Chiropraxis – Kaum mehr Nebenwirkungen als eine Scheinbehandlung
Chiropraxis – Kaum mehr Nebenwirkungen als eine Scheinbehandlung
In einigen früheren Studien kamen Autoren zu dem Schluss, dass Chiropraxis häufig
Nebenwirkungen nach sich zieht, beispielsweise stärkere Schmerzen. Allerdings gibt
es bislang keine Studie, welche überprüfte, ob diese Therapieform mehr Nebenwirkungen
hat als eine Scheinbehandlung. Das wollten australische Chiropraktiker nun mit ihrer
„OUCH“-Studie (Outcomes of Usual Chiropractic) nachholen.
Sie akquirierten 183 Erwachsenen, die unter Schmerzen in einem Wirbelsäulenabschnitt
litten. Die Probanden bekamen entweder eine chiropraktische Behandlung, bestehend
aus Manipulationen, Weichteiltechniken, Mobilisationen, bewegungserweiterten Übungen
etc., oder eine Scheinbehandlung. Diese beinhaltete eine „Behandlung“ mit ausgeschaltetem
Ultraschall, bei der der Therapeut zeitweise eine Hand auf die Wirbelsäule des Patienten
legte, sowie die Anwendung eines Handgeräts, mit dem der Therapeut minimale, therapeutisch
unwirksame Impulse auf die Wirbelsäule applizierte.
Abb.: shutterstock.com/Paisan Changhirun
Das Ergebnis: Nebenwirkungen wie stärkere Schmerzen und Muskelsteifigkeit kamen nach
der chiropraktischen Behandlung häufiger vor als nach der Plazebointervention (42
% gegenüber 33 %). Allerdings waren die Nebenwirkungen der Chiropraxis harmlos und
hielten nur kurzzeitig an. Laut der Autoren könnte zudem – angesichts des ebenfalls
recht hohen Anteils in der Plazebogruppe – ein wesentlicher Teil der Nebenwirkungen
unabhängig von der Art der Therapie sein.
josc
Spine 2013; 38: 1723–1729
Schlaganfall – Erhöhen Stents die Rezidivrate?
Schlaganfall – Erhöhen Stents die Rezidivrate?
Implantiert man einem Patienten nach ischämischem Schlaganfall oder transitorischer
ischämischer Attacke (TIA) einen Stent in das verengte Hirngefäß, lässt sich damit
die Rezidivrate nicht verringern. Im Gegenteil: Schlaganfälle und Todesfälle kommen
bei diesen Patienten in den ersten 30 Tagen bis zu dreimal häufiger vor als bei Patienten
ohne OP.
fotolia.de/Sebastian Kaulitzki
Das hatten nach einer Meldung von aerztezeitung. de vor zwei Jahren die ersten Daten
einer Studie an 451 Patienten gezeigt. Das nun publizierte Follow-up, das über maximal
drei Jahre lief, lässt die Hoffnung der Mediziner in diese Operationstechnik offenbar
weiter verblassen. Zwar ist die Rezidivrate bei den operierten Patienten nach den
ersten 30 Tagen nicht mehr höher also bei den nicht operierten – aber auch nicht geringer.
Da die Ergebnisse der OP-Gruppe innerhalb von drei Jahren unterm Strich deutlich schlechter
waren als die der Kontrollgruppe, schließen die Studienautoren aus, dass sich dieses
Verhältnis langfristig noch ändern könnte.
Allerdings äußern einige Ärzte laut aerztezeitung. de Kritik an der Auswahl der Probanden.
So hätte beispielsweise für viele Patienten keine OP-Indikation bestanden, da sie
gut ausgebildete Kollateralgefäße hatten.
josc
Nach einer Meldung auf www.aerztezeitung.de; online 26.11.2013
Rückkehr zur Arbeit – Kurze Intervention tut's auch
Rückkehr zur Arbeit – Kurze Intervention tut's auch
Sind Patienten wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben, nehmen sie manchmal an multidisziplinären
Programmen teil, die ihnen die Rückkehr zur Arbeit erleichtern sollen. Derartige Programme
sind sehr zeit- und kostenaufwendig – und bringen möglicherweise nur wenigen Patienten
einen Vorteil. Das zeigt eine Untersuchung dänischer und norwegischer Wissenschaftler.
Große Differenz. Kurzinterventionen helfen Patienten mit Rückenschmerzen genauso gut wie multidisziplinäre
Programme, sind aber deutlich günstiger.
(Abb.: shutterstock.com/rayjunk)
Sie schlossen 351 Menschen ein, die seit vier bis zwölf Wochen aufgrund von Rückenschmerzen
krankgeschrieben waren bzw. nur stundenweise arbeiteten. Eine Hälfte bekam jeweils
einen Untersuchungstermin bei einem Rehamediziner und einem Physiotherapeuten, bei
dem der Patient unter anderem über Schmerzphysiologie und allmähliche körperliche
Belastungssteigerung aufgeklärt wurde. Die anderen Probanden nahmen an einem multidisziplinären
Programm teil. Darin gab es einen sogenannten Case Manager, der gemeinsam mit dem
Patienten einen detaillierten Plan zur Arbeitsrückkehr ausarbeitete. Dieser Plan wurde
dann in einer gemeinsamen Runde mit Rehamediziner, Physio- und Ergotherapeut, Sozialarbeiter
und Sozialmediziner besprochen.
