Hamostaseologie 1998; 18(03): 129-139
DOI: 10.1055/s-0038-1655343
Übersichtsarbeiten/Review Articles
Schattauer GmbH

Molekulare Genanalyse und Gendiagnostik bei Hämophilie B und Faktor-VII-Mangel

F. H Herrmann
1   Institut für Humangenetik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
,
Karin Wulff
1   Institut für Humangenetik, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
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Publication Date:
27 June 2018 (online)

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Zusammenfassung

Möglichkeiten und Anwendungen der molekularen Genanalyse werden für Hämophilie B und Faktor-Vll-Mangel, die auf genetisch bedingten Defekten der Gerinnungsfaktoren IX und VII beruhen, dargestellt. Auf molekularer Ebene zeigen beide Faktoren große Ähnlichkeit sowohl in der Struktur des zugrundeliegenden Gens als auch in der Primärstruktur des Proteins. Vor dem Hintergrund dieser Homologien werden vergleichend die Exon-Intron-Organisation und die Polymorphismen der Gene und die korrespondierenden Domänenstruktur beschrieben. Ausgehend vom Vererbungsmodus der Defekte wird ein Überblick über die Molekulardefekte bei Hämophilie B und Faktor-Vll-Mangel gegeben und Ergebnisse einer großen Studie zur Mutationsanalyse von 149 Hämophilie-B-Patienten und 35 Patienten mit FVII-Mangel vorgestellt. An ausgewählten Mutationen werden Struktur-Funktions-Beziehungen unter dem Aspekt funktioneller Analogien von FIX und FVII dargestellt. Die Anwendung der molekularen Genanalyse in der humangenetischen Beratung (direkte genomische Diagnostik) und klinischen Diagnostik wird am Beispiel von Hämophilie B erläutert. Bezüglich des hereditären Faktor-Vll-Mangels wird die Rolle des Genotypes (Homozygotie, doppelte Heterozygotie und Heterozygotie) verschiedener Genmutationen und Genpolymorphismen auf den Grad der Verminderung der FVII-Aktivität beschrieben. Die Variabilität der klinischen Symptomatik bei Faktor-Vll-Mangel wird vor dem Hintergrund der zugrundeliegenden Molekulardefekte diskutiert.