Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(21): 1581
DOI: 10.1055/s-0041-103199
Mediquiz
Fall 3186
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

23-Jährige Frau mit schmerzhaften Rötungen an beiden Unterschenkeln

23-year old woman with painful redness on both shanks
Jörg Felber
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena
,
Marko Weber
1   Klinik für Innere Medizin IV, Universitätsklinikum Jena
,
Benjamin T. Schleenvoigt
2   Zentrum für Infektionsmedizin und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Jena
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Korrespondenz

Dr. med. Jörg Felber
Klinik für Innere Medizin IV
Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101
07740 Jena

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Oktober 2015 (online)

 

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Abb. 1 Übersichtsaufnahme des rechten Unterschenkels (A), Detailaufnahme des rechten Knöchels (B).

Eine 23-jährige Frau hat seit 6 Wochen abdominelle Schmerzen und intermittierende, schmerzhafte Rötungen an beiden Unterschenkeln. Die körperliche Untersuchung ergibt eine druckschmerzhafte Resistenz im rechten Unterbauch. Bei der Inspektion der Beine zeigt sich der in Abb.  [ 1 ] dargestellte pathologische Hautbefund.

  • Welcher Befund ist es?

  • Erlauben der Befund und die Klinik eine Verdachtsdiagnose?

  • Wenn ja, welche?

  • Sind Differenzialdiagnosen möglich?

  • Wenn ja, welche?


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Befund

  1. knötchenförmige Hautrötungen an beiden Unterschenkeln


Diagnose

  • Erythema nodosum bei M. Crohn mit entzündlicher Aktivität


Differenzialdiagnosen

  • Sarkoidose, Löfgren-Syndrom

  • Infektionen (Tuberkulose, Streptokokken, Yersinien, Chlamydien, Katzenkratzkrankheit, Toxoplasmose)

  • Reaktion auf Arzneimittel (z. B. Sulfonamide, orale Kontrazeptiva)

  • rheumatisches Fieber

  • Morbus Behçet


Erläuterung

Hautveränderungen sind ein häufiger Befund bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) [1]. Neben der Haut kann sich eine CED extraintestinal auch

  • okulär (Uveitis, Episkleritis, Skleritis),

  • muskuloskeletal (periphere Arthritis, axiale Arthropathien) und

  • hepatobiliär (primär sklerosierende Cholangitis, chronische Autoimmunhepatitis, Overlap-Syndrom).

manifestieren [2] [3]. Das Pyoderma gangraenosum gehört ebenfalls zu den CED-assoziierten Hauterkrankungen [4].

Bei einem Erytema nodosum ist das subkutane Fettgewebe unter Beteiligung der Kapillarwände akut entzündet. In der Folge bilden sich die charakteristischen schmerzhaften Knötchen. Typische Prädilektionsstellen sind

  • Unterschenkelstreckseiten,

  • Kniegelenke,

  • Sprunggelenke,

  • seltener auch Arme und Gesäß.

Es handelt sich um eine allergische Überreaktion (Typ III) der Haut. Der Befund erlaubt eine Blickdiagnose. Das Erythem kann im Zusammenhang mit zahlreichen Grunderkrankungen auftreten [5]. Um bei einem klinischen Verdacht die Ursache einzugrenzen, können u. a. folgende Untersuchungen sinnvoll sein:

  • Stuhluntersuchung (Yersinien),

  • Rachenabstrich (Streptokokken),

  • Röntgen-Thorax (Sarkoidose, Tuberkulose)

  • endoskopische Untersuchungen (CED)

Die Therapie besteht vor allem darin, die zugrundeliegende Erkrankung zu behandeln bzw. das auslösende Agens abzusetzen. Zur symptomatischen Therapie gehören

  • nicht-steroidalen Antiphlogistika (z. B. Indometacin, Acetylsalicylsäure) und

  • Kaliumjodid (lokal) [5].



Interessenkonflikte: Die Autoren erklären, dass sie keine finanziellen Verbindungen mit einer Firma haben, deren Produkt in diesem Artikel eine wichtige Rolle spielt (oder mit einer Firma, die ein Konkurrenzprodukt vertreibt).


Korrespondenz

Dr. med. Jörg Felber
Klinik für Innere Medizin IV
Universitätsklinikum Jena
Erlanger Allee 101
07740 Jena


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Abb. 1 Übersichtsaufnahme des rechten Unterschenkels (A), Detailaufnahme des rechten Knöchels (B).
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