Dialyse aktuell 2015; 19(S 01): s3
DOI: 10.1055/s-0036-1571388
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Knochen- und Mineralhaushalt

Markus Ketteler
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Publication Date:
25 January 2016 (online)

Auch in den letzten 2–3 Jahren haben sich zu den Störungen des Mineral- und Knochenhaushalts bei chronischer Nierenerkrankung (CKD-MBD: Chronic Kidney Disease – Mineral and Bone Disorders) neue wissenschaftliche und klinische Entwicklungen ergeben. Neue Erkenntnisse zur Phosphatregulation und klinische Studienergebnisse zur Behandlung des sekundären Hyperparathyreoidismus (sHPT) gehören zu den erwähnenswerten Themengebieten. Die KDIGO-Initiative (KDIGO: Kidney Disease: Improving Global Outcomes) hat zudem die Entscheidung getroffen, die CKD-MBD-Leitlinien in diesem Jahr 2015 zu revidieren.

Für das Supplement „Im Fokus“ zur Dialyse aktuell haben wir 3 CKD-MBD-Themen zu einer vertieften Betrachtung ausgewählt. Der erste Beitrag von Prof. Marcus Brand und Mitarbeitern, Münster, setzt sich mit der Bedeutung des Fibroblasten-Wachstums-Faktor-23 (FGF-23) für die kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität von Patienten mit chronischen Nierenerkrankungen auseinander. Neuen präklinischen Erkenntnissen zufolge dürfte FGF-23 nicht nur ein Biomarker für, sondern auch ein direkter Verursacher von Herz-Insuffizienz-Ereignissen sein, was durch epidemiologische Studien bestätigt wird. Eigene Studien der Münsteraner Gruppe konnten dabei myokardiale FGF-Rezeptoren als zukünftiges therapeutisches Target identifizieren.

Die Arbeit von Prof. Vincent Matthias Brandenburg und Dr. Nadine Kaesler, Aachen, verdeutlicht die physiologischen und pathophysiologischen Wirkungen von Magnesium und vor allem eines Magnesiummangels bei chronischer Niereninsuffizienz. Auch hier geht es um den Kontext der kardiovaskulären Risikoproblematik, bei der Magnesium als antiarrhythmische und antikalzifizierende Substanz möglicherweise eine in den letzten Jahren eher unterschätzte protektive Rolle spielt.

Mein eigener Beitrag kommentiert die beiden neuen eisenhaltigen Phosphatbinder, Eisenzitrat und Sucroferric Oxyhydroxyd, wobei letztere Substanz unter dem Handelsnamen Velphoro® seit Herbst 2014 in Deutschland zugelassen ist. Eisenzitrat (AuryxiaTM) hat mittlerweile seine Zulassung in den USA erhalten. Die Studienlage suggeriert eine gute Wirksamkeit in der Indikation Hyperphosphatämie für beide Substanzen. Sucroferric Oxyhydroxyd scheint sich dabei durch eine geringe Tablettenlast auszuzeichnen, bei nur geringer intestinaler Eisenresorption. Eisenzitrat führt dahingegen zu einer signifikanten intestinalen Eisenaufnahme, was insbesondere bei Patienten in den Prädialysestadien bzw. an der Peritonealdialyse einen gewissen Zusatznutzen bedeuten könnte. Hier müssen jedoch vordringlich die kumulativen Langzeiteffekte beobachtet werden. Ich hoffe, dass diese Themen bzw. Artikel Ihr Interesse wecken und auch klinisch relevante Informationen übermitteln.