Nachhaltig sein oder nicht sein

Vor einiger Zeit hörte ich einen Vortrag zum Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft. In der Politik und Wirtschaft wird dieses Wort gern bemüht, es ist vielseitig verwendbar und gewissermaßen selbsterklärend. Beim Zuhören musste ich an unser Fachgebiet denken und daran, wie wir mit der Nachhaltigkeit umgehen.

Spontan fällt die Vorsorge und Prophylaxe ein. Die eigenen Zähne möglichst ein Leben lang erhalten, das ist nachhaltig im Sinne von Lebensqualität und Gesundheit. Unsere umfangeichen Vorschriften bei der Entsorgung von Müll, den Hygienevorschriften und der Röntgenverordnung bedeuten Nachhaltigkeit für die Umwelt und den Schutz für den Patienten. Ja, wir denken nachhaltig. So weit so gut, aber sagt Nachhaltigkeit auch etwas über den Zeitraum aus, den sie erfüllen soll? Sprechen wir von 1 Jahr, 20 oder gar 100 Jahren?

Ich will meine philosophischen Betrachtungen nicht zu sehr ausdehnen, sondern die Behandlung unserer Patienten wieder in den Fokus rücken. An ihrem Beispiel lässt sich gut demonstrieren, dass es mit der Nachhaltigkeit so eine Sache ist. Wie oft wird beispielsweise bei der prothetischen Planung wirklich daran gedacht, wie vor allem unsere älteren Patienten in einigen Jahren, wenn körperliche Einschränkungen dazu gekommen sind, mit der Versorgung noch zurecht kommen werden? Vollbezahnt oder festsitzend mit und ohne Implantaten bis ins hohe Alter ist prima, aber ist das wirklich nachhaltig?? Wer Senioreneinrichtungen betreut oder Hausbesuche macht, kann nachvollziehen, was gemeint ist. Nachhaltigkeit in der Patientenbetreuung bedeutet für mich, auch die folgenden Jahre im Auge zu behalten. Alle Versorgungskonzepte haben hierbei ihre Berechtigung, solange sie länger funktionieren als die 2 Jahre Gewährleistung.

Ihre

Cornelia Gins