Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2006; 34(03): 157-167
DOI: 10.1055/s-0037-1622526
Hund/Katze
Schattauer GmbH

Verletzungen durch hölzerne Fremdkörper beim Hund

Retrospektive Studie über ein häufig unterschätztes KrankheitsbildInjuries through wooden foreign bodies in dogsA retrospective study of frequently underestimated wounds
C. Thiel
1   Aus der Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. M. Kramer) der Justus-Liebig-Universität-Gießen
,
H. Frese
1   Aus der Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. M. Kramer) der Justus-Liebig-Universität-Gießen
,
S. Tacke
1   Aus der Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. M. Kramer) der Justus-Liebig-Universität-Gießen
,
K. Herde
1   Aus der Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. M. Kramer) der Justus-Liebig-Universität-Gießen
,
M. Kramer
1   Aus der Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Vorstand: Prof. Dr. M. Kramer) der Justus-Liebig-Universität-Gießen
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Publication History

Eingegangen: 09 June 2005

akzeptiert: 18 January 2006

Publication Date:
05 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Gegenstand: Darstellung von Stockverletzungen beim Hund mit Eruierung geeigneter diagnostischer und therapeutischer Optionen.

Material und Methode: Retrospektive Auswertung der Daten von 89 Patienten, die von 1990 bis 2004 mit Stockverletzungen vorgestellt wurden.

Ergebnisse: Eine erhöhte Inzidenz bestand ab dem ersten bis zum vierten Lebensjahr. Häufig betroffen waren agile Hunde (mittel)großer Rassen. Die Erkrankungsdauer variierte erheblich. Fast immer ergab bereits der Vorbericht einen Hinweis auf eine Stockverletzung. Am häufigsten bestand eine Verletzung des Mund- und Rachenraumes. In 46 der 70 Fälle war die Adspektion der Mundhöhle am wachen Patienten nicht durchführbar oder es konnten zunächst keine Verletzungen festgestellt werden. Dabei handelte es sich zu über 50% um tiefer gehende Wundhöhlen oder Stichkanäle. Bei 10 Hunden lag eine Ösophagusperforation vor. Die Perforation an einer Stelle des Körpers ohne Beteiligung der Mundhöhle trat bei 19 der 89 Tiere auf. Die Diagnostik im Körper verbliebener Fremdkörper(teile) gestaltet sich vielfach schwierig. Nur bei vier Hunden konnte der Fremdkörper anhand des Röntgenbildes diagnostiziert werden. Sekundäre Veränderungen (Lufteinschlüsse in Muskulatur und Bindegewebe, weichteildichte Verschattungen, knöcherne Reaktionen, Pneumo-, Liquidothorax, Pneumomediastinum) wurden in 63 Fällen röntgenologisch diagnostiziert. Die sonographische Untersuchung erwies sich bei 31 von 39 Hunden als richtig positiv bzw. negativ. Sieben (7,9%) der 89 Patienten verstarben an den Verletzungsfolgen.

Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Verletzungen durch hölzerne Fremdkörper kommen bei Hunden häufig vor und werden oft unterschätzt. Bei Verdacht muss die Mundhöhle in Sedation oder Narkose sorgfältig untersucht werden. Röntgenaufnahmen von Hals und Thorax sollten routinemäßig angefertigt werden. Die Sonographie bietet sich bei chronischen fistelartigen Veränderungen oder Zubildungen an und dient vor allem zur Lokalisierung eines Fremdkörpers. Die frühzeitige Fremdkörperentfernung und die adäquate Versorgung der Patienten kann schwerwiegende Folgen vermeiden.

Summary

Objective: Presentation of injuries caused by wooden foreign bodies in dogs and evaluation of diagnostic and therapeutic options.

Material and methods: Retrospective evaluation of the data of 89 dogs, which were presented with wooden foreign body wounds between 1990 and 2004.

Results: Middle and large breed, agile dogs aged one to four years showed an increased risk. The time until presentation varied. In 86 cases, anamnesis pointed to a trauma with a wooden foreign body. In most of the cases (n = 70) the entry of that wooden foreign body was within the oral cavity. While in 46 of the 70 dogs no inspection of the oral cavity was possible, or there was no hint of an injury at inspection in the unsedated animal, more than 50% showeda deeper stab wound. Ten of them had a perforation of the esophagus.A perforation ata point of the body other than the oral cavity was shown in 19 of the 89 patients. The diagnosis of wooden foreign bodies is often difficult. Only in four cases there was evidence of the foreign body itself on radiographic examination. More often (63 cases) there were secondary radiographic changes like airfilled areas in muscles, soft tissue shadowing, bony reactions, pneumothorax or pneumomediastinum. In 31 of 39 cases (79.5%), the sonographic examination was correctly positive or negative. Seven of 89 patients (7.9%) with wooden foreign body injuries died in the sequence of that trauma.

Conclusion and clinical relevance: Injuries through wooden foreign bodies are common in dogs and often underestimated. If suspected, oral examination in sedation or anesthesia must be performed. Radiographs of the neck region and thorax should be taken. Ultrasonography is very valuable in detecting foreign bodies in chronic fistula or swelling. Early removal and proper treatment can avoid fatal consequences.