Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2015; 59(4): 180-186
DOI: 10.1055/s-0041-108543
Wissen
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Die Homöopathie als therapeutische Handlungswissenschaft sui generis

Eine humanwissenschaftliche Argumentation1
Josef M. Schmidt
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 December 2015 (online)

Zusammenfassung

Der Vorwurf, die Wirksamkeit der Homöopathie lasse sich naturwissenschaftlich nicht beweisen, geht ins Leere, denn Homöopathie war stets mehr als eine angewandte Naturwissenschaft. Sie ist eine praktische Wissenschaft sui generis, deren Aufgabe, Ansatz und Gegenstand nicht naturwissenschaftlich, sondern nur teleologisch und humanwissenschaftlich zu begreifen sind. Im Gegensatz zur technologisch ausgerichteten und strukturell geldgetriebenen konventionellen Medizin ist die Homöopathie methodisch stets am Befinden des Patienten orientiert und entspricht dem klassischen Ideal einer rationalen und wohltätigen Heilkunst.

Summary

The charge that the efficacy of homeopathy might not be provable by means of natural science comes to nothing, as homeopathy has ever since been more than an applied natural science. It is a practical science sui generis whose task, approach, and subject cannot be grasped by natural sciences, but only teleologically and in terms of the humanities. Contrary to conventional medicine which is aligned technologically and structurally money-driven, homeopathy is methodologically always oriented towards the wellbeing of the patient, corresponding to the classical ideal of a rational and beneficial art of healing.

Anmerkung

Überarbeitete Version eines Impulsreferats, gehalten während des 10. Köthener Sommerkurses Homöopthiegeschichte am 12.09.2015 in der Europäischen Bibliothek für Homöopathie in Köthen (Anhalt).


 
  • Literatur

  • 1 Aust N. In Sachen Homöopathie. Eine Beweisaufnahme.. Ebersdorf: 1–2 Buch; 2013
  • 2 Brodbeck KH. Die Herrschaft des Geldes. Geschichte und Systematik, ed. 2. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft; 2012
  • 3 Chalmers AF. Wege der Wissenschaft. Einführung in die Wissenschaftstheorie, ed. 6. Berlin: Springer; 2007
  • 4 Festinger L. Theorie der kognitiven Dissonanz. ed. 2. Bern: Huber; 2012
  • 5 Grams N. Homöopathie neu gedacht. Was Patienten wirklich hilft. Berlin, Heidelberg: Springer; 2015
  • 6 Kaptchuk TJ. Powerful placebo: the dark side of the randomised controlled trial. Lancet 1998; 351: 1722-1725
  • 7 Kiene H. Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Berlin: Springer; 2001
  • 8 Mason SF. Geschichte der Naturwissenschaft in der Entwicklung ihrer Denkweisen. Stuttgart: Verlag für Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik; 1991
  • 9 Porter R. Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute. Heidelberg: Berlin; 2003
  • 10 Schmidt JM. Die philosophischen Vorstellungen Samuel Hahnemanns bei der Begründung der Homöopathie (bis zum Organon der rationellen Heilkunde, 1810). München: Sonntag; 1990
  • 11 Schmidt JM. Taschenatlas Homöopathie in Wort und Bild. Grundlagen, Methodik und Geschichte. Heidelberg: Haug; 2001
  • 12 Schmidt JM. Zur Frage der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie – im Lichte von Evidenz und Exzellenz. Gudjons aktuell 2013; 15 (3): 20-29
  • 13 Schmidt JM. Zur Relevanz wissenschafts-, medizin- und sozialgeschichtlicher Grundlagenforschung. Schweizerische Zeitschrift für Ganzheitsmedizin 2013; 25: 231-240
  • 14 Türcke C. Mehr! Philosophie des Geldes. München: Beck; 2015
  • 15 Weymayr C, Heißmann N. Die Homöopathie-Lüge. So gefährlich ist die Lehre von den weißen Kügelchen. München: Piper; 2012
  • 16 Wieland W. Diagnose. Überlegungen zur Medizintheorie. Berlin: de Gruyter; 1975
  • 17 Wiesing U. Kunst oder Wissenschaft? Konzeptionen der Medizin in der deutschen Romantik. Stuttgart: Frommann-Holzboog; 1995