Summary
Seit Langem ist bekannt, dass Kopfschmerzen durch nozizeptive Vorgänge in der harten
Hirnhaut (Dura mater encephali) und an großen zerebralen Arterien entstehen können,
da die experimentelle Reizung dieser Strukturen zu Kopfschmerzempfindungen führt.
Daneben sind am Kopfschmerzgeschehen wahrscheinlich auch extrakraniale Strukturen
wie die Kopf- und Halsmuskulatur mit ihren Triggerpunkten beteiligt. Dieser Zusammenhang
wurde bisher in erster Linie durch eine konvergente Verschaltung primärer nozizeptiver
Afferenzen auf sekundäre Neurone im trigemino-zervikalen Hirnstammkomplex erklärt.
Durch sog. Tracing-Experimente an Schädelkalotten von Nagern und dem Menschen sowie
funktionelle Untersuchungen gibt es allerdings klare Hinweise auf Nervenfasern der
Dura mater, die mit Kollateralen durch Suturen und Venenkanäle den Schädelknochen
verlassen und das Periost sowie tiefe Schichten der Kopfmuskulatur innervieren können.
Über diese extrakranialen Kollateralen werden vermutlich die Erregungsvorgänge an
den meningealen Afferenzen und somit das Kopfschmerzgeschehen moduliert. Möglicherweise
ist dies auch einer der Wege, auf dem Kopfschmerzen durch unterschiedlichste extrakraniale
Manipulationen therapeutisch beeinflusst werden können.
Keywords
Projektionen - Kopfschmerz - Nozizeption - Afferenz - Konvergenzhypothese - Kollateralenhypothese