Suchttherapie 2014; 15(02): 75-81
DOI: 10.1055/s-0034-1372568
Schwerpunktthema
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Suchtberatung, Suchtbehandlung und Suchtselbsthilfe von Menschen mit Migrationshintergrund

Addiction Counseling, Treatment and Self-Support of Migrants
D. Ruf
1   Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg
,
R. Walter-Hamann
1   Deutscher Caritasverband e.V., Freiburg
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Publication History

Publication Date:
07 May 2014 (online)

Zusammenfassung

Der Deutsche Caritasverband führte in seinen Suchthilfeeinrichtungen eine Erhebung zur Versorgungssituation von Menschen mit Migrationshintergrund durch. Im Mittel beträgt der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in den Einrichtungen 16,5%. Die häufigsten Herkunftsländer sind Russland (34,4%) und Türkei (26,9%). Über 40% der Einrichtungen haben spezielle Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund und über 90% geben an, dass eine Integration in Regelangebote gelingt, wenn ausreichend Sprachkenntnisse vorhanden sind. Etwa 40% geben an, dass es konkrete Nachfragen nach Selbsthilfe von Menschen mit Migrationshintergrund gibt. Die Ergebnisse deuten auf eine hohe Relevanz der Thematik in der Praxis hin, wobei der Lösung von Sprachproblemen eine besonders wichtige Bedeutung zukommt. Im Bereich Selbsthilfe für Menschen mit Migrationshintergrund zeigen sich zentrale Faktoren, deren Berücksichtigung zum Gelingen des Aufbaus entsprechender Angebote beitragen kann.

Abstract

German Caritas conducted a survey on addiction counseling, treatment and self-support of migrants in their counseling centers and clinics to get an overview of the current situation and needs. On average, the proportion of migrants among clients is 16.5%. They are mostly from Russia (34.4%) and Turkey (26.9%). More than 40% of the institutions have special offers, and more than 90% state the integration of migrants into regular offers works well as long as the language skills suffice. More than 60% state the integration into regular self-support groups works under the same precondition. 22.6% indicate special self-support groups for migrants existing in their region, and about 40% indicate requests of migrants for self-support offers. The results prove the importance of the topic, and they emphasize that offering help for the group of people needing offers in their first language is the greatest challenge. In respect of self-support offers important factors for an effective establishment of groups have been identified.

 
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