Der Klinikarzt 2015; 44(09): 383
DOI: 10.1055/s-0035-1564917
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Highlights der Gastroenterologie und Hepatologie – Was gibt es Neues für den klinischen Alltag?

Frank Lammert
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Publication Date:
28 October 2015 (online)

Das Verständnis von Magen-, Darm- und Leberkrankheiten hat sich in der Bevölkerung durch den Bestseller „Darm mit Charme“, der jetzt eine Auflage von über 500 000 verkauften Exemplaren erreicht hat, verbessert. Mit diesem Buch ist es der Medizinstudentin Giulia Enders – gemeinsam mit ihrer Schwester Jill Enders, die die Illustrationen zum Buch lieferte – in eindrucksvoller Weise gelungen, die Wahrnehmung der Gastroenterologie in der Öffentlichkeit zu erhöhen. Dies ist der richtige Zeitpunkt, um auch als Klinikarzt auf dem aktuellen Stand zu sein.

Das vergangene Jahr war in unserem Fachgebiet insbesondere vom Durchbruch bei der Interferon-freien Therapie der chronischen Hepatitis-C-Virus (HCV)-Infektion gekennzeichnet, die durch die sehr wirksame und nebenwirkungsarme Medikamentenkombination ihren Schrecken verliert – wobei sie gleichzeitig eine intensive Diskussion um Arzneimittelkosten entfacht hat. Daher beginnt diese Ausgabe des klinikarzt mit einer Übersicht über die wichtigsten Formen der Virushepatitis (A bis E) und deren Behandlungsmöglichkeiten von Herrn Priv.-Doz. Dr. Frank Grünhage (Homburg). Er betont, dass die Hepatitis-B-Virus-Infektion bei starker Immunsuppression reaktivieren kann, sodass bei diesen Patienten stets eine prophylaktische Therapie zu erwägen ist. Die Therapieregime, für die aktuell ein Zusatznutzen bei der chronischen Hepatitis C durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) anerkannt wurde, werden in einer Tabelle übersichtlich zusammengefasst.

Die rechtzeitige erfolgreiche Therapie der Virushepatitis hat das Ziel, die Entwicklung einer Leberzirrhose – der gemeinsamen Endstrecke aller chronischen Leberkrankheiten – zu verhindern. Als wichtige Ursachen treten die alkoholische Leberkrankheit und die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung in den Vordergrund. Der aktuelle Stand des Komplikationsmanagements bei der Zirrhose wird von Herrn Prof. Dr. Markus Schuchmann (Konstanz) zusammengefasst, der zu diesem Thema kürzlich auch ein empfehlenswertes Buch für die klinische Praxis herausgegeben hat. Der Beitrag weist auch auf die kürzlich publizierte Bonner Multicenter-Studie hin, die bestätigt hat, dass der TIPS-Shunt signifikant die Rate der Re-Blutungen gegenüber einer nur mit nicht-selektiven Betablockern und endoskopischer Ligatur behandelten Patientengruppe verringert; allerdings unterschied sich in beiden Studienarmen das Überleben nicht, und die Enzephalopathierate war trotz des geringen TIPS-Durchmessers mit 18 % im Vergleich zu 8 % erhöht.

Mit Herrn Prof. Dr. Stephan Miehlke (Hamburg) konnte ein ausgewiesener Experte gewonnen werden, um die bisher zu selten diagnostizierte eosinophile Ösophagitis (und Gastroenteritis) konzise zusammenzufassen. Sie gilt heute als die zweithäufigste, meist durch Nahrungsmittelallergene ausgelöste, entzündliche Erkrankung der Speiseröhre und als häufigste Ursache einer Dysphagie. Einen eindrucksvollen Blick in die Endoskopie eröffnet das Team von Herrn Prof. Dr. Franz-Ludwig Dumoulin (Bonn), der über seine Erfahrungen zur Diagnostik und Therapie subepithelialer Tumoren berichtet. Diese sind häufig Zufallsbefunde, die jedoch ein differenziertes Management erfordern. Das Bildmaterial illustriert die Bedeutung der vertrauensvollen interdisziplinären Zusammenarbeit von Gastroenterologen, Pathologen, Chirurgen und Radiologen.

Die interdisziplinäre Zusammenarbeit über Schnittstellen hinweg wird auch für eine andere gastroenterologische Krankheit, die akute Pankreatitis, gefordert, die eine der häufigsten stationär behandelten Erkrankungen in der Gastroenterologie darstellt. Die Therapiekonzepte haben sich in den letzten Jahren stetig gewandelt, und Herr Priv.-Doz. Dr. Rosendahl aus Leipzig fasst die aktuellen Algorithmen für den Klinikalltag abschließend zusammen.

Als Herausgeber danke ich allen Kollegen für die termingerechte und sorgfältige Erstellung der informativen Beiträge ausdrücklich. In der Hoffnung auf eine anregende Lektüre und interessante Fortbildung verbleibe ich mit kollegialen Grüßen