Hamostaseologie 1986; 06(03): 113-117
DOI: 10.1055/s-0038-1655147
Originalarbeiten
Schattauer GmbH

Veränderungen des hämostatischen Systems bei drohendem Herzinfarkt

J. van de Loo
1   Medizinischen Klinik und Poliklinik (Dir. Prof. Dr. J. van de Loo) und dem Institut für Arterioskleroseforschung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster
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25 June 2018 (online)

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V. Zusammenfassung und Ausblick

Zielsetzung von Untersuchungen des hämostatischen Systems in der Situation des drohenden Infarkts kann der Versuch sein, Störungen oder Befundkonstellationen zu finden, die die Pathogenese vor Entstehung eines Herzinfarkts beleuchten. Nach den vorliegenden pathologisch-anatomischen und koronarographischen Befunden ist die Konstellation einer Thrombosetendenz, einer arteriellen Thrombophilie zu erwarten. Denkbar wären in dieser dem Infarkt unmittelbar vorangehenden Phase der instabilen Angina auch Zeichen der aktivierten plasmatischen Gerinnung, einer Aktivierung des thrombozytären Systems und in Analogie zu Zuständen venöser Thrombophilie auch eine Depression des fibrinolytischen Potentials des Blutes. Nur diskrete Zeichen einer Aktivierung des thrombozytären Systems wurden bislang nachgewiesen. Die anderen beiden Systeme sind zu unvollständig untersucht, als daß eine Schlußfolgerung erlaubt ist. Insbesondere fehlen umfassende und gleichzeitige Untersuchungen aller Parameter des hämostatischen Systems am selben Patienten, um das Ineinanderspiel von Aktivierung und Inhibition, von primärer Reaktion und Folgezustand richtig beurteilen zu können.

Derartige Untersuchungen sind jedoch aus folgenden Gründen von besonderer Bedeutung: Auch wenn die Rolle einer thrombotischen Katastrophe bei der koronaren Herzkrankheit weitgehend klar ist, fehlen Informationen, welchem Teilsystem die auslösende Rolle zukommt. Aus der Erforschung dieser Frage könnte sich eine rationale Basis für die medikamentöse antithrombotische Prävention des Erstinfarkts bei Patienten mit stabiler Angina ableiten. Eine große multizentrische europäische Studie bei Patienten mit Angina pectoris und koronarographisch gesicherter stenosierender Koronarsklerose geht dieser Frage im Rahmen der European Concerted Action on Thrombosis and Disabilities (ECAT) nach.

Stellt man die schon heute bekannten Teilkenntnisse über aktivierte Plättchen, die Ergebnisse der Veterans Administration Study von Lewis und Mitarb. und schließlich die relative Ungefährlichkeit der plättchenhemmenden Therapie in Rechnung, halte ich den Versuch einer Behandlung mit Azetylsalizylsäure bei der instabilen Angina pectoris schon heute für begründet. Ob die instabile Angina der sofortigen intravenösen Injektion eines Thrombolytikums bedarf, um die Weiterentwicklung zum transmuralen Infarkt zu unterbrechen, ist noch nicht gesichert, meines Erachtens aber möglich.