Morbus Parkinson wird häufig sowohl von den Betroffenen als auch von den Behandelnden
nur mit motorischen Einschränkungen in Zusammenhang gebracht und entsprechend befundet
und behandelt. Doch seit ein paar Jahren rückt die oftmals mit der Erkrankung einhergehende
Parkinson-Demenz in den Fokus von Ärzten und Therapeuten. Eine Möglichkeit, diese
zu erkennen, bietet der PANDA (Parkinson Neuropsychometric Dementia Assessment).
Speziell für Parkinson-Demenz
Speziell für Parkinson-Demenz
Der Ursprung einer Parkinson- Demenz liegt, anders als bei der Alzheimer-Demenz, in
subkortikalen Gehirnstrukturen. Die alzheimertypischen Anfangssymptome wie Gedächtnis-
und Wortfindungsstörungen treten zu Beginn der Parkinson- Demenz kaum auf. Die Hauptdefizite
der Erkrankung äußern sich in eingeschränkter Aufmerksamkeit, Handlungsplanungsstörung,
räumlichen Störungen, Interessenverlust, Antriebslosigkeit und unflexiblem Denken.
PANDA und Uhrentest im Download:
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> PANDA: Kurz vor Redaktionsschluss hat DocCheck Anleitung, Test und Auswertung in den geschlossenen
Mitgliederbereich verlegt. Registrierte User mit Ärztezugang werden fündig unter www.alzheimer.de/doc-login.html > „Service“ > „Downloadcenter“ > „PANDA Dokumentationshilfe“. Den einfachen Testbogen
finden Interessierte aber auch über Google mit den Suchwörtern „PANDA Block - Alzheimer“.
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> Uhrentest: Anleitung und Test finden Sie unter www.pflegedienst-aml.de/media/uhrentest.pdf
Ein Neurologenteam um Dr. Pasquale Calabrese von den Universitätskliniken Köln und
Bochum entwickelte auf Grundlage dieser Erkenntnisse 2005 den PANDA. Dieser Test ist
speziell auf die Schwerpunktdefizite der Parkinson-Demenz ausgerichtet und der erste
seiner Art. Mittlerweile ist er in mehreren Sprachen kostenlos im Internet erhältlich
(„Internet“).
Kognitive Einschränkung und Stimmungslage bestimmen
Kognitive Einschränkung und Stimmungslage bestimmen
Die Testdauer beträgt in der Regel zehn Minuten. Der PANDA lässt sich somit gut in
die ergotherapeutische Behandlung integrieren. Klienten können maximal 30 Punkte erreichen.
Der sogenannte Cut-off-Wert für eine leichte kognitive Einschränkung liegt bei 18
Punkten. Liegt der Wert unter 14 Punkten, kann man wahrscheinlich von einer demenziellen
Veränderung ausgehen. Allerdings sollte die Therapeutin bei der Auswertung und Interpretation
beachten, dass sie die Punktevergabe in zwei verschiedene Kategorien einordnet: Testpersonen
unter und über 60 Jahren.
Im Anschluss an das kognitive Screening beurteilt der Klient drei Aussagen zu seiner
aktuellen Stimmungslage. Er nutzt dazu die Einschätzungsmöglichkeiten „trifft vollständig
zu“, „trifft weitgehend zu“, „trifft weniger zu“ oder „trifft gar nicht zu“:
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> Ich bin in letzter Zeit in gedrückter Stimmung.
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> Ich muss mich zu allem zwingen.
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> Mich interessieren Dinge, die mir früher Freude bereiteten, nicht mehr.
Um ein Abbild über die emotionalen Subbereiche Stimmung, Antrieb und Interesse zu
bekommen, multipliziert die Therapeutin in der Auswertung die Antworten mit einem
vorgegebenen Faktor. Der zu erreichende Maximalwert liegt bei neun Punkten. Liegt
der Wert unter vier, ist eine depressive Verstimmung wahrscheinlich.
PANDA – Das Assessment gliedert sich in fünf Subtests
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Paarassoziationslernen
Die Therapeutin liest dem Klienten vier Wortpaare vor, die er sich merken soll. Danach
liest sie das erste Wort des Wortpaares noch einmal vor. Daraufhin soll der Klient
das zweite, fehlende Wort ergänzen.
Blatt > Frosch
Banane > Anzug
Sturm > Ball
Feder > Schal
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Wortflüssigkeit
Innerhalb von einer Minute soll der Klient so viele Begriffe wie möglich zu zwei bestimmten
Oberbegriffen wie beispielsweise „Gemüse“ und „Kleidungsstück“ alternierend nennen.
Zur Auswertung zählt die Ergotherapeutin alle genannten Begriffe zusammen und zieht
aufgetretene Wechselfehler von der Punktzahl ab.
