Einleitung Als Bundesland mit der ältesten Bevölkerung Deutschlands hat sich Sachsen-Anhalt
mit dem Forschungsverbund „Autonomie im Alter“ (AiA) zum Ziel gesetzt, die Selbständigkeit
von älteren Menschen in der Häuslichkeit zu unterstützen. Das AiA-Zentralprojekt erforscht
deshalb in einer qualitativen Studie individuelle sowie strukturelle Bedingungen und
Herausforderungen in der Gesundheits- und Lebenssituation von Menschen 70+.
Methoden Es wurden problemzentrierte Interviews mit 37 älteren Frauen und Männern geführt.
Fokussiert wurden u. a. gesundheitliche Probleme und ihre Auswirkungen sowie individuelle
Bewältigungsstrategien älterer Menschen. Zusätzlich wurden 22 qualitative Expert*inneninterviews
durchgeführt. Die Expert*innen sollten einen aus Ihrer Sicht idealtypischen älteren
Menschen mit gesundheitlichen Problemen und zur Verfügung stehende Unterstützungsmöglichkeiten
beschreiben.
Ergebnisse Bei den älteren Befragten zeigen sich verschiedene Formen gesundheitlicher Einschränkungen,
für deren Bewältigung individuelle Handlungsstrategien entwickelt wurden. Diese zielen
darauf ab, möglichst dauerhaft eine autonome Lebensführung im häuslichen Umfeld zu
gewährleisten. Unterstützung durch soziale Netzwerke wird oft erst angenommen, wenn
individuelle Strategien versagen. Auf Strukturebene beschrieben die Expert*innen,
dass ältere Menschen die Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten häufig zu lange
hinauszögern.
Fazit Es entsteht ein zyklischer Prozessverlauf, in dem individuelle und strukturelle Strategien
für eine selbstständige Lebensführung konfligieren. Das wahrgenommene Risiko, an Selbstbestimmung
einzubüßen, führt dazu, dass unterstützende Maßnahmen bei hohen gesundheitlichen Belastungen
oft zu spät eingefordert werden.