Rehabilitation (Stuttg) 2015; 54(02): 116-122
DOI: 10.1055/s-0034-1398515
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

„Selbsthilfefreundlichkeit“ als Element patientenorientierter Rehabilitation – Ergebnisse eines Modellversuchs

Self-help Friendliness as an Element of Patient-centered Rehabilitation – Results of a Model Project
M. Bobzien
1   Organisationsberaterin, München
,
A. Trojan
2   Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
10 March 2015 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund: „Selbsthilfefreundlichkeit“ wird definiert als systematischer Ansatz, Patientenorientierung durch Kooperation mit Selbsthilfegruppen in Einrichtungen des Gesundheitswesens nachhaltig zu verankern. Selbsthilfegruppen helfen in der Rehabilitation zum eigenverantwortlichen Umgang mit der jeweiligen Krankheit.

Methodisches Vorgehen: In einem partizipatorischen Prozess entwickelten Reha-Kliniken und Selbsthilfe 5 Qualitätskriterien für Selbsthilfefreundlichkeit und erprobten ihre Umsetzung. Das Vorgehen im Modellversuch orientierte sich an der Standardentwicklung der ISQUA – International Society for Quality in Health Care.

Ergebnisse: Die Kriterien ließen sich einrichtungsspezifisch erfolgreich umsetzen. Die gesamte Prozessdokumentation ist über das Netzwerk „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ allgemein zugänglich (www.selbsthilfefreundlichkeit.de).

In der Diskussion werden vor allem die im Modellversuch sichtbar gewordenen Probleme und die Perspektiven für die weitere Nutzung der Projektergebnisse erörtert.

Abstract

Background: The concept of self-help friendliness describes a systematic approach in health care institutions to strengthen patient-centeredness through closer collaboration with self-help groups. Self-help groups enable patients to better coping with their diseases.

Method: Organised as a participatory process 5 quality criteria for best practice in the cooperation between professionals in rehabilitation facilities and patient organizations were developed and tested. The process of standards development of ISQUA – International Society for Quality in Health Care guided the model project.

Results: Implementing the criteria is feasible and in line with institution-specific requirements. The process documentation is accessible via the network „Selbsthilfefreundlichkeit und Patientenorientierung im Gesundheitswesen“ (www.selbsthilfefreundlichkeit.de).

The discussion deals with problems of realization and perspectives concerning the transfer of results.

