Hintergrund:
Die ISAAC Phase Three dokumentiert bei 6 – 7-Jährigen weltweit eine meist ansteigende
Symptomprävalenz der atopischen Dermatitis (AD). Andere, neuere Wiederholungssurveys
zeigen eine stabile Erkrankungslast bei Schulkindern. Daten zu zeitlichen Trends in
der frühen Kindheit sind selten.
Methoden:
Wir werteten zwei Geburtskohortenstudien aus, die 2000/01 und 2012/13 in Süddeutschland
aus der Allgemeinbevölkerung rekrutiert wurden: die Ulmer Säuglingsstudie (US, n =
1090) und die Ulmer SPATZ Gesundheitsstudie (n = 1006). AD Symptome und Diagnosen
wurden mit jährlichen Fragebögen erfasst, die die Eltern und behandelnden Kinderärzte
separate ausfüllten. In SPATZ wurden Kinder mit Elternberichten von Hautsymptomen
jeweils nach der 0,5-, 1- und 2-Jahres-Folgeerhebung zur hautärztlichen Untersuchung
in der Uniklinik Ulm eingeladen. Die statistische Auswertung beinhaltete Log-Rank
Tests und Cohen“s kappa (κ).
Ergebnisse:
Es zeigte sich kein signifikanter zeitlicher Trend im Alter bei erster AD Diagnose
(Arztbericht: p = 0,44; Elternbericht: p = 0,22). Die kumulative AD Inzidenz war basierend
auf den Arztberichten konsistent höher als auf denen der Eltern (US: 32,8% vs. 15,8%,
SPATZ: 30,9% vs. 18,8%, 4-Jahres-Folgeerhebung). Die Übereinstimmung zwischen Eltern-
und Arztberichten war bestenfalls moderat (κ: 0,21 bis 0,64) und tendenziell schlechter
im höheren Lebensalter. Die Expertendiagnose in der hautärztlichen Untersuchung wurde
von 52%, 45%, und 43% der Mütter in der nachfolgenden Erhebung mit 1, 2, und 3 Jahren
nicht berichtet.
Schlussfolgerung:
Die AD Inzidenz in der frühen Kindheit ist hoch, aber über die letzten 11 Jahre stabil
in unserer Studienregion. Die Diagnose wird von Eltern schlecht erinnert, besonders
bei milden Erkrankungen. Dies schränkt die Validität von Elternberichten über länger
zurückliegende Erhebungszeiträume ein. Arztberichte oder Abrechnungsdaten mögen die
Prävalenz besser abbilden, können aber durch Fehl- und Unterdiagnose verfälscht sein.