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DOI: 10.1055/s-0041-1727526
Fünf Jahre anhaltende Reduktion von Major-Amputationen um über 50 % bei Menschen mit Diabetes mellitus nach multidisziplinärer Behandlung mit Zweitmeinung in einem Krankenhaus der Regel- und Notfallversorgung
Hintergrund In einem Krankenhaus der Regel- und Notfallversorgung mit 241 Betten und Fachabteilungen für Kardiologie, Diabetologie, Angiologie, Allgemein- und Gefäßchirurgie wurde im Jahr 2014 die Inzidenz von Major-Amputationen gezählt und als zu hoch befunden. Als Konsequenz wurde ein multidisziplinäres Behandlungskonzept mit Zweitmeinung eingeführt. In der vorliegenden Arbeit wurden die Amputations-Inzidenz, die Schwere der Fälle und die Mortalität in der Kohorte von Menschen mit Diabetes mellitus und höherem Amputationsrisiko in den Jahren 2010 bis 2019 untersucht.
Methoden Anfang 2015 wurde ein verbindliches Behandlungskonzept eingeführt. Demnach erfolgen Amputationen erst nach Untersuchung der peripheren Neuropathie (Rydel-Seiffer-Stimmgabel, Metatarsus I), nach intraarterieller Angiographie mit Darstellung der Fußarterien und nach Zweitmeinung durch einen Angiologen oder Gefäßchirurgen, um gegebenenfalls die Beindurchblutung durch Angioplastie oder Bypasschirurgie zu verbessern. Die Koordination erfolgt durch einen Diabetologen. Die Kohorte setzt sich aus 8689 Fällen mit den Diagnosen ICD-10-GM E10-E14 und I70.2- und/oder G62.-/G63.- zusammen, die in den Jahren 2010-2019 behandelt worden waren. Fallzahlen, Diagnosen, Prozeduren, Inzidenzen und Fallschwere-Indizes wurden anhand der DRG-Abrechnungen ermittelt.
Ergebnisse Die Inzidenz von Major-Amputationen verringerte sich statistisch signifikant im Mittel von 2,2 (2010-2014) auf 0,79 (2015-2019) pro Jahr und 100 Fälle (p=0,008). Die Inzidenz von Minor-Amputationen, die Mortalität und der Fallschwere-Index stiegen numerisch aber nicht statistisch signifikant an.
Schlussfolgerungen Das multidisziplinäre Behandlungskonzept mit Zweitmeinung führte in der untersuchten Kohorte zu einer nachhaltigen Reduktion von Major-Amputationen um über 50 %. Die Inzidenz von Minor-Amputationen, die Fallschwere und die Mortalität veränderten sich nicht statistisch signifikant.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
06. Mai 2021
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