Gesundheitswesen 2018; 80(04): 386-387
DOI: 10.1055/s-0038-1639214
VORTRÄGE
Infektionsschutz
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Begehungen nach §23 IfSG – Situation auf niedersächsischen Intensivstationen

C Henke-Gendo
1   Niedersächsisches Landesgesundheitsamt (NLGA) Bereich Krankenhaushygiene Hannover, Germany
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. April 2018 (online)

 

Seit 2013 werden von der AG Krankenhaushygiene des Fachausschusses Infektionsschutzes des LV Niedersachsens zweijährliche Schwerpunktbegehungen organisiert, die anhand von bereitgestellten standardisierten Checklisten, Begehungsmaterialien und Informationsveranstaltungen versuchen, die Überwachung nach §23 IfSG in Niedersachsen zu strukturieren. Im Rahmen der Schwerpunktbegehung „Intensivstation“ wurden die niedersächsischen Gesundheitsämter aufgefordert, auf freiwilliger Basis die Ergebnisse ihrer Begehungen nach §23 IfSG anonymisiert ans NLGA zu übermitteln. Ziel war die Erfassung des IST-Zustandes in niedersächsischen Intensivstationen. Die Daten können ebenso dazu dienen, sich im Sinne eines Benchmarking einzuordnen und zu vergleichen.

Alle in den Jahren 2014 – 2016 übermittelten Fragebögen wurden in die Auswertung eingeschlossen. Insgesamt konnten aus den übermittelten Datensätzen 839 Betten von 73 Intensiv (ITS)- und Intermediate Care (IMC) Stationen ausgewertet werden. 77% der Stationen stammten aus Krankenhäusern der Grund- und Regelversorgung. Reine IMC (Median = 15 Betten) waren größer als reine ITS (10 Betten) und kombinierte ITS/IMC (7 Betten). Insgesamt 25% der Intensivstationen hatten weniger Betten als die DIVI (Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin) zum Kompetenzerhalt empfohlenen 8 – 12 Betten. Eine Pflegekraft betreute im Frühdienst im Mittel 2,6 Patienten, in der Spätschicht waren es 2,7 Patienten, in der Nachtschicht 3,2 Patienten. 11% der Intensivstationen konnten keine Daten zur Surveillance aufweisen. Weitere 16% der ITS legten zumindest Daten zur Erfassung multiresistenter Erreger vor. Alte Bausubstanz bzw. bauliche Mängel (15%), sowie die nicht sachgerechte Trennung von reinen und unreinen Gütern (12%) und Platzmangel (10%) gehörten zu den am häufigsten genannten hygienerelevanten Defiziten auf den Stationen.

Die Ergebnisse, die immerhin ca. 1/3 der niedersächsischen Intensivbetten umfassen, spiegeln mit teilweise sehr kleinen, kombinierten IMC/ITS die besondere strukturelle Situation des Flächenlandes Niedersachsen wider, wo der nächste Maximalversorger viele Kilometer entfernt sein kann und deshalb auch an kleineren Häusern eine intensivmedizinische Versorgung vorgehalten werden sollte. Die Daten zeigen ferner, dass viele gefundene Defizite keine Einzelfälle sind, sondern dass es sich um generelle strukturelle Probleme handelt, die in Niedersachsen und wahrscheinlich auch deutschlandweit auftreten. Hier Veränderungen zu schaffen ist nicht nur Aufgabe jedes einzelnen Krankenhauses, sondern muss auch bei den entsprechenden (Fach-)Gesellschaften und in der Politik adressiert werden.