JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2014; 03(03): 142-143
DOI: 10.1055/s-0034-1378176
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
04 June 2014 (online)

Für sie gelesen

Kerstin Steiner: Blickdiagnosen in Geburtshilfe und Neonatologie.

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(Foto: Hippokrates)

Der Name ist das Programm. Der klinische Blick, die Illustration des Normalen, von Normvarianten und Pathologien steht zweifelsfrei im Fokus. Im Vorwort beschreiben die Hebamme Kerstin Steiner und ihre Mitautoren (Hebammen, Geburtshelfer, Pädiater, Kinderkrankenschwestern des Stuttgarter Perinatalzentrums), dass sie sich gemeinsam von der Idee leiten ließen, einer zunehmend technisierten Medizin das ganz Alltägliche gegenüberzustellen.

Schon ein Blick in das Inhaltsverzeichnis verrät: Das Buch erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es fokussiert auf Darstellung, Beschreibung und Wertung von „Auffälligkeiten“ bei der werdenden Mutter und ihrem neugeborenen Baby. Es richtet sich an alle Fachpersonen der Perinatalzeit, soll den diagnostischen Blick schulen. Es kann Lernenden Einblicke in ihre künftige Tätigkeit vermitteln und Erfahrenen dabei helfen, den werdenden Eltern Befunde besser zu erklären und Unsicherheiten zu beseitigen.

Ein schönes Buch wird vorgelegt, von hoher Papier- und Druckqualität. Im Zentrum steht das Bild. Bei den Fotografien liegt ganz klar die Stärke des Werkes. Die mehr als 600 Abbildungen geben wunderbare Eindrücke wieder, spontane Darstellungen aus dem Alltag der Geburtshilfe. Sie wurden – so ist anzunehmen – allesamt vom Autorenteam selbst angefertigt und zusammengetragen, eine große Leistung, die höchste Anerkennung verdient. Die Bilder sprechen meist für sich, Bildkommentare sind denn auch angenehm knapp gehalten und weitgehend deskriptiv.

Der Text ist frei von akademischer Verklausulierung und Überpräzision und auch für Laien problemlos verständlich. Er orientiert sich am praktischen Alltag der in der Perinatalzeit involvierten Pflegeberufe, vermittelt Basiswissen und ganz konkrete Hinweise auf Dringlichkeit und mögliche Vorgehensweisen für die beschriebenen Situationen. Dabei verharren die Autoren im Bezug auf pathophysiologische Grundlagen (zu) stark an der Oberfläche und orientieren sich im jeweiligen Unterkapitel „Erstversorgung“ vermutlich an den straffen klinikinternen Algorithmen. Die Ratschläge bleiben damit teilweise diffus, unverbindlich und sind diskussionswürdig.

Eine an sich lustige Idee sind die Vorschläge für Antworten auf die zu erwartenden Fragen der Eltern. Für die Erläuterung von Normvarianten sind diese durchaus hilfreich. In Anbetracht der vulnerablen Situation bedarf die Information von Eltern relevant kranker Neugeborener einer sorgfältigen interdisziplinären Abstimmung und erfordert viel Fingerspitzengefühl. Die unkritische Anwendung eines Informationskatalogs ist in solchen Fällen problematisch. Als nutzbringend dürfen jedoch die Hinweise gelobt werden, wo sich Eltern im weiteren Verlauf konkrete Hilfe holen können, mit vielen Verweisen auf Selbsthilfegruppen, Förderungsstellen und Beratungsangebote (in Deutschland).

Fazit

Das vorliegende, spürbar engagiert und mit großem Aufwand verfasste Buch richtet sich nicht primär an auf die Perinatalzeit spezialisierte Ärzte. Für diese ist allenfalls das reiche und qualitativ hochwertige Bildmaterial spannend und inspirierend. Das wahre Zielpublikum sind in der Geburtshilfe und auf Wochenbettstationen tätige Pflege-Fachpersonen. Ihnen wird ein spannender, praxisorientierter Bildatlas der Differenzialdiagnose von Auffälligkeiten bei Gebärenden und Neugeborenen angeboten, welcher Lehrbücher in angenehmer, aber inhaltlich eher oberflächlicher Art zu ergänzen vermag.

Hippokrates, Stuttgart, 2013, ISBN: 978-3-830-45440-3, EUR 59,99

Dr. Raoul Schmid


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Markus Osterwalder: Bobo sagt: Tut nicht weh!

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(Foto: Carlsen Verlag)

Das Siebenschläferkind Bobo macht sich mit seiner Mama auf den Weg zum Krankenhaus, wo eine Röntgenaufnahme durchgeführt werden soll. Als Bobo versichert wird, dass diese Untersuchung nicht weh tun wird, macht er gut mit, obwohl seine Mama für das Röntgenbild den Raum verlässt. Eine einfach erzählte, kurze Geschichte, die zur Vorbereitung sehr junger Kinder ab zwei Jahren auf schmerzlose Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder EKG genutzt werden kann. Das kleine Buch kostet nur so viel wie eine Kugel Eis und passt in jede Handtasche, kann also einfach mitgenommen und während des Wartens auf die Untersuchung zur Einstimmung vorgelesen werden.

Carlsen Verlag, Hamburg, 2013, ISBN 978-3-551-050434, EUR 0,99

Eva-Maria Wagner


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Janine Berg-Peer: Schizophrenie ist scheiße, Mama! Vom Leben mit meiner psychisch erkrankten Tochter.

