Psychother Psychosom Med Psychol 2015; 65(01): 11-13
DOI: 10.1055/s-0034-1394460
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Wie sieht die Zukunft der psychobiologischen Forschung der Essstörung aus?

What will the Future of Psychobiological Research in Eating Disorders Look Like?
Hans-Christoph Friederich
1   Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, LVR-Klinikum, Kliniken und Institut der Universität Duisburg-Essen, Essen
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Publication History

eingereicht 14 October 2014

akzeptiert 20 October 2014

Publication Date:
16 January 2015 (online)

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Zusammenfassung

Die technischen Weiterentwicklungen der bildgebenden Verfahren haben in den letzten Jahren entscheidend zu einem verbesserten Verständnis neurobiologischer Grundlagen von Essstörungen beigetragen. Die Identifizierung und Isolierung von zugrundeliegenden neuronalen Netzwerken wird jedoch erschwert durch die ätiologische Heterogenität der klinisch und psychopathologisch definierten Essstörungsphänotypen. Vor diesem Hintergrund propagieren namhafte Wissenschaftler, dass die Aktivität in neuronalen Netzwerken den Ausgangspunkt für die aufwärts Untersuchung von assoziierten Verhaltensweisen als auch für die abwärts Untersuchung von konstituierenden genetischen und molekularbiologischen Faktoren darstellen sollte. Entsprechend dieses Ansatzes wird die psychobiologisch orientierte Forschung von gestörtem Essverhalten in der Zukunft stärker transdiagnostisch ausgerichtet sein, einen dimensionalen Ansatz verfolgen und von gut charakterisierten neuronalen Netzwerken ausgehen. Ferner wird es durch die neuen Erkenntnisse der Hirnforschung zukünftig bei essgestörten Patienten sehr viel direkter möglich sein, die Wechselwirkung zwischen der Aktivierung in neuronalen Netzwerken und dem Energiemetabolismus bzw. der Hunger- und Sättigungsregulation zu untersuchen. Das typische Auftreten der Anorexia und Bulimia nervosa in der Pubertät legt nahe, dass die alterstypischen biologischen und psychosozialen Veränderungen in dieser Lebensphase als Trigger für den Ausbruch der Erkrankung bedeutsam sind. Somit ist auch eine stärkere Integration der Entwicklungsperspektive sowie (epi-) genetischer Aspekte in der psychobiologischen Forschung von Essstörungen von großem wissenschaftlichem Interesse in der Zukunft.

Abstract

The technical progress of brain imaging methods in recent years have decisively contributed to a better understanding of the neurobiological underpinnings of eating disorders. However, the identification and detection of underlying neurocircuits is complicated by the aetiological heterogeneity of clinically and psychopathologically defined eating disorder phenotypes. It is against this background that renowned scientists advocate that neurocircuit function should be the starting point for the upward investigation of behavioural responses and the downward research of constitutional genetic and molecular biological factors. According to this theory, psychobiological research of disturbed eating behaviour will follow to a greater extent a transdiagnostic and dimensional approach, and will be based on well characterized neurocircuits in the future. Furthermore, the latest findings in brain research will allow to investigate directly the interaction between neurocircuit function and energy metabolism in eating disorders. The typical onset of anorexia nervosa and bulimia nervosa in puberty suggest that age related biological and psychosocial alterations in this phase of life serve as a trigger for the beginning of the disease. Therefore, a greater integration of the developmental perspective as well as (epi-) genetic aspects in psychobiological research will be of great scientific interest in the future.