Die beiden Interventionen unterschieden sich letztendlich hauptsächlich durch ihre
Kosten: Sie lagen für die multidisziplinäre Intervention pro Patient 1.377 Euro höher
als die für die Kurzintervention. Die Arbeitsrückkehr wurde durch die Art der Intervention
nur bei einer kleinen Subgruppe von Patienten beeinflusst: solchen, die ihre Arbeit
nicht selbst einteilen und planen konnten und dazu glaubten, möglicherweise ihren
Job zu verlieren. Ansonsten unterschieden sich die Ergebnisse des multidisziplinären
Programms nicht von denen der kurzen Intervention.
josc
Spine 2013; 38: 1059–1067
Achillessehnenruptur – Schlechteres Outcome nach konservativer Versorgung
Achillessehnenruptur – Schlechteres Outcome nach konservativer Versorgung
Eine gerissene Achillessehne kann sowohl konservativ als auch operativ versorgt werden.
Schwedische Wissenschaftler fanden nun jedoch heraus, dass das funktionelle Outcome
nach konservativ versorgter Ruptur offenbar nicht optimal ist.
Sie untersuchten 52 Patienten mit konservativ versorgter Ruptur zwei bis fünf Jahre
nach dem Unfall und verglichen sie mit Gesunden. Dabei erkannten sie, dass die Patienten
auf der operierten Seite unter anderem eine geringere Sprungkraft und weniger Kraft
in den Plantarflexoren hatten. Dazu schätzten die Patienten ihre allgemeine körperliche
Funktion sowie die Funktion des Fußes auf der betroffenen Seite als schlechter ein.
Die Autoren regen an, in einer weiteren Studie Patienten mit konservativ und operativ
versorgter Achillessehnenruptur zu untersuchen, um zu sehen, ob sich das Outcome auch
hier unterscheidet.
josc
Orthop J Sports Med 2013; doi: 10.1177/2325967113504734
Schneller wieder am Boden. Wird eine gerissene Achillessehne konservativ versorgt,
leidet darunter möglicherweise die Sprungkraft.
(Abb.: shutterstock.com/Stefan Schurr)
… ist zwar die dickste Sehne des Körpers. Sie ist aber auch die Sehne, die am häufigsten
reißt: Pro Jahr erleiden etwa 18 bis 37 von 100.000 Menschen eine Achillessehnenruptur.
Orthop J Sports Med 2013; doi: 10.1177/2325967113504734
Schlaganfall – Bergab geht's bergauf
Schlaganfall – Bergab geht's bergauf
Diverse Studien aus den letzten Jahren zeigen, dass Patienten in einem chronischen
Stadium nach Schlaganfall ihre Gehstrecke durch ein Laufbandtraining erweitern können.
Ob es hierbei effektiver ist, aufwärts oder abwärts zu gehen, testete nun eine italienisch-schweizerische
Forschergruppe.
Sie verteilte 38 Patienten, die vor mehr als drei Monaten einen Schlaganfall erlitten
hatten, zufällig auf zwei Gruppen. Neben einer 45-minütigen Physiotherapie erhielten
beide ein 30-minütiges Laufbandtraining. Bei der einen Gruppe war das Band auf fünf
Prozent Steigung eingestellt, die zweite Gruppe ging „bergab“. Alle Patienten trainierten
sechs Wochen lang jeweils an den Werktagen. Die Forscher stellten fest, dass 16 der
19 „Abwärtsgeher“ im 6-Minuten-Gehtest um mehr als 50 Meter zulegten. Bei der aufwärts
gehenden Gruppe war dies nur bei drei Teilnehmern der Fall. Ähnliche Ergebnisse, die
bis zu drei Monate anhielten, zeigten sich für die Gehgeschwindigkeit (10-Meter-Gehtest)
und die Mobilität (Timed Up-and-Go-Test). Wie sich das Training auf die Alltagsmobilität
auswirkt, konnten die Forscher mit ihrer Studie jedoch nicht feststellen.
shutterstock.com/Leremy
hoth
Clin Rehabil 2013; 27: 932–938
Koordinationstraining verbessert Outcome
Sie legen bei Patienten nach Knie-TEPOP nicht nur Wert auf Kraft und Mobilität, sondern
auch auf die Koordination? Damit sind Sie auf dem richtigen Weg, wie eine Studie taiwanesischer
Wissenschaftler bestätigt.
