Mild Cognitive Impairment (MCI) beschreibt kognitive Beeinträchtigungen, die über
das Altersmaß hinausgehen. Aus diesem Stadium kann sich eine Demenzerkrankung entwickeln.
Die Assoziation zwischen verminderter Olfaktion und Demenz ist gut belegt, jedoch
fehlt es bisher an großen populationsbasierten Studien, die den Zusammenhang mit MCI
in der allgemeinen Bevölkerung untersuchen.
Es wurden 2621 Probanden (67,8 ± 7,0 Jahre; 49% Männer) aus der Dritterhebung (n =
2899, 2010 – 2015) der populationsbasierten Heinz Nixdorf Recall Studie eingeschlossen.
Die olfaktorische Funktion wurde mit dem Sniffin' Sticks Test erhoben (Range 0 – 12
Punkte, je höher, desto bessere Olfaktion). Die kognitive Leistungsfähigkeit wurde
mit neuropsychologischen Tests erfasst. MCI (n = 503, 69,7 ± 7,6 Jahre; 46% Männer)
wurde diagnostiziert, wenn die Leistung in mindestens einem der 8 Tests 1,5 Standardabweichungen
unterhalb der alters- und bildungsadjustierten Norm und subjektive Gedächtnisbeschwerden
vorlagen. Die Assoziation von Olfaktion und MCI wurde stratifiziert für Alter (jung:≤64
Jahre; mittel: 65 – 74 Jahre; alt: ≥75 Jahre) und Geschlecht mittels logistischer
Regression, unadjustiert und adjustiert für Alter, Bildung und Rauchen berechnet (Odds
Ratio, 95% Konfidenzintervall).
Bei Frauen mittleren Alters wurde eine erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeit für MCI
bei schlechterer olfaktorischer Funktion beobachtet (1,21, 1,08 – 1,36; adj. 1,20,
1,07 – 1,36). Es zeigten sich keine Zusammenhänge bei Frauen in der jungen (0,99;
0,86 – 1,14) und alten (1,06; 0,94 – 1,18) Gruppe. Bei den Männern ergab sich kein
signifikanter Zusammenhang (jung: 1,06, 0,91 – 1,23; mittel: 1,06, 0,94 – 1,19; alt:
1,04, 0,92 – 1,18).
Der Zusammenhang von verminderter Olfaktion und MCI wurde selektiv für Frauen im mittleren
Lebensalter beobachtet. Diese Arbeit zeigt erste Ergebnisse zu Alters- und Geschlechtseffekten
auf die Assoziation zwischen Riechen und MCI. Longitudinale Studien sind nötig, um
die Ergebnisse zu bestätigen.