Diabetologie und Stoffwechsel 2014; 9(5): 342
DOI: 10.1055/s-0033-1362871
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Referat – Empagliflozin verbessert glykämischen Status adipöser Patienten

Hans-Georg Joost
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Publication Date:
30 October 2014 (online)

Hintergrund: Rund 40–50 % der Patienten mit Typ-2-Diabetes erreichen unter Basalinsulin und oralen Antidiabetika keine ausreichende glykämische Kontrolle. Eine Intensivierung der Insulintherapie bedingt jedoch häufig ein erhöhtes Hypoglykämierisiko und Gewichtszunahme. J. Rosenstock et al. prüften deshalb bei adipösen Patienten mit Typ-2-Diabetes mit unzureichender glykämischer Kontrolle die Effektivität und Sicherheit von Empagliflozin, einem Inhibitor des natriumabhängigen Glukosetransporters 2.

Methoden: Insgesamt 104 Zentren in 14 Ländern beteiligten sich an der randomisierten Doppelblindstudie. Sie schloss 563 adipöse Erwachsene im Alter von durchschnittlich 57 Jahren ein, die an Typ-2-Diabetes litten und mit einem HbA1c-Wert von ≥ 7,5–10 % (durchschnittlich 8,3 %) trotz Diät, körperlicher Aktivität und täglich mehrfachen Insulingaben eine unzureichende glykämische Kontrolle hatten. Die Patienten erhielten randomisiert entweder Placebo (n = 188), 10 mg Empagliflozin (n = 186) oder 25 mg Empagliflozin (n = 189). Während der ersten 18 Behandlungswochen sollte die Gesamtinsulindosis um maximal 10 % der zu Studienbeginn verschriebenen Dosis schwanken. Während der Titrationsphase (Woche 19–40) wurde die Insulindosis auf einen präprandialen Glukosezielwert von 5,5 mmol / l und einen postprandialen Zielwert von 7,8 mmol / l eingestellt. In den Wochen 41–52 sollte die Insulindosis innerhalb eines 10 %-igen Schwankungsbereichs der in Woche 40 verschriebenen Dosis liegen. Die Metformindosis sollte während der gesamten Studiendauer konstant bleiben. Primäres Studienziel war die Veränderung des HbA1c-Werts in Woche 18, sekundäre Ziele seine Veränderung zwischen Studienbeginn und Woche 52 sowie zwischen Woche 18 und Woche 52. Außerdem beobachteten die Forscher die Entwicklung des Nüchtern-Blutzuckers, des Blutdrucks sowie den Anteil der Patienten, dessen Basis-HbA1c-Wert von ≥ 7 % auf < 7 % reduzierte.

Ergebnisse: Insgesamt 475 Patienten (84 %) vollendeten die 52-wöchige Studie. Ihr HbA1c-Wert sank innerhalb der ersten 18 Wochen unter Placebo um durchschnittlich 0,50 % und unter 10 mg bzw. 25 mg Empagliflozin um 0,94 % bzw. 1,02 %. Nach 52 Studienwochen war der HbA1c-Wert unter Insulintitration weiter gesunken, und zwar unter Placebo um insgesamt 0,81 % und unter 10 mg bzw. 25 mg Empagliflozin um 1,18 % bzw. 1,27 %. Nach Studienende lag der HbA1c-Wert in den drei Gruppen bei 7,5 % unter Placebo und bei 7,2 bzw. 7,1 % in den beiden Empagliflozin-Gruppen. Während unter Placebo nur rund 21 % der Patienten mit einem Basis-HbA1c-Wert ≥ 7 % auf < 7 % gelangten, waren es unter Empagliflozin 31–42 %. Außerdem reduzierte Empagliflozin die Insulindosis um 9–11 Internationale Einheiten pro Tag und das Gewicht um 2,4–2,5 kg verglichen mit Placebo.

Folgerung: Adipöse Patienten mit Typ-2-Diabetes, die trotz hoher Insulindosen keine ausreichende glykämische Kontrolle erzielen, können von einer Therapie mit dem SGLT-2-Inhibitor Empagliflozin profitieren, so die Autoren: Beide geprüften Dosierungen, 10 und 25 mg / d, senkten den HbA1c-Wert und das Körpergewicht der schwer zu behandelnden Patienten, und zwar bei reduziertem Insulinbedarf und ohne das Hypoglykämierisiko zu erhöhen.

Ines Schulz-Hanke, Untermeitingen