Gefäßmedizin Scan - Zeitschrift für Angiologie, Gefäßchirurgie, diagnostische und interventionelle Radiologie 2015; 02(04): 305-321
DOI: 10.1055/s-0034-1393092
Fortbildung
Seltene Gefäßerkrankungen
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Interventionelle Therapie von Gefäßmalformationen[*]

Wibke Uller
,
René Müller-Wille
,
Walter A. Wohlgemuth
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Publication Date:
28 October 2015 (online)

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Einleitung

Vaskuläre Anomalien können in Gefäßtumoren und Gefäßmalformationen eingeteilt werden [1]. Entsprechend der Hämodynamik werden die vaskulären Malformationen weiter in Slow-Flow-Malformationen (kapilläre, venöse und lymphatische Malformationen) und Fast-Flow-Malformationen (arteriovenöse Fisteln und arteriovenöse Malformationen) unterteilt.

Wie bereits im Artikel „Diagnostik und Klassifikation von Gefäßmalformationen“ der Autoren [2] beschrieben, ist eine korrekte Diagnosestellung anhand der aktuellen Klassifikation essenzielle Grundlage dafür, für die jeweilige Malformation die beste Therapieoption anwenden zu können (Tab. [1]). Im vorliegenden Artikel soll nun die interventionelle Therapie von Gefäßmalformationen im Vordergrund stehen.

Tabelle 1

Übersicht der Therapieverfahren.

Art der vaskulären Malformation

Therapieverfahren

Geräte/Material

Fast-Flow-Läsionen

arteriovenöse Malformationen

Embolisation (transarteriell, direkt, perkutan, transvenös)

Onyx, Alkohol

Chirurgische Resektion des embolisierten Nidus (wenn möglich)

arteriovenöse Fisteln

Embolisation

Coils, Amplatzer vascular Plugs

Slow-Flow-Läsionen

venöse Malformationen

Sklerosierungstherapie

Polidocanol, Sodium Tetradecyl Sulfat, Alkohol, Alkogel

Lasertherapie (interstitiell, endovaskulär)

Resektion (bei Therapieversagern)

lymphatische Malformationen

Sklerosierung (vor allem makrozystische Formen)

Picibanil (OK-432), Alkohol, Polidocanol, Doxycyclin, Bleomycin

Resektion, interstitielle Lasertherapie oder medikamentöse Therapie

kapilläre Malformationen

Lasertherapie

Farbstofflaser, Impulsdiodenlaser, Nd:YAG-Laser

Da es sich bei vaskulären Malformationen um angeborene Veränderungen handelt, sind sie bereits bei der Geburt vorhanden, werden allerdings meist erst während der Kindheit oder im Jugendalter klinisch auffällig. Vaskuläre Malformationen zeigen nie einen spontanen Regress; sie persistieren und werden symptomatisch. Ziel der Therapie dieser lebenslangen Erkrankungen ist es, Beschwerden zu mindern, mögliche Beeinträchtigungen von funktionellem Gewebe und zukünftige Komplikationen zu verhindern. Da es bei einer inkompletten, nicht indizierten oder falschen Therapie der Malformation nicht selten zu einer Verschlechterung der Symptome kommt, ist eine strenge Risiko-Nutzen-Abwägung vor jeder interventionellen Therapie unerlässlich. Eine konservative Therapie steht meist am Anfang der Therapiemaßnahmen und wird auch nach weiterführender, interventioneller Therapie unterstützend fortgesetzt. Eine chirurgische Therapie kann bei speziellen Fällen indiziert sein.

Die kontrastmittelunterstützte MRT (Magnetresonanztomografie) ist die beste und effektivste präinterventionelle Modalität, um die Natur und Ausdehnung der vaskulären Malformation zu diagnostizieren und somit die jeweiligen Therapieoptionen abwägen zu können; die Sonografie stellt hingegen das beste erste Screening-Verfahren dar.

* Dieser Artikel ist eine Aktualisierung des Beitrags in: Interventionelle Radiologie Scan 2014; 1: 53 – 69