Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2012; 40(01): 35-42
DOI: 10.1055/s-0038-1623618
Übersichtsartikel
Schattauer GmbH

Klinische Symptomatik, diagnostische Vorgehensweise und Therapie beim so genannten Ovarrest-Syndrom der Hündin[*]

Clinical signs, diagnostic approach and therapy regarding the ovarian remnant syndrome in the bitch
A.-R. Günzel-Apel
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
J. Buschhaus
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
C. Urhausen
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
C. Masal
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
K. Wolf
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
2   Reproduktionsmedizinische Einheit der Kliniken der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
A. Meyer-Lindenberg
1   Klinik für Kleintiere der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
M. Piechotta
3   Klinik für Rinder der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
M. Beyerbach
4   Institut für Biometrie, Epidemiologie und Informationsverarbeitung der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
,
H.-A. Schoon
5   Institut für Veterinär-Pathologie der Universität Leipzig
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Eingegangen: 14. Oktober 2011

Akzeptiert nach Revision: 25. Oktober 2011

Publikationsdatum:
05. Januar 2018 (online)

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Zusammenfassung

Das so genannte Ovarrest-Syndrom entsteht als Folge einer unvollständigen Ovarektomie oder Ovariohysterektomie. Das gewöhnlich versehentlich in der Hündin verbliebene Ovargewebe kann nach wenigen Wochen bis zu mehreren Jahren aktiv werden und eine variable Symptomatik hervorrufen. In der Mehrzahl der Fälle werden die betroffenen Hündinnen wieder läufig, doch können auch Merkmale einer Scheinträchtigkeit beobachtet werden. Weniger häufig werden Hündinnen mit unklaren klinischen Symptomen vorgestellt, bei denen es gilt, einen endokrin inaktiven Ovarrest nachzuweisen. Die Ziele dieses Artikels bestehen darin, die Verursachung des Ovarrest-Syndroms in einen sachlichen, der tierärztlichen Verantwortung angemessenen Zusammenhang zu stellen und die diagnostische Vorgehensweise in einer sinnvollen, der jeweiligen klinischen Symptomatik entsprechenden Reihenfolge aufzuzeigen. Dabei sind der klinisch-gynäkologischen Untersuchung unter Einbeziehung der Vaginalzytologie absolute Priorität einzuräumen, gegebenenfalls ergänzt durch die Progesteronanalyse im peripheren Blutplasma oder -serum. Mit dieser kombinierten Befunderhebung können endokrin aktive Ovarreste (in der Follikelund Lutealphase sowie mit zystischer oder tumoröser Entartung) auf einfache Weise direkt und zweifelsfrei nachgewiesen werden. Die Durchführung eines GnRH-Stimulationstests ist nur bei Tieren sinnvoll, deren klinische Symptomatik keine klare Diagnose erlaubt. In diesem Zusammenhang wird auch die Anwendung semiquantitativer LH-Assays diskutiert.

Summary

The ovarian remnant syndrome arises as a consequence of incomplete ovariectomy or ovariohysterectomy. Remnant ovarian tissue which has been left mostly unintentionally in the bitch may show endocrine activity a few weeks to several years after surgery, provoking a variety of clinical signs. The majority of affected bitches return to heat, in other cases signs of pseudopregnancy and endometritis may be observed. Occasionally, bitches with unclear clinical signs are presented with the suspicion of an inactive ovarian remnant. The following article intends to place the origin of the ovarian remnant syndrome into a factual context regarding the responsibility of the veterinarian and to demonstrate a reasonable diagnostic procedure according to the respective clinical signs. In this regard, the clinical-gynaecological examination, including vaginal cytology, must receive high priority, with the addition of progesterone analysis in peripheral blood plasma or serum if required. Using these combined diagnostic tools, ovarian remnants in stages of endocrine activity (follicular and luteal phases as well as cystic or tumourous ovarian tissue) can be easily unequivocally diagnosed. The application of a GnRH-stimulation test is only reasonable in bitches in which clinical signs are missing. In this context, the usefulness of semi-quantitative LH-assays is also discussed.

* Herrn Prof. Dr. Ingo Nolte zum 60. Geburtstag gewidmet.