Osteologie 2019; 28(01): 79
DOI: 10.1055/s-0039-1680052
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Facettengelenksinfektionen: selten, aber gefährlich – Eine Fallserie sowie Literaturdurchsicht

L Eberwein
1   Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Leverkusen
,
KW Boschung
1   Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Leverkusen
,
S Detmer
1   Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Leverkusen
,
J Siewe
2   Klinikum Leverkusen, Klinik für Orthopädie, Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie, Department Wirbelsäule, Leverkusen
,
S Reuter
1   Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Leverkusen
› Author Affiliations
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Lukas Eberwein
Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Am Gesundheitspark 11, 51375 Leverkusen, Deutschland

Publication History

Publication Date:
05 March 2019 (online)

 
 

    Einleitung:

    Facettengelenksinfektionen sind eine seltene Erkrankung mit lediglich 140 in der Literatur beschriebenen Fällen. Typischerweise tritt diese Entität nach hämatogener Streuung auf; gelegentlich kann sie auch aus einer direkten Inokulation entstehen.

    Methode:

    Wir stellen eine Fallserie vor von drei Patienten mit einer Facettengelenksinfektion vor, die in unserer Klinik über einen Zeitraum von zwölf Monaten behandelt wurden. Wir führten außerdem eine retrospektive Literaturanalyse durch.

    Ergebnisse:

    In der Literatur wird ein Durchschnittsalter von 57 Jahren beschrieben; das Geschlechtsverhältnis beträgt 1,56: 1 zu Gunsten der Männer. Der häufigste ursächliche Erreger ist Staphylococcus aureus (59%). Die am häufigsten betroffene Region ist die lumbale Wirbelsäule auf Höhe L4 – L5 (37% der Fälle). Epidural- und Paravertebralabszesse sind häufige Komplikationen. Bei unseren Patienten waren Fieber und Rückenschmerzen die führenden Symptome. Bildgebende Verfahren zeigten bei allen drei Fällen eine Facettengelenksdestruktion und einen Paravertebralabszess mit einer Ausdehnung bis in den Epiduralraum. Bei allen Erkrankten konnte in Blutkulturen eine hämatogene Streuung nachgewiesen werden. Keiner der Patienten wies eine Facettengelenksinjektion in der Vorgeschichte auf. Behandelt wurde jeweils mit einer mehrwöchigen antibiotischen Therapie. In einem der Fälle erfolgte zusätzlich eine perkutane Abszessdrainage, bei einem weiteren Patienten war eine dekompressive Laminotomie notwendig. Die Ergebnisse aller drei Fälle waren durchwegs erfreulich. Klinische Details sind Tabelle 1 zu entnehmen.

    Tab. 1

    Alter, Geschlecht

    Segment

    Erreger

    Intervention

    Antibiotische Therapie

    Risikofaktor

    Endokarditis

    52/W

    L4/L5

    Streptococcus pneumoniae

    Dekompressive Laminotomie

    Penicillin G

    6 Wochen

    Mitralklappe

    54/W

    L4/L5

    Staphylococcus aureus

    Flucloxacillin 4 Wochen,

    Moxifloxacin und

    Rifampicin 2 Wochen

    Unspezifische Kollagenose unter Therapie mit Prednisolon und Azathioprin

    83/M

    L4/L5

    L5/S1

    Escherichia coli

    Perkutane Drainage eines paravertebralen Abszesses

    Piperacillin/Tazobactam 2 Wochen

    Ciprofloxacin 10 Wochen

    Magenkarzinom

    DM II

    Diskussion:

    Die Facettengelenksinfektion ist eine seltene klinische Entität, die oftmals übersehen wird. Sie sollte bei Patienten mit Fieber und Rückenschmerzen in Erwägung gezogen werden. Eine rasche Diagnosestellung sowie unmittelbare Therapie sind notwendig, um das Risiko neurologischer Komplikation zu verringern.


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    Lukas Eberwein
    Klinikum Leverkusen, Medizinische Klinik 4, Allgemeine Innere Medizin, Infektiologie, Pneumologie, Osteologie, Am Gesundheitspark 11, 51375 Leverkusen, Deutschland