Suchttherapie 2014; 15(04): 153
DOI: 10.1055/s-0034-1394416
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Konsumreduktion

Reduction of Substance Use
J. Körkel
,
J. Reimer
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Publication Date:
14 November 2014 (online)

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Prof. Dr. Joachim Körkel
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Prof. Dr. Jens Reimer

Liebe Leserinnen und Leser,

was in der inneren Medizin schwierig erscheint, soll in der Suchtmedizin bzw. Suchtbehandlung allgemein funktionieren? Einen übergewichtigen Diabetiker zu motivieren, adäquat zu essen und das Gewicht möglichst schnell zu normalisieren, gelingt häufig trotz intensiver Unterstützung nicht. Die gleiche Erfahrung machen wir tagtäglich mit Suchtkranken: Trotz intensiver Motivierung zur Abstinenz gelingt die Abstinenz nicht oder nur partiell. Was hat zu diesem hohen und lange Zeit singulär bestehendem therapeutischem Zielanspruch der Abstinenz beigetragen? Hier können vielleicht die Entwicklung der Suchttherapie aus einer kirchlichen Tradition mit einer Anfälligkeit für Dogmen, die Erfahrung der Ohnmacht Betroffener und deren Einfluss auf therapeutische Ansätze in der Selbsthilfe oder auch die Funktion des Suchtkranken als Objekt von Phantasien und Neidprojektionen seitens der Gesellschaft oder der Therapeuten genannt werden. In keinem Bereich der psychischen Erkrankungen ist der Anteil von Betroffenen in spezifischer Behandlung so gering wie in der Sucht, bei Alkoholkranken wird nur jeder 10. von spezifischer Therapie erreicht. Hierzu mag das für viele Betroffene unattraktive Ziel der Abstinenz beigetragen haben. In der Forschung war und ist übrigens die Reduktion der Trinkmenge ein gängiger Zielparameter.