Notfallmedizin up2date 2016; 11(01): 12-16
DOI: 10.1055/s-0042-104356
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Reanimation bei massiver Hämorrhagie

Medizinische und logistische Herausforderungen in der modernen Luftrettung
Frank Weilbacher
,
Erik Popp
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Publikationsdatum:
25. April 2016 (online)

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Notfallmeldung und Unfallhergang

An einem regnerischen Tag um 8:45 Uhr morgens geht bei der Rettungsleitstelle Bergstraße folgender Notruf ein: „Junger Mann, Schnittverletzung am Hals durch Glasscheibe, starke Blutung, Einsatzort Abst.“.

Aufgrund des abgelegenen Notfallorts erfolgt die Anfrage bei der nächsten hubschrauberführenden Leitstelle bezüglich Verfügbarkeit des Rettungshubschraubers Christoph 53, ca. 10 Flugminuten vom Einsatzort entfernt. Der Hubschrauber wird um 8:50 Uhr alarmiert und startet um 8:56 Uhr, parallel erfolgt die Alarmierung eines Rettungswagens. Gleichzeitig verständigen die Hilfesuchenden einen Hausarzt.

Da die Landung für den RTH direkt am Unfallort nicht möglich ist, muss ein Steinbruch in der Umgebung als nächstmögliche Landeposition gewählt werden. Hier trifft der Rettungshubschrauber um 9:07 Uhr ein. Vom Landeplatz erfolgt der 8-minütige Transfer von Notarzt und HEMS-TC in einem Fahrzeug der ebenfalls alarmierten lokalen freiwilligen Feuerwehr zum Notfallort – einem Schreinereibetrieb.

In der Schreinerei hatte der Patient, ein ca. 30 Jahre alter Mann, bei feuchter Witterung und Nieselregen mehrere große Glasscheiben von Hand von einem Lkw abgeladen. Trotz geeigneter Schutzhandschuhe rutschte eine der Glasscheiben ab, die den jungen Mann seitlich rechts am Hals traf und dabei die Halsweichteile auf ca. 15 cm Länge eröffnete und eine massive Blutung auslöste. Der Unfall wurde durch Arbeitskollegen bezeugt.