Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(15): 1124
DOI: 10.1055/s-0041-103866
Dossier
Rheumatologie: Vom Symptom zur Diagnose
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumatologie: Vom Symptom zur Diagnose: Früh erkennen – schnell handeln

Elisabeth Märker-Hermann
1   Klinik Innere Medizin IV, HELIOS Dr. Horst Schmidt Klinik Wiesbaden
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Publication Date:
31 July 2015 (online)

Vom Symptom zur Diagnose – dieses wichtige Prinzip aller klinischen Disziplinen und Differenzialdiagnosen trifft für das Fach der Rheumatologie in besonderer Weise zu: Bei der Erstuntersuchung des Patienten mit schmerzhaften und geschwollenen Gelenken oder Myalgien kommt es primär darauf an, das klinische Manifestationsmuster zu erkennen und mit einfachen Klassifikationen weitere differenzialdiagnostische Schritte einzuleiten. Die Familien- und die Eigenanamnese sowie die spezielle rheumatologisch-immunologische Anamnese können bereits zu einer validen Arbeitsdiagnose führen. Eine laborchemische Basisdiagnostik untermauert die Verdachtsdiagnose.

Das vorliegende Dossier stellt drei wichtige Leitsymptome in der Rheumatologie vor: Im ersten Beitrag werden das diagnostische Vorgehen und die therapeutischen Konsequenzen bei Patienten mit (früher) Polyarthritis vorgestellt. Hier geht es insbesondere um die Früherkennung der rheumatoiden Arthritis, die möglichst unmittelbar gezielt mit DMARDs (Disease modifying antirheumatic drugs) behandelt werden sollte. Denn nur so kann das Ziel einer Remission realistisch erreicht und strukturelle Gelenkschäden verhindert werden.

Das Symptom der Mono- und Oligoarthritis ist vieldeutig. Tritt es zusammen mit Rückenschmerzen vom entzündlichen Typ auf, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Spondyloarthritis bzw. um eine der definierten Spondyloarthritis-Subtypen. Im zweiten Beitrag erfahren Sie, wie die genaue Anamnese und Familienanamnese im Hinblick auf die assoziierten Haut-, Infektions-, Augen und Darmerkrankungen bereits wichtige Hinweise auf die Diagnose geben kann. Bei rein peripherer Oligoarthritis ohne entzündliche Rückenschmerzen ist das Spektrum an Differenzialdiagnosen breit – eine gezielte Laboruntersuchung und Synoviaanalysen sind notwendig.

Eine in der allgemeinmedizinischen Praxis und in den internistischen Notaufnahmen häufig gesehene Konstellation besteht aus den relativ unspezifischen Symptomen Fieber, Hautveränderungen und Myalgien. Um diese geht es im dritten Beitrag. Das Spektrum reicht von Infektionserkrankungen über Malignome bis zu seltenen immunologischen Systemerkrankungen. Daher ist eine interdisziplinäre Abklärung im Rahmen einer Stufendiagnostik notwendig. Sollte im Verlauf einer bereits bekannten rheumatischen Systemerkrankung unter immunsuppressiver Therapie das Syndrom von Fieber mit Exanthem und Muskelschmerzen auftreten, muss immer geklärt werden, ob es sich um eine Manifestation der Grunderkrankung handelt oder um eine Komplikation der Therapie. Auch hier ist die exakte Anamnese wichtigste Voraussetzung für die weitere differenzialdiagnostische Einordnung.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen und einen hohen Erkenntnisgewinn.