Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(03): 164-167
DOI: 10.1055/s-0041-100150
Klinischer Fortschritt
Geriatrie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Harninkontinenz im Alter: Gibt es therapeutisch Neues?

Urinary incontinence: What’s new in therapy?
Klaus F. Becher
1   Abteilung für Geriatrie und Frührehabililitation, HELIOS Hanseklinikum Stralsund
,
Cornel C. Sieber
2   Institut für Biomedizin des Alterns, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
3   Allgemeine Innere Medizin und Geriatrie, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
06. Februar 2015 (online)

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Was ist neu?

  • Interdisziplinäreres Management: Vielfältige Begleitmorbiditäten sind mögliche Kontextfaktoren einer Inkontinenz. Daher sollte mit der Behandlung inkontinenter älterer Menschen ein Team aus geschulten Laien, Pflegekräften, Therapeuten und Ärzten mit spezieller Expertise befasst sein. Die interdisziplinäre und multiprofessionelle Zusammenarbeit in der Deutschen Kontinenzgesellschaft (DKG e. V.) und der International Continence Society (ICS) zeugen von diesem Willen.

  • Anticholinerges Potenzial reduzieren: Der gebrechliche ältere Mensch reagiert per se gegenüber Veränderungen im Organismus empfindlicher. Bereits kleinere Störungen der zerebralen Funktion können erhebliche Auswirkungen auf die kognitive Leistung hervorrufen. Große Bedenken werden immer wieder gegenüber einer anticholinergen Medikation bei gebrechlichen Älteren geäußert. Welche anticholinergen Substanzen tatsächlich die geringste unerwünschte anticholinerge Nebenwirkung haben, wurde in den letzten zwei Jahren nur durch wenige randomisierte klinische Studien bei älteren gebrechlichen Patienten untersucht.

  • Der direkte medikamentöse Zugang zur Blase: Neben den Anticholinergika zur Behandlung der überaktiven Blase sind zwei weitere medikamentöse und medikamentös-interventionelle Therapieprinzipien entwickelt worden, die direkt an der Blasenmuskulatur angreifen: Botulinumtoxin A bietet eine zusätzliche Therapieoption bei neurogenen Blasenstörungen, Mirabegron bei der überaktiven Blase.