neuroreha 2015; 07(03): 104
DOI: 10.1055/s-0035-1564284
Aktuelles aus der Forschung
Gelesen und kommentiert
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sturzprävention bei Personen mit Parkinson

Jan Mehrholz
1   Private Europäische Medizinische Akademie der Klinik Bavaria in Kreischa GmbH, An der Wolfsschlucht 1–2; 01731 Kreischa
› Author Affiliations
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Publication History

Publication Date:
10 September 2015 (online)

Zusammenfassung der Studie

Ziele

Ziel der Studie war es, den Effekt von zwei Physiotherapieprogrammen auf die Sturzrate bei Personen mit Parkinson zu evaluieren.


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Methodik

Design

Randomisierte, kontrollierte dreiarmige Studie

Ein- und Ausschlusskriterien

Eingeschlossen wurden Personen mit der medizinisch bestätigten Diagnose Parkinson, einem Mini-Mental-State-Examination-(MMSE-)Wert von ≥ 24, Hoehn-und-Yahr-Stadium geringer als 5, die die im Folgenden beschriebenen Interventionen sicher durchführen konnten. Patienten mit tiefer Hirnstimulation wurden ausgeschlossen.

Interventionen

Die Patienten wurden in drei Gruppen per Zufallsprinzip eingeteilt. Die Therapien wurden ambulant einmal wöchentlich über 8 Wochen, kombiniert mit einem strukturierten Heimübungsprogramm angeboten:

  • progressives Kraft-/Widerstandstraining in Kombination mit Vermittlung von Kenntnissen zur Sturzprävention (Gruppe PRST),

  • Bewegungsstrategietraining in Kombination mit Vermittlung von Kenntnissen zur Sturzprävention (Gruppe MST),

  • Lebensberatung und -information (Kontrollgruppe, LS).

Messungen

Der primäre Zielparameter war die Sturzrate über einen 12-Monate-Beobachtungszeitraum im Anschluss an die achtwöchige Intervention.

Sekundäre Zielparameter wurden zu Beginn, nach acht Wochen Therapie, nach drei und nach zwölf Monaten erhoben. Gemessen wurde die Gehgeschwindigkeit (gemessen mit 6-Meter-Gehtest und dem Timed-up-and-go-Test), Alltagsbeeinträchtigungen (UPDRS-Subskala Motorik und Alltag) und Lebensqualität (PDQ39 und Visuell-Analog-Skala des Euroqol-5D).


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Ergebnisse

Insgesamt wurden 210 Probanden in die Studie eingeschlossen. Im Mittel waren die Personen 68 Jahre alt, etwa 7 Jahre erkrankt, die Hälfte zeigte Freezing-Symptome und alle Hoehn-und-Yahr-Stadien von 0–4 waren zu mindestens 10 % vertreten. 55 % der Patienten war bereits vor der Studie gestürzt. Im Rahmen der Studie stürzten 62,7 % in LS, 65,7 % in MST und 52,2 % in PRST. Die Sturzraten (Anzahl der Stürze pro Person) unterschieden sich signifikant zwischen den Gruppen (18,6 Stürze in LS, 6,6 Stürze in MST und 2,8 Stürze pro Person in PRST).

Über ein Jahr zeigte die MST-Gruppe größere Verbesserungen in der UPDRS-Subskala Motorik (Vergleich zur Kontrollgruppe). Keine Unterschiede nach 12 Monaten gab es für die Gehgeschwindigkeit oder die Lebensqualität mit Ausnahme des PDQ39, der sich in der PRST-Gruppe mehr verbesserte als in der Kontrollgruppe.


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Schlussfolgerung

Es wird geschlussfolgert, dass bei sturzgefährdeten Personen mit leichtem bis moderat schwerem Morbus Parkinson kombinierte Sturzpräventionsprogramme die Sturzrate positiv beeinflussen können.


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  • 1 Morris ME, Menz HB, McGinley JL et al. A randomized controlled trial to reduce falls in people with Parkinson‘s disease. Neurorehabil Neural Repair 2015; DOI: 10.1177/1545968314565511. [online first]