 
  • Literatur

  • 1 Robert Koch-Institut, Statistisches Bundesamt. Bürger- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen . . Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 32. Berlin: RKI; 2006
  • 2 Schönle PW. Anforderungen an eine patientenorientierte Rehabilitation. Rehabilitation 2003; 42: 261-268
  • 3 Jäckel WH, Bengel J. Patientenorientierung in der Rehabilitation. Rehabilitation 2008; 47: 65-66
  • 4 Trojan A, Bobzien M, Steinhoff-Kemper C et al. „Selbsthilfefreundlichkeit“ als Ansatz für mehr Patientenorientierung im Krankenhaus. Konzept, Praxiserfahrungen und Bewertung durch die beteiligten Akteure. Das Krankenhaus 2013; 7: 715-722
  • 5 Möller B. Die Bedeutung der Zusammenarbeit von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. In: NAKOS. Hrsg Kooperation von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. NAKOS extra Nr. 34. Berlin: NAKOS; 2003: 61-68
  • 6 Kuckartz A. Kooperation von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. In: Braun J, Kettler U, Becker I. Hrsg Selbsthilfe und Selbsthilfeunterstützung in der Bundesrepublik Deutschland. Schriftenreihe des BMFSFJ, Band 136. Stuttgart u. a.: Kohlhammer; 1997: 303-314
  • 7 NAKOS Hrsg Kooperation von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. NAKOS extra Nr. 34. Berlin: NAKOS; 2003
  • 8 Möller B, Balke K. Einsatzbereit? – Zur Kooperation von Rehabilitationskliniken und Selbsthilfekontaktstellen. In: NAKOS. Hrsg Kooperation von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. NAKOS extra Nr. 34. Berlin: NAKOS; 2003: 6-10
  • 9 Möller B. Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken – besser als ihr Ruf: die Praxis der Kooperation. NAKOS Info 2004; 81: 39-40
  • 10 Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation Hrsg Gemeinsame Empfehlung zur Förderung der Selbsthilfe. Frankfurt: BAR; 2004
  • 11 Buschmann-Steinhage R. Vorstellungen und Ideen zu einer verbesserten Kooperation. In: NAKOS. Hrsg Kooperation von Selbsthilfekontaktstellen und Rehabilitationskliniken. NAKOS extra Nr. 34. Berlin: NAKOS; 2003: 46-55
  • 12 Borgetto B, Klein M. Rehabilitation und Selbsthilfe (Kooperation und Vernetzung von Rehabilitationskliniken und Selbsthilfegruppen/-organisationen). Hrsg. v. Bundesministerium für Gesundheit, FB 009. Berlin: BMG; 2007
  • 13 Trojan A. Einführung in die Geschichte der Kooperation von Selbsthilfegruppen und Einrichtungen der rehabilitativen Versorgung. In: Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M. et al. Hrsg Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW; 2012: 275-280
  • 14 Trojan A, Bobzien M. Vorbereitung der Integration von Selbsthilfefreundlichkeit in das QM von Reha-Einrichtungen. In: Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M. et al. Hrsg. Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW; 2012: 281-289
  • 15 Lindow B, Naumann B, Klosterhuis H. Kontinuität der rehabilitativen Versorgung – Selbsthilfe und Nachsorge nach medizinischer Rehabilitation der Rentenversicherung. In: Deutsche Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen e.V. Hrsg Selbsthilfegruppenjahrbuch 2011. Gießen: DAG SHG; 2011: 120-133
  • 16 Groene O, Garcia-Barbero M. (eds.). Health Promotion in Hospitals: Evidence and Quality. Kopenhagen: WHO Regional Office for Europe; 2005: 53-70
  • 17 Bobzien M, Trojan A. Aktueller Stand und Perspektiven: Erprobung mit zwei Rehabilitationskliniken. In: Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M. et al. Hrsg. Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW; 2012: 290-297
  • 18 Widera T. Aktuelles aus der Reha-Qualitätssicherung – neue Ergebnisse der Rehabilitandenbefragung. RV aktuell 2010; 57: 153-159
  • 19 Farin E, Jäckel W. Qualitätssicherung in der Rehabilitation – eine kritische Bestandsaufnahme. Forum Public Health 2011; 19: 6-7
  • 20 Matzat J. Selbsthilfe trifft Wissenschaft – Zur Patientenbeteiligung an der Entwicklung von Leitlinien. Z Evid Fortbild Qual Gesundh wesen (ZEFQ) 2013; 107: 314-319
  • 21 Welti F. Rechtliche Aspekte einer „Patientenorientierung“ in der Rehabilitation. Rehabilitation 2008; 47: 109-111
  • 22 Forster R, Rojatz D. Selbsthilfegruppen als Partner der Gesundheitsförderung im Krankenhaus. Eine Analyse am Beispiel krankenhausbezogener Kooperationsprojekte. Forschungsbericht. Wien: Institut für Soziologie, Universität Wien; 2011
  • 23 Steinhoff-Kemper C, Bobzien M, Trojan A. Modellprojekt mit Krankenhäusern in NRW: Entwicklung und Erprobung der Umsetzungsschritte. In: Trojan A, Bellwinkel M, Bobzien M. et al. Hrsg Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen. Wie sich selbsthilfebezogene Patientenorientierung systematisch entwickeln und verankern lässt. Bremerhaven: Wirtschaftsverlag NW; 2012: 124-151