Dialyse aktuell 2016; 20(01): 38-47
DOI: 10.1055/s-0041-111635
Pflege
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Palliative Versorgung von Dialysepatienten – Aktuelle Versorgungsstruktur im Landkreis Dillingen

Palliative care for dialysis patients – Current maintenance structure in the rural district of Dillingen
Joachim Strasser
1   KfH – Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e. V., KfH-Nierenzentrum Dillingen
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Februar 2016 (online)

Bei Dialysepatienten bedarf es überdurchschnittlich häufig einer spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Die SAPV setzt mindestens 2 Symptomkomplexe voraus, welche bei Dialysepatienten nahezu immer gegeben sind. Ein dialysepflichtiger anurischer Patient beispielsweise, bei dem ein Dialyseabbruch wegen eines fortschreitenden Tumorleidens erwogen wird, erfüllt bereits mindestens 2 Kriterien. In diesem Fall sind das die starken Schmerzen, die das Tumorleiden verursacht, und die mit dem Dialyseabbruch einhergehende Atemnot, die durch die fehlende Ultrafiltration eintritt. Weitere Symptome, die mit einem Dialyseabbruch einhergehen können, sind finale Unruhe und Agitiertheit, Sekretstau in den Atemwegen, Übelkeit und Erbrechen, starke neuropathische Schmerzen und Anämie, um nur einige zu nennen. Angesichts dieses Symptomkomplexes wird deutlich, dass eine allgemeine ambulante Palliativversorgung beim dialysepflichtigen Menschen schnell an ihre Grenzen stößt. Aus diesem Grund sind vermehrte Krankenhausaufenthalte in der letzten Lebensphase die Folge. Häufig versterben dadurch Betroffene in der Klinik und nicht, wie von vielen Menschen erhofft, zu Hause. Dabei hätte eine Etablierung einer SAPV sowohl für den Patienten als auch für die Kostenträger Vorteile. Den Betroffenen würde ein häusliches Umfeld ermöglicht, welches die Lebensqualität deutlich verbessert und die Krankenkassen würden durch sinkende Krankenhausaufenthalte finanziell merklich entlastet. Die Antworten zu meinem Fragebogen zeigen, dass es im Landkreis Dillingen Handlungsbedarf hinsichtlich der palliativen Versorgung im Allgemeinen wie auch speziell bei Dialysepatienten gibt. Das Angebot einer SAPV gab es für den Landkreis Dillingen nicht (Stand: 26.01.2015). Der Bedarf hierfür wäre jedoch gegeben, da rund 1000 Menschen in diesem Landkreis pro Jahr versterben und statistisch gesehen davon 10 % von einer SAPV profitieren würden. Es finden Planungsgespräche zwischen der Kommunalpolitik und den apparativen Ebenen statt, um eine SAPV zu ermöglichen (Stand: 26.01.2015). Es mangelt noch an der Finanzierung sowie an der nötigen Personalausstattung; auch die Auflagen der Krankenkassen und die noch zu klärende Trägerschaft stellen Probleme dar, welche noch zu lösen sind (Stand: 26.01.2015). Wünschenswert wäre ein Modell, bei dem das SAPV-Team als zentrale Koordinationsstelle fungiert. Dadurch würde ein Zusammenarbeiten aller für den Betroffenen notwendigen Berufsgruppen auf höchstem Niveau erreicht werden.

In dialysis patients, there is an above-average need for a specialized ambulant palliative care (SAPC). SAPC requires at least 2 symptom complexes which are almost certainly given in dialysis patients. An anuric patient requiring dialysis, e. g., for whom a dialysis treatment abortion is debated because of progressive tumor suffering, pervades already at least 2 criteria. In this case, these are heavy pain the tumor is causing and dyspnea (accompanied by dialysis abortion) caused by lacking ultrafiltration. Further symptoms coming along with dialysis abortion are final restlessness, stasis of secretion in respiratory ducts, nausea and vomitus, heavy neuropathic pain and anemia, just to mention a few. In view of these symptom complexes, it becomes clear that a general ambulant palliative care reaches its limits fast in dialysis patients. For this reason, increased hospitalization rates in the last phase of life are following. Due to this, patients often die in the hospital and not at home, as many people hope. Here, an implementation of SAPC would have advantages for patients as well for benefactors. Patients could stay at home more often which improves quality of life immensely and the budget of health insurance companies would be relieved significantly due to fewer hospitalizations. The answers in my questionnaire show that there is a need for action in the rural district of Dillingen concerning general and dialysis-specific palliative care. There was no supply of SAPC in the rural district of Dillingen (as per January 26, 2015). However, the demand for it is there as ca. 1000 people die in this district every year and 10 % of them could statistically profit from it. There are strategic discussions between local affairs and technical appliances in order to make SAPC available (as per January 26, 2015). There is a lack of financial and staff supply; also, the requirements of health insurance companies and the not yet settled funding body are problems which have to be solved (as per January 26, 2015). Thereby, a cooperation of all required professional categories on a high level would be accomplished.