Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2008; 36(04): 263-269
DOI: 10.1055/s-0038-1622685
HUND/KATZE
Schattauer GmbH

Zerebelläre kortikale Abiotrophie bei zwei Labrador-Retriever-Welpen

Ein FallberichtCerebellar cortical abiotrophy in two Labrador Retriever puppies
M. J. Schmidt
1   Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Klinikleiter: Prof. Dr. M. Kramer)
,
B. Weber
2   Institut für Veterinär-Pathologie (geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. M. Reinacher) der Justus-Liebig Universität Gießen
,
C. Löhberg-Grüne
2   Institut für Veterinär-Pathologie (geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. M. Reinacher) der Justus-Liebig Universität Gießen
,
T. Golla
1   Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Klinikleiter: Prof. Dr. M. Kramer)
,
M. Biel
1   Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Klinikleiter: Prof. Dr. M. Kramer)
,
M. Reinacher
2   Institut für Veterinär-Pathologie (geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. M. Reinacher) der Justus-Liebig Universität Gießen
,
M. Kramer
1   Klinik für Kleintiere – Chirurgie (Klinikleiter: Prof. Dr. M. Kramer)
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Publication History

Eingegangen:09 October 2006

akzeptiert:28 October 2007

Publication Date:
04 January 2018 (online)

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Zusammenfassung:

Gegenstand und Ziel: Darstellung der klinischen Symptomatik sowie der histopathologischen Veränderungen der zerebellären kortikalen Abiotrophie. Material und Methoden: Fallbericht zweier Labrador-Retriever-Welpen. Ergebnisse: Die Symptomatik in Form einer progredienten Gleichgewichtsstörung trat im dritten Lebensmonat nach einer bis dahin normalen Entwicklung der Tiere auf. Bei dem weniger stark betroffenen weiblichen Welpen fielen eine mittelgradige Ataxie der Hintergliedmaßen bei deutlicher Hypermetrie der Vorderbeine und unkoordinierte Bewegungen des Kopfes auf. Bei dem schwerer erkrankten Rüden war das Stehvermögen aufgehoben. Zeitweise verfiel das Tier in einen Opisthotonus mit Extensorspasmus aller Gliedmaßen und zeigte einen rotatorischen Nystagmus. Der Drohreflex ließ sich nicht auslösen. Die Befunde der neurologischen Untersuchung wiesen klar auf eine Erkrankung des Zerebellum hin. Aufgrund aussichtsloser Prognose wurden die beiden Wurfgeschwister euthanasiert und pathologisch untersucht. Die histopathologischen Veränderungen am Gehirn beschränkten sich auf den zerebellären Kortex und manifestierten sich in einem Verlust von Purkinje-Zellen. Die Größe der Kleinhirne war unverändert. Die histopathologischen Befunde führten zur Diagnose einer zerebellären Abiotrophie. Schlussfolgerung und klinische Relevanz: Die zerebelläre kortikale Abiotrophie stellt auch bei jungen Tieren eine Differenzialdiagnose für Ausfälle der Kleinhirnfunktion dar. Das erstmalige Auftreten und der Verlauf der Erkrankung sowie die zu erwartenden histopathologischen Befunde sind nicht bei allen Hunderassen einheitlich.

Summary

Objective: Presentation of the clinical symptoms and the histopathological findings of cerebellar cortical abiotrophy. Materials and methods: Case report of neurological and histopathological examination of two Labrador littermates. Results: Neurological symptoms occurred in the third month of life after normal development. The female dog showed moderate ataxia of the hindlimbs with hypermetric movements of the front limbs and unccordinated swaying of the head. The male dog was unable to stand and showed episodes of opisthotonus and a rotatory nystagmus. The menace response was absent. Pathologic changes in histopathological examination were limited to the cortex of the cerebellum. Whereas the macroscopic appearance of the cerebellum was unchanged, microscopic examination revealed a marked loss of Purkinje cells. The changes were consistent with neonatal cerebellar abiotrophy. Conclusion and clinical relevance: Even in young patients the cerebellar cortical abiotrophy should be included in the differential diagnoses for deficits of cerebellar function. First appearance and clinical course as well as histopathological changes vary between breeds.