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Räumliches Vorstellungsvermögen: mentales Spiegeln
Der dritte Subtest stellt einen relativ hohen Anspruch an das Imaginationsvermögen
des Klienten. Die Therapeutin zeigt ihm vier Dreiecke, die an verschiedenen Stellen
eingezeichnete schwarze Punkte haben. Die Therapeutin bittet den Klienten, sich vorzustellen,
dass diese Dreiecke rechteckige Papiere wären, welche mittig zusammengefaltet sind
und in die Löcher hineingestanzt wurden. Dem Klienten stehen drei Möglichkeiten zur
Verfügung, wie das Blatt aussehen könnte, wenn es wieder zum Rechteck auseinandergefaltet
wird. Er muss sich für eine Variante entscheiden.
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Arbeitsgedächtnis
Die Therapeutin nennt verschiedene Zahlengruppen, zum Beispiel 6–1–9, welche der Klient
daraufhin aufsteigend in die richtige Reihenfolge setzen soll, also 1–6–9. Pro Durchgang
steigert sich die Zahlenreihe von zunächst zwei Ziffern auf bis zu sechs Zahlenfolgen.
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Verzögerte Abfrage
Die Therapeutin fragt die im ersten Subtest genannten Wortpaare noch einmal ab. Dazu
liest sie wieder ein Wort vor und der Klient soll das dazu passende Wort nennen.
Auszug aus dem 3. Subtest „Räumliches Vorstellungsvermögen: mentales Spiegeln"
PANDA versus MMST
Ein Expertenteam um Dr. Oliver Riedel und Dr. Ulrike Lüken befasste sich 2008 mit
der Frage, welcher der beiden Demenztests – Mini Mental Status Test (MMST) oder PANDA
– eine höhere Sensitivität und damit stärkere Aussagekraft über die kognitiven Fähigkeiten
bei Menschen mit Parkinson-Demenz hat. Kontrolliert und analysiert haben sie hierfür
die Daten von 304 Klienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom. Dabei handelte es
sich um Klienten mit und ohne kognitive Einschränkungen. Ergebnis: Die Spezifität
des PANDA lag bei 91 Prozent, die Sensitivität bei 86 Prozent. Die Spezifität des
MMST hingegen lag bei 98 Prozent, die Sensitivität bei 55 Prozent. Besonders auffällig
war, dass 27 Prozent der getesteten Personen einen PANDA-Wert unterhalb des Cut-off-Wertes
18 für leichte kognitive Einschränkungen aufwiesen. Im MMST hingegen lagen nur zwei
Prozent dieser Testpersonen unterhalb des Cut-off-Wertes. Somit kann man sagen, dass
im Gegensatz zum MMST der PANDA kognitive Beeinträchtigungen abbildet, welche noch
nicht das Ausmaß einer Demenz erreicht haben. Des Weiteren zeichnet sich der Test
durch eine hohe Retest- und Interrater-Reliabilität aus.
Um das Ergebnis einer Parkinson-Demenz zusätzlich zu stützen, empfehlen Experten den
Uhrentest (
ergopraxis 5/11, S. 30
). Dieser steht ebenfalls kostenlos zum Download bereit („Internet“).
Leicht durchführbar und inhaltlich top
Leicht durchführbar und inhaltlich top
Der PANDA ist für Therapeuten und Ärzte ein gutes Werkzeug, um die Parkinson-Demenz
zu erfassen. Der Test geht auf die Besonderheiten der Erkrankung ein, die im Rahmen
eines „herkömmlichen“ psychometrischen Testverfahrens zur Demenzdiagnostik übersehen
werden können. Ein weiterer Vorteil des PANDA besteht darin, dass man durch die Mischung
aus Sprach- und Sprechaufgaben sowie Anforderungen an das räumliche Vorstellungsvermögen
Funktionen des links- und rechtshemisphärischen Temporal- und Parietallappens prüfen
kann.
Durch die Stimmungsfragen kann die Therapeutin eine weitere Problematik der Parkinson-Erkrankung
analysieren: Depressionen gehen oftmals mit der Erkrankung einher, werden aber häufig
durch den nachlassenden Ausdruck von Gestik, Mimik und Stimmlage falsch interpretiert.
Kommt es im Rahmen der Parkinson-Erkrankung zu einer Depression, kann diese multifaktorielle
Auswirkungen auf den Klienten haben. Sie überlagert unter Umständen noch vorhandene
kognitive Fähigkeiten, sodass ein falsches Bild des Ist-Status entsteht. Ressourcen
und Potenziale des Betroffenen bleiben dadurch vielfach unerkannt und ungenutzt.
Der PANDA ist ohne großen Aufwand durchführbar. Als Hilfsmittel benötigt man lediglich
eine Stoppuhr und einen Stift. Die Therapeutin muss keine spezielle Schulung besuchen,
um den Test anwenden zu können. Damit gehört der PANDA in die Palette der standardisierten
Parkinson-Assessments. Er ergänzt und bereichert die Befunderhebung ungemein.