Zentralbl Chir 2021; 146(S 01): S67
DOI: 10.1055/s-0041-1733404
Abstracts

PV-169 Patient mit einer thorakalen Schussverletzung: Behandlungsstrategie und Zugangswege

B Fakundiny
,
A Popov
,
H Busk
,
T Walles
 
 

Hintergrund

Penetrierende Thoraxtraumata stellen eine Verletzung mit signifikanter Morbidität und Mortalität dar. Abhängig von dem klinischen Zustand des Patienten und den erwarteten Verletzungen stehen hierbei verschiedene Zugangswege zur Verfügung. Vor dem Hintergrund eines möglichst niedrigen zusätzlichen Operationstraumas („second hit“) sind der Nutzen und die Limitationen von minimalinvasiven Zugangswegen gegenüber konventionellen offenen Zugängen abzuwägen.


Material und Methode

Wir schildern die Behandlungsstrategie und die Versorgung bei einem 43-jährigen Patienten mit einer thorakoabdominellen Schussverletzung.


Ergebnis

Bei Eintreffen in der Notaufnahme sahen wir einen intubierten Patienten, der mit 0,03 µg/kg/min Norepinephrin Kreislauf stabil war. Eine präklinisch rechts gelegte Thoraxdrainage hatte insgesamt 500 ml blutig gefördert. Die Eintrittswunde lag rechts subaxillär und das Projektil ließ sich subkutan in der linken Flanke tasten. CT-morphologisch zeigten sich rechtsseitig ein geringer Mantelpneumothorax, ein mäßiger Hämatothorax und eine Mittellappenkontusion. Intraabdominal fand sich kein Anhalt für relevante Organverletzungen, insbesondere keine freie Luft oder Flüssigkeit. Aufgrund einer zunehmenden Kreislaufinstabilität bei letztlich unklarem Verletzungsmuster stellten wir die Indikation zur anterolateralen Thorakotomie rechts. Ein Mittellappen-Durchschuss wurde mittels Traktotomie versorgt. Eine Verletzung der V. cava inferior musste übernäht werden. Im Anschluss übernahmen die Kollegen der Viszeralchirurgie. Diese begannen laparoskopisch und konvertierten zu einer medianen Längslaparotomie. Intraabdominell fanden sich sowohl eine Ösophagus- als auch eine Magenperforation, eine Zwerchfellläsion, eine Milzverletzung und eine Pankreasschwanzverletzung. Therapeutisch erfolgten daraufhin die Übernähung von Magen, Ösophagus und Zwerchfell sowie eine Pankreasschwanzresektion.


Schlussfolgerung

Bei ballistischen Thoraxverletzungen kann auch bei zunächst wenig auffälliger Bildgebung ein relevantes Verletzungesmuster mit vitaler Bedrohung des Patienten vorliegen. In Notfallsituationen mit potenziell lebensgefährlichen intrathorakalen Verletzungen gibt die Thorakotomie eine größtmögliche Übersicht über den Situs.



Publication History

Article published online:
06 September 2021

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