Diese untersuchten 113 Patienten nach Knie-TEP-OP und verteilten sie per Zufall auf
zwei Gruppen. Alle erhielten ein funktionelles Training bestehend aus Mobilisations-
und Kräftigungsübungen für das Hüft- und Kniegelenk. Es beinhaltete beispielsweise
isometrisches Training für die Kniegelenkextensoren und Hüftgelenkabduktoren, Fahrradergometerfahren
und Treppensteigen. Die Experimentalgruppe machte in jeder Trainingseinheit zusätzlich
Koordinationsübungen wie Seitwärtsgehen, Überkreuzgehen und Stehen auf einem Wackelbrett.
Die gesamte Intervention erstreckte sich über acht Wochen.
Am Ende des Untersuchungszeitraums zeigte sich, dass sich die Koordinationsgruppe
hinsichtlich Zehn-Meter-Gehtest, Timed Up-and-Go-Test sowie des WOMACScores signifikant
mehr verbessert hatte als die Kontrollgruppe.
josc
Clin Rehabil 2013; 27: 697–709
Knie-Tep – Zufriedenheit mit OP-Ergebnis
Knie-Tep – Zufriedenheit mit OP-Ergebnis
Ungefährer Anteil der Patienten, die nach einer Knie- TEP-OP mit dem Operationsergebnis
zufrieden sind
Clin Rehabil 2013; 27: 697–709
Patellofemorales Schmerzsyndrom – „McConnell“-Tape gegen „Spider“-Tape: unentschieden
Patellofemorales Schmerzsyndrom – „McConnell“-Tape gegen „Spider“-Tape: unentschieden
Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFPS) macht bei Sportlern rund ein Viertel aller
Kniebeschwerden aus. Als eine der Ursachen gilt die Lateralisation der Patella, etwa
aufgrund eines verkürzten Tractus iliotibialis. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte
die Australierin Jenny McConnell einen Verband mit unelastischem Tape. Damit soll
die Patella nach medial gezogen und so ein schmerzfreies Training ermöglicht werden.
Der positive Effekt dieses McConnell-Tapes wurde in mehreren Studien belegt. Es gibt
aber auch Untersuchungen, die keinen Unterschied zwischen einem McConnell- und einem
Plazebo-Tape feststellen können. Nun wollten Wissenschaftler herausfinden, ob sich
der Effekt eines Mc- Connell-Tapes von dem des „NUCAP Medical Upper Knee Spider“-Tapes
unterscheidet.
Die Forscher rekrutierten 20 Patienten mit patellofemoralem Schmerzsyndrom, zehn davon
erhielten ein McConnell-Tape. Dabei wird zunächst ein Hautschutz-Tape (z. B. Fixomull
stretch) großflächig über die Patella geklebt. Anschließend schiebt der Therapeut
die Kniescheibe nach medial und fixiert sie in der korrigierten Position mittels eines
Streifens unelastischen Tapes, den er – ausgehend vom latera-len Patellarand – quer
über die Patella bis zum medialen Kniebereich zieht.
Die restlichen Probanden bekamen das aus mehreren Streifen elastischen Tapematerials
bestehende Spider-Tape:
-
> Den ersten Streifen klebt der Therapeut ohne Zug quer knapp unterhalb der Patella.
-
> Der zweite Streifen beginnt medial auf dem ersten, zieht über den medialen Patellarand,
kreuzt oberhalb der Patella die Seite und endet am lateralen Oberschenkel, etwa zehn
Zentimeter oberhalb und leicht lateral der Patella.
-
> Der dritte Tapestreifen beginnt auf gleicher Höhe der Patella wie der zweite, jedoch
auf der lateralen Seite, und wird spiegelverkehrt zum zweiten geklebt, sodass er mit
diesem ein Kreuz bildet und rund zehn Zentimeter oberhalb und leicht medial der Patella
endet.
-
> Der vierte und fünfte Streifen beginnen jeweils dort, wo der zweite bzw. dritte
geendet haben, und werden von dort aus gerade nach unten bis auf Höhe des ersten Streifens
geklebt. Bis auf den zweiten und dritten appliziert der Therapeut alle Streifen ohne
Zug.
fotolia.de/macroart
Die Forscher maßen bei den Probanden die Kraft und Ausdauer des Quadrizeps und die
Schmerzen während der Tests. Dazu ließen sie sie mehrere Fragebögen beantworten. Das
Ergebnis: Beide Tapes verbesserten Kraft und Ausdauer signifikant, auch die Schmerzen
während der Tests waren geringer. Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen
konnten die Autoren jedoch nicht feststellen.
Allerdings merken sie an, dass das McConnell- Konzept die Möglichkeit bietet, die
Position der Patella exakt manuell zu bestimmen und das Tape je nach Befund anzupassen.
In dieser Studie wurde jedoch nur das Tape für mediales Gleiten appliziert, das in
der Regel für einen Großteil der Patienten mit PFPS passend ist. Dennoch hätte eine
Individualisierung des Tapes möglicherweise dem einen oder anderen Probanden besser
geholfen.
josc
Phys Ther Sport 2013; 14: 199–206