unterstützung von Industriepartnern organisiert und finanziert. Ganz wichtig ist aber hierbei, dass die Inhalte der Fortbildungsveranstaltungen ohne irgendwelche Einflüsse der Industrie gestaltet werden. Um dies auch perspektivisch weiter gewährleisten zu können, wird zukünftig eine zentrale Pool-Lösung für das Industriesponsoring für alle Fortbildungsmaßnahmen im Kompetenznetz Darmerkrankungen angestrebt.

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Abb. 1 Fortbildungskonzept im Kompetenznetz Darmerkrankungen