Der Klinikarzt 2014; 43(2): 65
DOI: 10.1055/s-0034-1371962
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Intensivmedizin: Ausbildung am Puls des medizinischen Fortschritts

Ralf Westenfeld
,
Malte Kelm
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Publication Date:
28 February 2014 (online)

Die Intensivmedizin ist das Zentrum der stationären Versorgung akut lebensbedrohlich erkrankter Patienten. Die demografische Entwicklung, aber auch sozialpolitische Entscheidungen hin zu einer „Ambulantisierung der Medizin“ bewirkten über die letzten 20 Jahre nahezu eine Halbierung der stationären Liegedauern [1] sowie eine gesteigerte Bedeutung der Intensivmedizin, was erstmalig in einem nationalen Survey für Deutschland erfasst werden konnte [2]. Die aktuellen Zahlen des statistischen Bundesamtes belegen ebenso eine Steigerung der Intensivbettenkapazitäten und Behandlungsfälle um ca. 5 % allein zwischen 2009 und 2012.

Die Intensivmedizin besetzt aber nicht allein in der Organisationsstruktur des Krankenhauses sondern auch während der Ausbildung des individuellen Arztes eine Schlüsselrolle: Die Facharztweiterbildungen für Innere Medizin, sowie die Fachärzte Innere Medizin mit den Schwerpunktkompetenzen Angiologie, Endokrinologie, Diabetologie, Gastroenterologie, Hämatologie & Onkologie, Kardiologie, Nephrologie, Pneumologie sowie Rheumatologie setzen 6 Monate Weiterbildung in der internistischen Intensivmedizin voraus. Die Zusatzausbildung Intensivmedizin fordert eine Ausbildungszeit von weiteren 24 Monaten. Bereits heute verfügen wir über ausreichende Evidenz, dass die Qualität der ärztlichen Ausbildung unmittelbar das Outcome unserer kritisch kranken Patienten bestimmt [3] [4].

Die Herausforderungen der intensivmedizinischen Ausbildung bestehen in der rasanten Entwicklung der Intensivmedizin (medizintechnische und pharmazeutische Innovationen), die in zeitlich komprimierter Form während der Facharztausbildung an motivierte Ärzte unterschiedlichster Disziplinen parallel zur Patientenversorgung weitergegeben werden müssen. Seit 2007 existieren hierzu auch Empfehlungen der Fachgesellschaften zur Organisation der interdisziplinären Intensivstationen [5].

Mit diesem Sonderheft „Intensivmedizin“ haben wir uns zum Ziel gesetzt, wesentliche Themen der Intensivmedizin an den Schnittstellen der Fachdisziplinen Kardiologie, Pneumologie, Nephrologie und Hämatologie/Onkologie sowie Anästhesie zu beleuchten. Alle Artikel sind Ergebnis enger Zusammenarbeit eines Arztes in der fachärztlichen Weiterbildung mit einem Mitglied des jeweiligen fachspezifischen Leitungsteams. So entstanden 7 Manuskripte, welche die Sichtweisen junger Intensivmediziner mit dem Erfahrungsschatz von Fachärzten kombinieren sollen und die aktuellen Leitlinien reflektieren.

Wir wünschen Ihnen Freude beim Lesen und bei der Diskussion der konkreten Therapieabläufe im Team Ihrer Intensivstation,

Ihre

 
  • Literatur

  • 1 Statistisches Bundesamt. https://www.desta tis.de 2012
  • 2 Welte T, Lehnert H, Schölmerich J, Buerke M. Survey Internistische Intensivmedizin Struktur der stationären Versorgung und Leistungsangebote der internistischen Intensivmedizin in Deutschland. Dtsch Med Wochenschr 2012; 137: 02596-02601
  • 3 Kaplan LJ, Shaw AD. Standards for education and credentialing in critical care medicine. JAMA 2011; 305: 296-297
  • 4 Janssens U, Graf J. Konzepte zur Aus- und Weiterbildung in der internistischen Intensivmedizin. Intensivmedizin und Notfallmedizin 2011; 48: 396-402
  • 5 Van Aken H et al. Gemeinsame Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin und des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten sowie der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin und der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin zur Organisation der Intensivmedizin. Intensivmedizin und Notfallmedizin 2007; 44: 460-461