XX Die Zeitschrift für Frauen in der Medizin 2014; 3(4): 193
DOI: 10.1055/s-0034-1395973
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verkehrte Welt

Further Information

Publication History

Publication Date:
11 November 2014 (online)

Liebe Leserin,

die DGGG ist die wichtigste wissenschaftliche Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe in Deutschland. Als solche fördert sie Wissenschaft und Forschung und steht für die permanente Innovation von Richtlinien und Empfehlungen in Diagnose und Therapie.

Jedoch – was für das Fachgebiet gilt, muss noch lange nicht für die Funktionärsebene gelten. Dort nämlich wird weder der nationalen demografischen Entwicklung in Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung noch der aktuellen Entwicklung in unserer Fachgesellschaft Rechnung getragen. Mit anderen Worten: Die Entwicklung der Mitglieder (= Ärzteschaft) im Fach Gynäkologie und Geburtshilfe, welche im Jahr 2008 eine radikale Kehrtwende machte, spiegelt sich in keiner Weise wider. Seit 2008 verzeichnet die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe mehr Ärztinnen als Ärzte als Mitglieder, was die Entwicklung abbildet, die wir auch in der klinischen Versorgung und medizinischen Forschung sehen: Die Medizin wird weiblich – allerdings nicht auf der Funktionärs- und Führungsebene.

Wie will eine Gesellschaft, deren Geschicke großteils von „älteren Herren“ gelenkt wird, die Interessen von nunmehr 72 % ihrer Mitglieder, nämlich Frauen unter 40 Jahren, zum einen erkennen und zum anderen unterstützen? Die Belange der Ärztinnen kommen vielfältig zu kurz, wie wir es z. B. an den antiquierten Mutterschaftsrichtlinien oder aber auch der Weiterbildungsanerkennung in Teilzeit ablesen können. Ich unterstelle den Männern hier keine böswillige Absicht, sondern bin davon überzeugt, dass „Mann“ an gewisse Dinge, die in erster Linie Frauen betreffen, nicht gedacht hat.

Wir brauchen daher dringend ärztliche Repräsentantinnen in medizinischen und wissenschaftlichen Führungsgremien und Vorständen, damit „Frau“ nicht in Vergessenheit gerät. Merkwürdig ist es allerdings, dass „Frau“ gerade im Fach Frauenheilkunde vergessen wurde. Aber Gott sei Dank ist uns wenigstens der Job als Kongress-Sekretärin geblieben!

Mit kollegialen Grüßen

Ihre Herausgeberin

Prof. Dr. Marion Kiechle

Herausgeberinnen

Dr. med. Sandra Breyer

Dr. med. Astrid Bühren

Dr. med. Anja Haas

Prof. Dr. med. Doris Henne-Bruns

Prof. Dr. med. Marion Kiechle

Expertinnenpanel

Prof. Dr. rer. physiol. Dr. h. c. Ulrike Beisiegel

Dr. phil. Mechthild Determann

Dr. phil. Susanne Dettmer

Prof. Dr. med. Annette Hasenburg

Dr. med. Evelyn Hemper

Prof. Dr. med. Gabriela Möslein

Stefanie Pranschke-Schade

Prof. Dr. med. Vera Regitz-Zagrosek

Prof. Dr. med. Anke Rohde

Prof. Dr. med. Ingrid Schreer

Prof. Dr. med. Petra-Maria Schumm-Draeger

Zoom Image