TumorDiagnostik & Therapie 2015; 36(01): 26-29
DOI: 10.1055/s-0034-1369609
Schwerpunkt: Gehirntumoren
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Übersicht – Immuntherapien bei Gliomen

M. Uhl
,
P. Hau
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Publication Date:
20 February 2015 (online)

Viele Patienten mit Gliomen fragen bei der Therapieberatung nach der Möglichkeit einer Immuntherapie. Attraktiv erscheint hier vor allem die Aktivierung des Immunsystems gegen die Erkrankung als ein natürlicher, körpereigener Ansatz.

Im Gegensatz zu den von allen Seiten mit einer Immuntherapie verbundenen Hoffnungen sind die Ergebnisse allerdings bisher enttäuschend. Keine der bisherigen Entwicklungen führte zu einer fortgeschrittenen klinischen Entwicklung oder gar zur Zulassung des untersuchten Präparats. Die Situation hat sich erfreulicherweise aktuell verändert. Dieser Artikel gibt eine Hilfestellung für die alltägliche Patientenberatung, indem er die prinzipiellen Möglichkeiten und Konzepte sowie ausgewählte Ziele darstellt.

Geboren aus der Not fehlender guter Therapieoptionen wurden in der Vergangenheit viele für eine Immuntherapie anwendbare Erkenntnisse unkritisch in kleine Phase-I / II-Studien beim rezidivierten Glioblastom umgesetzt. Als Beispiel seien hier über 20 klinische Studien zur Immuntherapie mit dendritischen Zellen genannt, die als gemeinsamen Nenner nur zeigten, dass es bei geringer Toxizität möglich war diese Therapie anzuwenden (https://clinicaltrials.gov). Hauptprobleme dieser Studien waren neben heterogenen Patientenpopulationen fehlende Biomarker und – bedingt durch fehlende Randomisierung und kleine Patientenzahlen – schlechte Kontrollen. Dass dieser „Hochfrequenz-Ansatz“ angesichts des heutigen Wissens um das komplexe System Tumormilieu, Immunaktivierung und -toleranz scheitern musste, liegt auf der Hand.