Aktuelle Rheumatologie 2014; 39(06): 363
DOI: 10.1055/s-0034-1395579
Editorial
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Molekulare Osteologie

Molecular Osteology
U. Lange
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Publication Date:
17 December 2014 (online)

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Univ.-Prof. Dr. med. Uwe Lange

Im Rahmen des entzündlich-rheumatischen Prozesses kann es zu erosiv-destruktiven Veränderungen als auch zur Entwicklung einer sekundären Osteoporose kommen. Chronische Entzündungen entstehen durch persistierende molekulare Entzündungskaskaden, u.a. vermittelt über gemeinsame Signalwege von proinflammatorischen Zytokinen wie TNF-α, Interleukin(IL)-1 und IL-6. Das medikamentöse Arsenal der rheumatoiden Arthritis wurde erfreulicherweise durch die Einführung der Biologicals („anti-Zytokin-Therapeutika“) enorm bereichert. In der ersten Arbeit von Dr. med. Holger Stracke und Mitarbeitern wurde der Einfluss einer 2-jährigen TNF-Blockadetherapie auf den Knochen- und Knorpelstoffwechsel sowie die Knochendichte prospektiv untersucht. Thomas Wettich widmet sich dem Therapieeinfluss des Interleukin-6 Rezeptor-Antagonisten Tocilizumab auf klinische Parameter, der Knochendichte und Markern des Knochenstoffwechsels. Neben den proinflammatorischen Zytokinen als Induktoren molekularer Entzündungskaskaden kommt bei der rheumatischen Entzündung auch Adipokinen zunehmendes Interesse zu. In diese Thematik wird im Beitrag von Dr. rer. nat. Klaus Frommer und Mitarbeitern eingeführt. Advanced glycation endproducts (AGEs) und Vitamin D spielen neben einer Vielzahl anderer Faktoren eine Rolle bei der Differenzierung und Funktion des Knochenumbaus. Prof. Dr. med. Peter Ölzner widmet sich den potentiell antagonistischen Effekten von AGEs und Vitamin D im Knochenstoffwechsel und der klinischen Bedeutung. Über die Bestimmung der periartikulären Demineralisation mit detaillierter Erfassung struktureller Destruktionen im Rahmen der rheumatischen Entzündung sowie den Stellenwert der hierzu verfügbaren Bildgebungstechniken gibt PD Dr. med. Alexander Pfeil einen umfassenden Überblick.

Wenngleich die medikamentösen Fortschritte durch die Biologika-Therapie enorm sind, ist nach wie vor eine vollständige Heilung nicht gegeben und daher die Entwicklung neuer Therapieansätze von großem Interesse. Mit Tofacitinib (Handelsname Xeljanz®, seit 2012 in den USA zugelassen), steht eine neue therapeutische Option bei der rheumatoiden Arthritis zur Verfügung. Dabei handelt es sich um einen oral applizierbaren Januskinase-Inhibitor. Januskinasen sind integraler Bestandteil der Signalkaskade von Zytokinrezeptoren. Zytokine regulieren bekanntermaßen die Entzündungsreaktionen mit konsekutiv entzündlich-destruierenden Veränderungen über diverse Signalwege. Der pharmakologische Ansatz beruht auf einer spezifischen Hemmung bestimmter Januskinasen, die wesentlich an der rheumatischen Entzündungsreaktion beteiligt sind. In dem Beitrag von Stephan Döker und Mitarbeitern wird über die Pharmakokinetik und den klinischen Einsatz bei der RA berichtet. Ein weiterer innovativer Therapieansatz bei rheumatischen Erkrankungen ist die Transplantation mesenchymaler Stroma- oder Stammzellen. Dieses Therapieprinzip vereint Aspekte der Regenerativen Medizin und der Immunmodulation. Im abschließenden Beitrag von Michael Schmitt und Mitarbeitern werden die Chancen und Risiken dieser Zelltherapieform dargestellt.

Mögen Ihnen die ausgewählten Beiträge neue Erkenntnisse und Einsichten vermitteln sowie unseren Patienten zu Gute kommen.

Im Namen der Autoren, Ihr
Univ.-Prof. Dr. med. Uwe Lange