Der Klinikarzt 2014; 43(11): 551
DOI: 10.1055/s-0034-1395921
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Erstlinienbehandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms – Therapieentscheidung nach Effektivität und Verträglichkeit

Further Information

Publication History

Publication Date:
15 December 2014 (online)

 
 

Internationale Fachgesellschaften wie die European Association of Urology (EAU) [ 1 ] und die European Society for Medical Oncology (ESMO) [2] empfehlen in ihren aktuellen Leitlinien für die Erstlinientherapie des klarzelligen fortgeschrittenen beziehungsweise metastasierten Nierenzellkarzinoms (mRCC) bei günstigem oder intermediärem Risiko einheitlich die Tyrosinkinase-Inhibitoren (TKI) Pazopanib und Sunitinib sowie den monoklonalen Antikörper Bevacizumab in Kombination mit Interferon mit dem höchsten Empfehlungsgrad (A). Die EAU empfiehlt die TKI neben Temsirolimus jetzt auch bei ungünstigem Risiko, während die ESMO weiterhin Temsirolimus für diese Risikogruppe nach den Motzer-Kriterien des MSKCC (Memorial Sloan-Kettering Cancer Center) empfiehlt. Die Veröffentlichung der deutschen S3-Leitlinie zum mRCC werde für Anfang 2015 erwartet, berichtete Prof. Christian Doehn, Lübeck, bei einem Symposium im Oktober in Düsseldorf.

Nichtunterlegenheit bei besserem Ansprechen

Grundlage für die Empfehlung des Multi-TKI Pazopanib (Votrient®) waren die positiven Ergebnisse der randomisierten, offenen COMPARZ-Studie, die Pazopanib (800 mg/d) direkt mit Sunitinib (50 mg/d) verglich [ 3 ]. Eingeschlossen in die bislang größte Head-to-Head-Studie beim Nierenzellkarzinom waren 1110 Patienten mit mRCC, die noch nicht systemisch vortherapiert waren. Primärer Endpunkt der Studie war das progressionsfreie Überleben (PFS), bestimmt durch unabhängige Gutachter: Hier war Pazopanib mit 8,4 Monaten Sunitinib mit 9,5 Monaten nicht unterlegen und der Studienendpunkt damit erreicht. Auf Pazopanib sprachen jedoch statistisch signifikant mehr Patienten an [ 4 ], wie Prof. Stefan Siemer, Homburg/Saar, erklärte: „Die objektive Ansprechrate erreichte unter Pazopanib 31% und unter Sunitinib 25 %.“ Die 2014 veröffentlichte finale Analyse der Daten zum Gesamtüberleben [ 4 ] als sekundärem Endpunkt der COMPARZ-Studie zeigte für beide TKI ein vergleichbares Overall Survival (OS) von 28,3 Monaten für Pazopanib und 29,1 Monaten für Sunitinib (p = 0,24). Differenziert nach Risikogruppen war das mediane Gesamtüberleben in der Gruppe mit niedrigem Risiko 42,5 Monate (Pazopanib) versus 43,6 Monate (Sunitinib), mit intermediärem Risiko 26,9 Monate versus 26,1 Monate und mit hohem Risiko 9,9 Monate versus 7,7 Monate.

Neben der signifikant besseren Ansprechrate könne Siemer zufolge auch die Verträglichkeit der einzelnen Substanzen zu einer individuellen Therapieentscheidung in der ersten Linie beitragen. So umfasst das Verträglichkeitsprofil von Pazopanib zwar eine höhere Inzidenz von Leberfunktionsstörungen mit Steigerung der Alanin-Aminotransferase (ALT) und des Bilirubins, die Rate unerwünschter Ereignisse aller Grade an Fatigue, Mukositis, Hand-Fuß-Syndrom und Thrombozytopenie war dagegen unter dem Multi-TKI deutlich geringer.


#

Effektivität in der Versorgungsrealität bestätigt

Daten zur Behandlungsrealität von Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom in Deutschland stellte Dr. Sebastian Keck, Erlangen, vor. Das seit 2007 existierende iOMEDICO-Register zeigt einer aktuellen Analyse vom Mai 2014 zufolge, dass Pazopanib in den letzten Jahren stetig mehr eingesetzt wurde und jetzt mit 48% das meist verwendete Medikament in der Erstlinienbehandlung des mRCC darstellt. Gleichzeitig bestätigen die Registerdaten die Wirksamkeit beider TKI in der Versorgungsrealität mit einem medianen PFS von 9,7 Monaten für Pazopanib und 9,2 Monaten für Sunitinib (Abb. [ 1 ]).

Zoom Image
Abb. 1 Outcome-Daten zum progressionsf reien Überleben in der 1. Therapielinie.

Michael Koczorek, Bremen

Quelle: Satellitensymposium „Das fortgeschrittene Nierenzellkarzinom optimal therapiert: Was bei der Therapieentscheidung wirklich hilft“, 66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU), am 2. Oktober 2014 in Düsseldorf. Veranstalter: GSK.


#
#

 
Zoom Image
Abb. 1 Outcome-Daten zum progressionsf reien Überleben in der 1. Therapielinie.