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(Foto: Fischer Verlag)

Als die Tochter von Janine Berg-Peer siebzehn Jahre alt ist, erkrankt sie an Schizophrenie. Zunächst wird sie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie behandelt und für die Mutter beginnt das Leben als Angehörige eines psychisch kranken Menschen. Offen, aber ohne Selbstmitleid beschreibt Janine Berg-Peer, wie schwer es ihr fällt mitzuerleben, wie die Erkrankung ihre Tochter aus ihrem bisherigen Leben hinauswirft und wie belastend bis zerstörerisch das Zusammenleben mit der kranken Tochter für sie selbst wird. Bald nachdem die Tochter volljährig wird, erkennt sie mit Entsetzen, dass sie nun Hilfe gegen den Willen ihrer Tochter mobilisieren muss – und gegen alle rechtlichen Zwänge, denn Rechte hat sie nun gar keine mehr: nicht auf Auskunft der behandelnden Ärzte in der Erwachsenenpsychiatrie oder der Therapeuten in der Sozialpsychiatrie, nicht auf Mitbestimmung bei der Behandlung. Die geringe Unterstützung des sozialpsychiatrischen Systems für Angehörige psychisch kranker Menschen und die Unfähigkeit dieses Systems, einem Menschen zu helfen, der krankheitsbedingt selbst keine Hilfe sucht, schockiert Janine Berg-Peer und bringt sie dazu, zu einer „professionellen Angehörigen“ zu werden und sich ehrenamtlich zu engagieren für andere Angehörige. Ihr Buch ist ein absolut lesenswertes Plädoyer für mehr Verständnis und Unterstützung für psychisch kranke Menschen und deren Angehörige. Das Buch wird abgerundet durch den Anhang mit aktuellen Internet-Adressen von Selbsthilfegruppen sowie einer Liste weiterführender Literatur in deutscher und in englischer Sprache.

Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 2013, ISBN 978-3-596-18914-4, EUR 9,99

Eva-Maria Wagner, Mainz


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Sebastian Schlösser: Lieber Matz, dein Papa hat ʼne Meise. Ein Vater schreibt Briefe über seine Zeit in der Psychiatrie.

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(Foto: Ullstein Verlag)

Ein Mann hat sich auf eigene Initiative hin in eine psychiatrische Klinik einweisen lassen aufgrund der Diagnose „manisch-depressive Erkrankung“, die er selbst als seine „Meise“ bezeichnet. Von der Klinik (dem „Wolkenkuckucksheim“ oder „Meisenzoo“) aus schreibt er seinem kleinen Sohn Matz Briefe, in denen er ihm erklärt, woran er erkrankt ist, was er in der Klinik erlebt (mit den anderen „Meisenprofis“ oder „Mithäftlingen“) und wie es dazu kam, dass er sich dort aufnehmen ließ. Sebastian Schlösser schreibt sehr offen, ehrlich und so einfach, dass ein Kind im Grundschulalter dem Text folgen kann. Im Jahr 2010 wurden die Briefe auszugsweise in der Wochenzeitung „Die Zeit“ abgedruckt und danach als Buch herausgegeben. Die Briefe hat Sebastian Schlösser allerdings nicht in der akuten Phase seiner Erkrankung geschrieben – da war sein Sohn erst knapp ein Jahr alt und hätte sie gar nicht lesen können –, sondern Jahre später, als sein Sohn bereits acht Jahre alt war. Sie beschreiben jedoch sehr anschaulich, wie es einem Menschen in der manischen Phase einer bipolaren Erkrankung geht.

Es ist vermutlich kein Buch, das man als psychisch kranker Erwachsener seinem Kind in die Hand geben würde, um die psychische Erkrankung besser verstehen zu können – dazu ist es zu sehr ein persönlicher Bericht, kein Sachbuch, und wohl auch zu lang. Es kann allerdings deutlich aufzeigen, wie man verständlich und einfühlsam über die mit einer psychischen Erkrankung verbundenen Irrungen und Wirrungen sprechen kann – sofern man als Erkrankter durch die Behandlung bereits wieder Abstand zu der akuten Phase der Krankheit gewonnen hat oder als Gesundheitsfachpersonal, das mit Kindern psychisch kranker Eltern Kontakt hat. Sebastian Schlösser jedenfalls hat das eigene Erleben sensibilisiert für die Kinder von psychisch kranken Eltern: Heute arbeitet er ehrenamtlich in einem Kunstprojekt für diese Kinder.

Ullstein Verlag, Berlin, 2012, ISBN 978-3-548-374710, EUR 7,99

Eva-Maria Wagner


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Meinolf Nitsche (Illustrationen): Mein Buggy-Bildwörterbuch: Die Kinderärztin.

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(Foto: Carlsen Verlag)

Das kleine Bilderbuch mit dicken Pappseiten zeigt auf jeder Doppelseite zum einen ein großes Bild mit einer Szene aus der Kinderarztpraxis, zum anderen die verschiedenen Gegenstände, mit denen ein Kind dort Kontakt hat (Waage, Meßlatte, Stethoskop, Othoskop usw.). Die Abbildungen sind in hellen, freundlichen Farben gehalten, alle Gegenstände werden korrekt benannt, die Szenen bilden reale Situationen ab (das Warten im Wartezimmer, das Messen und Wiegen, die Begrüßung und Untersuchung durch die Kinderärztin). Das kleine Buch ist gedacht für Kleinkinder ab 18 Monaten zum Betrachten und Erklären, um den Besuch in der Kinderarztpraxis vorzubereiten und zu begleiten. Die Bänder, mit denen das Buch an Buggy, Kinderwagen oder Trageschale befestigt werden kann, sind abwischbar und ohne PVC hergestellt, das gesamte Material besteht aus schadstoffgeprüfter Qualität nach EN 71.

Carlsen Verlag, Hamburg, 2012, ISBN 978-3-551-17001-9, EUR 4,99

Eva-Maria Wagner


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