Nuklearmedizin 1991; 30(S 05): 206-211
DOI: 10.1055/s-0038-1629576
ÜBersichtsartikel - Review Articles
Schattauer GmbH

Extrapolationsmodelle - absolutes und relatives Risiko

Extrapolation Models: Absolute and Relative Risk
K. Martignoni
1   Aus dem Institut für Strahlenhygiene des Bundesamtes für Strahlenschutz, Neuherberg bei München, FRG
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Eingegangen: 16 June 1991

Publication Date:
10 March 2018 (online)

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Zusammenfassung

Lebenslange Erfahrungen über die strahlenbedingte Krebshäufigkeit gibt es für keine der größeren epidemiologischen Studien. Daher ist es notwendig, Modellvorstellungen zu entwikkeln, um die begrenzte Lebensperiode der in den Studien beobachteten bestrahlten Personen zu extrapolieren. Grundsätzlich lassen sich für die Bestimmung des Strahlenrisikos nach einer bestimmten Studiendauer und für die Extrapolation des Risikos über die eigentliche Studiendauer zwei Modelle für die Lebenszeit der bestrahlten Personen unterscheiden. Das absolute Risiko beruht auf der Annahme, daß die strahlenbedingten Krebsfälle in konstanter Höhe oder mit einem Maximum nach einer gewissen Latenzzeit zusätzlich zu den spontanen Krebsfällen auftreten. Beim relativen Risiko wird angenommen, daß die strahlenbedingten Krebsfälle proportional zu den spontanen zunehmen. Die Verdoppelungsdosis, d. h. die Dosis, bei der sich das spontane Risiko verdoppelt, ist eine besondere Form des relativen Risikos, das insbesondere für die genetische Strahlenwirkung angewandt wird. In letzter Zeit häufen sich die Hinweise, daß die epidemiologischen Befunde besser durch ein relatives als durch ein absolutes Risikomodell beschrieben werden können. Als Folge der relativen Risikoprojektion wird mit höheren Abschätzungen des Strahlenrisikos gerechnet.

For lifetime experiences concerning the radiation-induced frequency of cancer, there are only a few data available from any of the larger epidemiological studies. Appropriate models must therefore be developed to extrapolate the limited period of life of those irradiated persons that were examined in these studies. Basically, two models may be differentiated for defining the radiation risk after a certain length of study and for extrapolating the risk for the irradiated persons over the actual length of the study. The absolute risk model is based on the assumption that radiation-induced cancer cases occur on a constant level or reach a maximum after a certain latency period, in addition to the spontaneously occurring cancer cases. For the relative risk model it is assumed that radiation-induced cancer increases proportionally to the spontaneous cases. The doubling dose, i.e. the dose which doubles the spontaneous risk, is a particular form of the relative risk and is used specifically for genetic radiation effects. From recent data it is more and more apparent that epidemiological findings are better described by a relative rather than an absolute risk model. In consequence of a relative risk projection, the values for the assessed radiation risk are expected to be higher.