Lege artis - Das Magazin zur ärztlichen Weiterbildung 2016; 6(01): 1
DOI: 10.1055/s-0041-111353
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die gefährlichste psychische Krankheit

Peter Galle
,
Götz Geldner
,
Julia Hecht
,
Alfred Königsrainer
,
Frank-Gerald Pajonk
,
Julia Rojahn
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Publication History

Publication Date:
15 February 2016 (online)

Liebe Leserin, lieber Leser,

haben Sie bei so manchem Patienten auch schon einmal gedacht: Die – oder der – ist bestimmt magersüchtig? Und waren vielleicht unsicher, ob Sie Ihren Verdacht aussprechen sollten, wenn der Grund für den Arztbesuch doch ein ganz anderer war?

Vor allem bei jungen Patienten mit deutlichen Symptomen sollten Sie nicht allzu lange zögern: Die Anorexia nervosa ist mit 0,5 % Lebenszeitprävalenz nicht nur eine relativ häufige Erkrankung, sondern endet für bis zu 5 % der Betroffenen tödlich. Damit gilt sie laut Deutscher Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und ärztliche Psychotherapie (DGPM) als gefährlichste aller psychischen Krankheiten (Pressemeldung vom 17.11.2015). Immerhin: Junge Patienten, die früh mit der Behandlung beginnen, haben eine gute Chance, wieder gesund zu werden. Dazu brauchen sie aber oft einen äußeren Anstoß – aus ihrem sozialen Umfeld oder von einer fremden Person wie einem Arzt. „Ärzte aller Fachrichtungen müssen deshalb darin geschult sein, Magersucht frühzeitig zu erkennen und ihre Patienten ggf. rasch zu Spezialisten überweisen“, meint daher DGPM-Mediensprecher Prof. Dr. Harald Gündel. Wie Sie dabei vorgehen können, erklären unsere Autoren im Übersichtsbeitrag „Essstörungen“ ab Seite 36.

Aber auch Patienten, die rational einsehen, dass ihr Verhalten ihre Gesundheit gefährdet, fällt es oft schwer, eine (Psycho-)Therapie zu beginnen bzw. durchzuhalten. „Ich weiß, dass ich da alleine nicht mehr rauskomme, aber schäme mich zu sehr, um Hilfe zu bitten“, schreibt z. B. eine 24-Jährige in der Süddeutschen Zeitung (5.1.2016). „Ich weiß, dass der Weg, den ich gehe, der falsche ist. Aber einen Ausweg finde ich nicht.“ Schließlich ist das Leben der Betroffenen oft bestimmt von Disziplin, Willensstärke und Selbstkontrolle – ohne die hätten sie nicht jahrelang hungern können. Zur Überwindung der eingefahrenen Gewohnheiten kann dann ein stationärer Aufenthalt helfen, z. B. in einer psychosomatischen Klinik. Wie die Behandlung dort aussieht und für welche anderen Erkrankungen sie ebenfalls geeignet sein kann, lesen Sie ab Seite 26 in unserem aktuellen Titelthema.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihre Herausgeber und Ihre Redaktion

Herausgeber

P. Galle, Mainz

G. Geldner, Ludwigsburg

A. Königsrainer, Tübingen

F.-G. B. Pajonk, Schäftlarn

Experten-Panel

P. Berlit, Essen

S. Bleich, Hannover

J. Bossenmayer, Stuttgart

H.- P. Bruch, Lübeck

M. Christ, Nürnberg

B. Debong, Karlsruhe

J. Glatzle, Konstanz

T. Hemmerling, Montreal

D. F. Hollo, Celle

J. Riemann, Ludwigshafen

Schlichtungsstelle für Arzthaftpflichtfragen der norddeutschen Ärztekammern, Hannover

Redaktion

Julia Hecht

Dr. Julia Rojahn

Georg Thieme Verlag KG

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