Z Gastroenterol 2021; 59(08): e278-e279
DOI: 10.1055/s-0041-1734054
Deep Learning im Intestinum
Donnerstag, 16. September 2021, 12:00-13:20 Uhr, Saal 4
Endoskopie

Fall-Kontroll-Studie des diagnostischen Zugewinns durch ein computerunterstütztes System zur Polypendetektion bei der Coloskopie von multimorbiden Patienten (CompuColo-Studie)

C Engelke
UKSH Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
,
M Graf
UKSH Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
,
H Tews
UKSH Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
,
J Marquardt
UKSH Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
,
M Kirstein
UKSH Campus Lübeck, Medizinische Klinik I, Lübeck, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die coloskopische Detektion und Entfernung von Adenomen ist der etablierte Standard der Vorsorge des kolorektalen Karzinoms. Eine prospektiv-randomisierte Studie konnte eine Steigerung der Adenom-Detektionsrate (ADR) um 15 % in einem gut selektioniertem Patientenkollektiv durch Anwendung einer Echtzeit-Computer-assistierten Detektion (computer-aided detection, CADe) von Polypen erreichen.

    Ziele Ziel dieser Studie war es zu untersuchen, ob die ADR in einem multimorbiden Patientenkollektiv eines Maximalversorgers durch Anwendung eines CADe-Geräts gesteigert werden kann.

    Methodik Verglichen wurden Patienten, die unter Zuhilfenahme eines CADe-Geräts am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck coloskopiert (GI Genius, Medtronic) mit einer Kontrollkohorte, die über die gleiche Zweitspanne ohne CADe-Unterstützung coloskopiert worden war. Der primäre Endpunkt war die ADR.

    Ergebnis Den 86 Coloskopien in der Versuchsgruppe stehen 77 Coloskopien in der Kontrollgruppe gegenüber. Die häufigsten Indikationen zur Coloskopie waren gastrointestinale Blutung, symptomatische Anämie und radiologischer und/oder klinischer Tumorverdacht (n = 104; 63,8 %). Eine Vorsorge-Coloskopie bei asymptomatischen Patienten erfolgte lediglich in einer Minderheit (n = 7; 4,3 %). Das mediane Alter der Patienten betrug 66 Jahre (IQR 50 - 76 Jahre). Die Cökum-Intubationsrate war 92,6 %. Die mediane Rückzugszeit war 10 min (IQR 7 - 17 min). Die ADR war mit 33 % vs. 10 % signifikant höher in dem Versuchsarm verglichen mit dem Kontrollarm (33 % vs. 10 %; p = 0,001). Die mediane Größe der entfernten Adenome war in beiden Gruppen gleich mit 5 mm (IQR 3 - 9 mm). Die mediane Rückzugzeit war in der Versuchsgruppe mit 11 min (IQR 8 - 18 min) signifikant aber klinisch nicht relevant länger im Vergleich zu 9 min (IQR 7 - 15 min) in der Kontrollgruppe (p = 0,033). Die Komplikationsrate unterschied sich zwischen den Gruppen nicht (1,2 % vs. 2,6 %, p = 0,147).

    Schlussfolgerung Die computergestützte ADR wird bei multimorbiden, älteren Patienten im stationären Umfeld um 23 % gesteigert ohne sich signifikant negativ auf die Komplikationsrate auszuwirken. Die Rückzugszeit verlängert sich durch Zuschalten eines eCAD leichtgradig, aber klinisch nicht relevant.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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