Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2004; 32(03): 157-168
DOI: 10.1055/s-0038-1623548
Pferd
Schattauer GmbH

Analyse der Prävalenz röntgenologischer Untersuchungsbefunde bei Auktionspferden des Hannoverschen Warmblutes

Teil 1: Isolierte röntgenologische Verschattungen in verschiedenen GliedmaßengelenkenAnalysis of the distribution of radiographic findings among Hanoverian Warmblood horses selected for sale by auctionPart 1: Osseous fragments in different limb joints
Kathrin Friederike Stock
1   Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Tierärztlichen Hochschule Hannover
,
Friederike Meiners
1   Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Tierärztlichen Hochschule Hannover
,
H. Hamann
1   Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Tierärztlichen Hochschule Hannover
,
O. Distl
1   Aus dem Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung (Direktor: Prof. Dr. O. Distl) der Tierärztlichen Hochschule Hannover
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Publication Date:
04 January 2018 (online)

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Zusammenfassung

Gegenstand und Ziel: Ermittlung von Faktoren, die das Auftreten isolierter röntgenologischer Verschattungen in den Gliedmaßengelenken klinisch unauffälliger Pferde beeinflussen. Material und Methode: Ausgewertet wurden die röntgenologischen Befunde an Huf-, Kron-, Fessel- und Sprunggelenken von 3748 jungen Reitpferden, die in den Jahren 1991-1998 für Auktionen des Verbandes hannoverscher Warmblutzüchter e. V. in Verden ausgewählt und im Zuge dessen einer standardisierten radiologischen Untersuchung unterzogen worden waren. Ergebnisse: Unter den dokumentierten Röntgenbefunden dominierte der Komplex isolierter röntgenologischer Verschattungen (IRV), die bei 32% der Pferde in mindestens einem der in die Analysen einbezogenen Gelenke festgestellt wurden. Der häufigste Einzelbefund waren mit einer Häufigkeit von 21% freie Gelenkkörper im Fesselgelenk. IRV im Sprunggelenk fanden sich bei 10% der Pferde. Deutlich seltener traten IRV in Huf- (4%) und Krongelenk (1%) auf. Unter den geprüften Effekten erwies sich der einzelne Auktionstermin durchgängig als signifikant. Der Genanteil in geringerem Umfang eingekreuzter Rassen (»sonstige Rassen«) sowie der Genanteil des Hannoverschen Warmblutes hatte einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von IRV in Huf- bzw. Krongelenk. Ein höherer Genanteil dieser Rassen war jeweils mit einer erhöhten Prävalenz von IRV in diesen Lokalisationen gekoppelt. Das Auftreten einer IRV im Hufgelenk korrelierte bei männlichen Pferden signifikant mit einem gleichartigen Befund im Sprunggelenk. Signifikante Beziehungen zwischen dem Auftreten von IRV in verschiedenen Lokalisationen ließen sich innerhalb eines Gelenktyps sowohl zwischen Vor- und Hinterhand (Kron-, Fesselgelenk) als auch im Seitenvergleich jeweils an Vor- und Hinterhand (Huf-, Kron-, Fessel-, Sprunggelenk) ermitteln. Über die Jahre war bei den untersuchten Pferden ein deutlicher Anstieg der Prävalenz von IRV im Fesselgelenk festzustellen. Schlussfolgerung und klinisch-wissenschaftliche Relevanz: IRV stellen einen häufigen Befund bei klinisch unauffälligen jungen Warmblutpferden dar. Die Prävalenz von IRV in Huf-, Kron-, Fessel- und Sprunggelenken wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst, sodass bei Untersuchungen zum Auftreten von IRV stets zwischen den betroffenen Gelenken differenziert werden sollte.

Summary

Objective: Determination of factors influencing the prevalence of osseous fragments in the limbs of clinically healthy Warmblood horses. Material and methods: The results of a standardized radiological examination of 3748 young riding horses selected for sale at auction in 1991-1998 by the Verband hannoverscher Warmblutzüchter e. V. in Verden, Germany, were used for the presented study. Radiographic findings in distal and proximal interphalangeal joints, fetlock joints and hock joints were considered. Results: Osseous fragments dominated among the documented radiographic findings. They were detected in 32% of the horses in at least one of the locations which were taken into account for this analysis. Fetlock joints were most often affected, i.e., in 21% of the horses. Osseous fragments in hock joints and in distal and proximal interphalangeal joints occurred in 10%, 4% and 1% of the probands. The date of auction was significant for the prevalence of osseous fragments in any joint. The percentages of genes of the Hanoverian Warmblood and of breeds that were crossed in less often (“other breeds”) significantly influenced the frequency of osseous fragments in the interphalangeal joints. Higher percentages of genes of these breeds were associated with higher prevalences of osseous fragments in these joints. In male horses osseous fragments in distal interphalangeal joints were significantly correlated with the same findings in hock joints. For any type of limb joints, there was a significant correlation between osseous fragments in corresponding joints of forehand and backhand as much as between left and right joints in front and hind legs. Over the years there was a marked increase of osseous fragments in fetlock joints among the examined horses. Conclusions and clinical relevance: Osseous fragments are frequently detected in clinically healthy young Warmblood horses. Different factors influence the prevalence of osseous fragments in distal and proximal interphalangeal, fetlock and hock joints. Therefore, studies on the occurrence of osseous fragments should always account for the specifically affected joints.