Diabetes aktuell 2015; 13(06): 239
DOI: 10.1055/s-0035-1569063
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Individualisierte, personalisierte Diabetes-Therapie – Realität oder Zukunftsmusik?

Antje Bergmann
,
Peter E. H. Schwarz
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Publication Date:
11 November 2015 (online)

In diesem Heft liegt der Schwerpunkt auf der Diabetestherapie. Wir beleuchten diese aus verschiedenen Blickwinkeln und unter verschiedenen Aspekten.

In einem Artikel betrachten die Autoren um B. Gallwitz den Stellenwert der Insulinanaloga bei der Behandlung von Typ-2-Diabetikern. Natürlich ist bekannt, dass kurz wirksame Insulinanaloga schneller anfluten, eine höhere Peakwirkung und eine viel kürzere Wirkdauer als NPH Insuline aufweisen. Dennoch fehlen große prospektive randomisierte Langzeitstudien zu diesen Insulinanaloga. In diesem Artikel sind kritische Bedenken zur generellen Verordnung einem individualisierten und überlegten Einsatz gegenübergestellt.

Um die Intensivierung einer Basalinsulintherapie in Kombination mit GLP-1-Rezeptoragonisten dreht es sich in einem weiteren Artikel der Autoren aus Tübingen und Quakenbrück, B. Gallwitz und S. Matthaei. Welche Eskalation der Therapieoptionen bestehen bei der Basalinsulin unterstützten oralen Therapie (BOT) bevor eine ICT begonnen wird? Der Fokus des Artikels liegt auf der Betrachtung von aktuellen randomisierten, kontrollierten Studien zur Intensivierung einer Basalinsulintherapie mit 3 GLP-1-Rezeptoragonisten. GLP-1-Rezeptoragonisten können positiv zur „Blutzuckerreduktion, auf den HbA1c-Wert, das Hypoglykämierisiko, das Körpergewicht, die Insulindosis, den systolischen Blutdruck und die Therapiezufriedenheit der Patienten wirken“, so die Autoren. Die Gegenargumente werden ebenso klar und detailliert aufgezeigt: eine intensivierte Insulintherapie kann gezielt die Hauptmahlzeiten abdecken, die gastrointestinalen Nebenwirkungen sind unter dieser ICT viel geringer.

In einem wichtigen Artikel der Dresdner Autoren M. Hanefeld und S. R. Bornstein u.a. zur modernen medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes werden die angekündigten personalisierten und individuellen Optionen betrachtet. Medikamentöse Neuentwicklungen (inkretinbasierte Medikamente, SGLT-2-Inhibitoren und lang wirksame Insulinanaloga) stehen zur Verfügung. Für wen ist welche Therapie am geeignetsten? Welche Patientengruppen profitieren? Neben den individuellen Überlegungen stehen Wirksamkeits- und Sicherheitsaspekte der Arzneimitteltherapie im Mittelpunkt. Mit dem Wissen um neue Therapieoptionen und den vorliegenden Leitlinien können eine Vielzahl individualisierter Optionen und Kombinationen Anwendung finden. Die Klaviatur der DiabetesTherapie ist erweitert und kann „bespielt werden“.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Spaß beim Lesen und beim Entscheiden, was Sie von unseren Empfehlungen in Ihren Alltag überführen,

Ihre

Antje Bergmann und Peter Schwarz