Rehabilitation (Stuttg) 2014; 53(01): 1
DOI: 10.1055/s-0034-1366981
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Empfehlungen zur Bewegungstherapie in der onkologischen Rehabilitation

Physical Activity Recommendations for Oncological Rehabilitation
F. Schliehe
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Publication Date:
28 January 2014 (online)

In dieser Ausgabe erscheint ein neuer Beitrag zu der im Jahre 2011 eingeführten Rubrik „Bewegungstherapie in der medizinischen Rehabilita­tion“, in der Empfehlungen der Arbeitsgruppe „Bewegungstherapie“ (AG BT) der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften (DGRW) veröffentlicht werden. Die Bewegungstherapie ist fester Bestandteil der medizinischen Rehabilitation und besonders wichtig in der Prävention und Rehabilitation chronischer Krankheiten und daraus resultierender Funktionseinschränkungen. In diesem Zusammenhang sei nochmals auf das DGRW-Update zur Bewegungstherapie aus dem Jahre 2010 (Rehabilitation 2010; 49: 224–236) mit einer Zielsystematik im Kontext der ICF hingewiesen. Die AG BT plädiert zudem für einen körperlich aktiven Lebensstil [1]. Die nunmehr von Zopf et al. vorgestellten Handlungsempfehlungen der AG BT beziehen sich auf die Rehabilitation von Krebserkrankungen, und zwar insbesondere auf Rehabilitanden mit Brust-, Prostata- und Darmkrebs. Grundlage der evidenzbasierten bewegungstherapeutischen Empfehlungen ist eine systematische Literaturrecherche. Danach zeigen vor allem Ausdauertraining und Krafttraining positive Auswirkungen. Da die Evidenzlage für verschiedene Krebsentitäten und Behandlungsphasen noch nicht ausreichend ist, plädieren die Autoren außerdem für die gezielte Durchführung qualitativ hochwertiger Studien.

Weitere Beiträge beziehen sich auf unterschiedliche Themen. Der Beitrag von Brandes und Niehues befasst sich mit der Fragestellung, inwieweit bei Endometriose-Patientinnen die in ärztlichen Entlassungsberichten angegebenen Reha-Ziele mit den in Patientinnenfragebögen formulierten Zielen übereinstimmen. Die festgestellten Diskrepanzen sind nicht unerheblich. Die Autorinnen schlagen deshalb vor, Zielfestlegungen stärker an den Erwartungen der Patientinnen auszurichten.

In dem Beitrag von Döbler et al. wird die Identifikation von Reha-Bedarf bei Diabetes mellitus Typ 2 auf der Grundlage des Lübecker Algorithmus untersucht. Es gibt Hinweise, dass durch ein gezieltes Screening Patienten mit Reha-Bedarf ermittelt werden können.

Debus et al. präsentieren die Untersuchungsergebnisse zur Rehabilitation von schwerverletzten Patienten im Akutkrankenhaus. Die Ergebnisse beruhen auf einer Befragung von Kliniken, die dem TraumaNetzwerk DGU angehören. Während die Frühmobilisation ein fester Bestandteil der Behandlung von Schwerverletzten ist, besteht ein Optimierungsbedarf insbesondere in der direkten Kooperation zwischen Akut- und Reha-Kliniken.

In dem anschließenden Beitrag führen Röhrig et al. eine methodisch orientierte Analyse zur kardiologischen Rehabilitation krankenversicherter älterer Personen anhand von Qualitätsindikatoren und der Bildung von Schweregradgruppen durch, um den Erfolg der Rehabilitation (Prä-Post-Design) zu beurteilen. Grundlage des Bewertungsmodells ist eine softwarebasierte Dokumentation.

Grau et al. befassen sich mit den langfristigen Erfolgschancen der Entwöhnungsbehandlung bei Alkoholabhängigen. Sie untersuchen im Rahmen einer Einjahreskatamnese den Einfluss unterschiedlicher Zugangsvariablen (z. B. Motivation, Zugangsweg, Abhängigkeitsdauer usw.) auf die Abstinenzrate. Die Therapiemotivation wird als Hauptprädiktor identifiziert.

Freidel und Leisse vergleichen in dem nachfolgenden Beitrag 2 Assessmentinstrumente zur funk­tionalen Selbstständigkeit am Beispiel von Schlaganfallpatienten. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass die beiden Instrumente SINGER und FIM, deren Übereinstimmung sehr gut ist, zur Qualitätssicherung, zum Monitoring und zur Schweregradklassifikation eingesetzt werden können, und geben Hinweise für deren jeweiligen Einsatz.

In dem Beitrag von Bethge et al. wird am Beispiel der Indikation Rückenschmerzen untersucht, welchen Einfluss berufliche Problemlagen auf den Zugang zur medizinisch-beruflich orientierten Rehabilitation haben. Screeninggestützte Entscheidungen ermöglichen danach einen bedarfsgerechteren Zugang. Zwischen Klinik- und Trägersteuerung zeigen sich keine Unterschiede.

Der Diskussionsbeitrag von Niehaus et al. untersucht öffentlich verfügbare Datenquellen zum Übergang Schule – Ausbildung – Beruf von Menschen mit Behinderung und fragt, inwieweit diese für die Politikberatung zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention geeignet sind. Aufgrund der bestehenden Defizite plädieren die Autoren für längsschnittlich angelegte Erhebungen. Ein weiterer Diskussionsbeitrag von Eichhorn und Barth bezieht sich auf die Ermittlung des Bedarfs an Hygienefachpersonal in Rehabilitationseinrichtungen. Danach wird das aktuelle Leitbild der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) bekanntgegeben. Zum Abschluss folgt der Bericht zu einem Fachdialog über Psychologie in der medizinischen Rehabilitation.

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