Hintergrund:
In Deutschland ereignen sich jährlich 4 bis 5 Mio. Stürze bei zu Hause lebenden Senioren.
Die Potenzialanalyse untersucht, inwieweit ergotherapeutische körperliche Trainingsprogramme
und Wohnraumanpassungen Sturzrisikofaktoren wirksam beeinflussen und die Sturzhäufigkeit
reduzieren können.
Methodik:
Anhand eines Leitfadens für komplexe Interventionen wird die Übertragbarkeit wirksamer
Interventionen in den deutschen Versorgungskontext untersucht.
Ergebnisse:
Das aktuelle Cochrane Review belegt basierend auf 45 randomisiert kontrollierten Studien
(RCTs) mit 9.400 Personen, dass körperliches Training die Anzahl an Stürzen (7 Studien,
951 Teilnehmer, 0,68 RaR; 95%-KI = 0,58 – 0,80), die Anzahl gestürzter Personen (6
Studien, 714 Teilnehmer, 0,78 RaR, 95%-KI = 0,64 – 0,94) und Frakturen (6 Studien,
810 Teilnehmer, 0,34 RR, 95%-KI = 0,18 – 0,63) wirksam reduzieren kann. Basierend
auf 9 RCTs mit 4400 Personen wurde gezeigt, dass durch Wohnraumanpassungen die Anzahl
von Stürzen (4 Studien, 1443 Teilnehmer, 0,69 RaR, 95%-KI = 0,55 – 0,86) und die Anzahl
gestürzter Personen (5 Studien, 1153 Teilnehmer, 0,79 RaR, 95%-KI = 0,70 – 0,91) wirksam
reduziert werden kann.
Schlussfolgerung:
Eine direkte Implementation der Interventionen in den deutschen Versorgungskontext
ist kritisch zu beurteilen. Empfohlen werden: 1) Wohnraumanpassungen zu manualisieren,
2) wirksame körperliche Trainingsprogramme hinsichtlich theoretischer Fundierung,
Akzeptanz, Anwendbarkeit und Durchführbarkeit durch Machbarkeitsstudien zu untersuchen,
3) klientenzentrierte Endpunkte, Kosten sowie unerwünschte Effekte zu erfassen. Bei
positiven Ergebnissen kann eine Wirksamkeitsstudie angeschlossen werden.