Pneumologie 2016; 70(03): 146-147
DOI: 10.1055/s-0042-103335
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachwuchsförderung – Eine Aufgabe aller Pneumologen

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Publication Date:
15 March 2016 (online)

 

Nicht nur bei den Fachärzten für Allgemeinmedizin, sondern auch in mehreren anderen Fachgebieten gibt es aufgrund der Demografie zunehmende Defizite an Ärzten und Ärztinnen, die für die Versorgung von Patienten zur Verfügung stehen. Dies gilt gleichermaßen für Klinik und Praxis in der Pneumologie. Dies belegen die nachfolgend genannte Fakten.

Die vom Bundesverband der Pneumologen (BdP) 1982 herausgegebene Prognosstudie, die gewissermaßen als das erste Weißbuch in der Pneumologie anzusehen ist, stellte bereits damals fest (‣ Tab. [ 1 ]), dass wir zu wenig Fachärzte für die Versorgung von Atemwegspatienten haben. Die Hauptursache hierfür ist in unserer geschichtlichen Entwicklung begründet.

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Tab. 1 Quote der berufstätigen Pneumologen im Vergleich zur Gesamtärzteschaft

Wegen der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebensbedrohenden „Volksseuche” Tuberkulose (TB) hat die Deutsche Ärzteschaft in den 1920er Jahren des letzten Jahrhunderts die Lungenheilkunde durch die Einführung eines eigenständigen Gebiets aus der Inneren Medizin herausgenommen.

Da in der Ära vor den Antibiotika die Isolation der TB-Patienten zu den wichtigsten Therapiemöglichkeiten gehörte, wurden diese in Heilstätten behandelt – fernab von den Bevölkerungszentren und Universitätsstädten. Dies hatte zur Folge, dass die Repräsentanz der Pneumologie an Deutschen Universitäten (‣ Tab. [ 2 ]) bis heute nur lückenhaft und nicht ausreichend geblieben ist. Somit kann den nachwachsenden Ärztegenerationen nicht umfänglich und rechtzeitig die Bedeutung der Pneumologie nähergebracht werden. Und obwohl die Lungenheilkunde bereits 1987 in das Gebiet der Inneren Medizin wieder zurückgeführt worden ist, hat sich in den letzten 30 Jahren nichts an diesem Defizit geändert.

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Tab. 2 Prozentualer Anteil etablierter Abteilungen für Pneumologie an Medizinischen Fakultäten im internationalen Vergleich.

Unabhängig von dieser Entwicklung aber hat sich bekanntermaßen das Morbiditätsspektrum in der Pneumologie in der Nachkriegszeit erheblich erweitert und nimmt auch weiterhin zu – nicht nur demografiebedingt. Das ist auch nicht verwunderlich, da die Lunge das Organ ist, das am empfindlichsten und direktesten allen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist. Somit öffnet sich die Schere zwischen Versorgungsauftrag und der realen Versorgungswirklichkeit durch Pneumologen immer weiter.

Der Vorstand des BdP hat dieses Problem nicht nur erkannt, sondern hat durch die Einrichtung einer Arbeitsgruppe (AG5) begonnen, Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. Bei den vielen durchzuführenden Einzelaufgaben zur Erreichung der Studenten und Jungärzte, die umgesetzt werden müssen, wurden bereits 2 Projekte angegangen.

Der Kongress „Operation Karriere”

In den vom Deutschen Ärzteverlag, einer hundertprozentigen Tochter der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, durchgeführten Kongress (genannt „Operation Karriere“)zur Karriereplanung für junge Mediziner an verschiedenen Universitätsstätten haben wir uns eingebracht. Bis zu 500 Studenten / Jungärzte nehmen pro Veranstaltung und Tag daran teil. Mit allgemein interessierenden Themen beteiligen wir uns u. a. durch Referate an dieser Veranstaltung.

Zur Evaluierung, aber auch zu einer weiterführenden, individuellen Beratung, haben wir als erste von allen dort tätigen Organisatoren einen geeigneten Fragebogen zur Karrierefindung eingeführt. Über diesen Weg hoffen wir, durch die zu erwartenden Nachfragen das Interesse an der Pneumologie erwecken zu können.

Sehr wünschenswert ist, dass Vertreter der Pneumologenschaft aus den jeweiligen Regionen sich regelhaft an diesen Kongressen beteiligen würden.

Die nächsten Termine 2016 sind:

  • München am 11. Juni 2016,

  • Hamburg am 17. Juni 2016,

  • Berlin am 9. Juli 2016,

  • Köln am 26. November 2016 und

  • Bochum am 3. Dezember 2016.

Mitwirkungswillige mögen sich bitte an den Koordinator der AG5, Dr. Dietrich Rohde, wenden.


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Assistententag des BDI

Bereits in diesem Jahr nehmen wir aktiv teil am Assistententag, der im Rahmen der Jahrestagung des Berufsverbandes Deutscher Internisten e. V. (BDI) in Wiesbaden – immer Anfang September – stattfindet. Neben einem Bronchoskopiekurs mit Unterstützung des Endoskopieherstellers Karl Storz soll ein Einführungsreferat in die Pneumologie gehalten werden. Besonders Jungpneumologen werden für die Umsetzung von uns gesucht. Auch hier bitte Mitteilung an den Koordinator der AG5. Doch dies sind bisher nur kleine Mosaiksteine, um die oben genannte Lücke in der Information über die Pneumologie schließen zu können. Sie sind jedoch sinnvoll und sollten langfristig von uns genutzt werden.

Das Nachwuchsproblem in der Pneumologie steht jedoch nicht nur beim BdP ganz oben auf der Agenda. Im Rahmen der gemeinsamen Vorstandssitzung am 20. Januar 2016 in Berlin haben die Vorstände des BdP, der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und des Verbands pneumologischer Kliniken (VPK) beschlossen in dieser Frage ab sofort sehr eng und abgestimmt vorzugehen. Es wurden konkrete Aufgaben zur Erarbeitung eines Gesamtkonzeptes mit Umsetzungsplan für jeden Verband festgelegt. Doch diese sehr zu begrüßende Kooperationsbereitschaft wird nicht sehr schnell zu erkennbaren Ergebnissen führen können.

Deswegen ist jeder einzelne Pneumologe aufgefordert – gleichgültig wo er beruflich tätig ist – sich an der Nachwuchsförderung z. B. durch Gespräche, Hospitationen, Famulaturen, sektorübergreifender Weiterbildung schon heute zu beteiligen. Auch hier gilt: Nur gemeinsam sind wir stark und erfolgreich!

Dr. Dietrich Rohde, Koordinator der AG5 des BdP-Vorstands, Mühlheim an der Ruhr


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Tab. 1 Quote der berufstätigen Pneumologen im Vergleich zur Gesamtärzteschaft
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Tab. 2 Prozentualer Anteil etablierter Abteilungen für Pneumologie an Medizinischen Fakultäten im internationalen Vergleich.