Seit 2013 werden von der AG Krankenhaushygiene des Fachausschusses Infektionsschutzes
des LV Niedersachsens zweijährliche Schwerpunktbegehungen organisiert, die anhand
von bereitgestellten standardisierten Checklisten, Begehungsmaterialien und Informationsveranstaltungen
versuchen, die Überwachung nach §23 IfSG in Niedersachsen zu strukturieren. Im Rahmen
der Schwerpunktbegehung „Intensivstation“ wurden die niedersächsischen Gesundheitsämter
aufgefordert, auf freiwilliger Basis die Ergebnisse ihrer Begehungen nach §23 IfSG
anonymisiert ans NLGA zu übermitteln. Ziel war die Erfassung des IST-Zustandes in
niedersächsischen Intensivstationen. Die Daten können ebenso dazu dienen, sich im
Sinne eines Benchmarking einzuordnen und zu vergleichen.
Alle in den Jahren 2014 – 2016 übermittelten Fragebögen wurden in die Auswertung eingeschlossen.
Insgesamt konnten aus den übermittelten Datensätzen 839 Betten von 73 Intensiv (ITS)-
und Intermediate Care (IMC) Stationen ausgewertet werden. 77% der Stationen stammten
aus Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung. Reine IMC (Median = 15 Betten)
waren größer als reine ITS (10 Betten) und kombinierte ITS/IMC (7 Betten). Insgesamt
25% der Intensivstationen hatten weniger Betten als die DIVI (Deutsche Interdisziplinäre
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) zum Kompetenzerhalt empfohlenen 8 –
12 Betten. Eine Pflegekraft betreute im Frühdienst im Mittel 2,6 Patienten, in der
Spätschicht waren es 2,7 Patienten, in der Nachtschicht 3,2 Patienten. 11% der Intensivstationen
konnten keine Daten zur Surveillance aufweisen. Weitere 16% der ITS legten zumindest
Daten zur Erfassung multiresistenter Erreger vor. Alte Bausubstanz bzw. bauliche Mängel
(15%), sowie die nicht sachgerechte Trennung von reinen und unreinen Gütern (12%)
und Platzmangel (10%) gehörten zu den am häufigsten genannten hygienerelevanten Defiziten
auf den Stationen.
Die Ergebnisse, die immerhin ca. 1/3 der niedersächsischen Intensivbetten umfassen,
spiegeln mit teilweise sehr kleinen, kombinierten IMC/ITS die besondere strukturelle
Situation des Flächenlandes Niedersachsen wider, wo der nächste Maximalversorger viele
Kilometer entfernt sein kann und deshalb auch an kleineren Häusern eine intensivmedizinische
Versorgung vorgehalten werden sollte. Die Daten zeigen ferner, dass viele gefundene
Defizite keine Einzelfälle sind, sondern dass es sich um generelle strukturelle Probleme
handelt, die in Niedersachsen und wahrscheinlich auch deutschlandweit auftreten. Hier
Veränderungen zu schaffen ist nicht nur Aufgabe jedes einzelnen Krankenhauses, sondern
muss auch bei den entsprechenden (Fach-)Gesellschaften und in der Politik adressiert
werden.