Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(01): 16-27
DOI: 10.1055/s-0042-106052
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intraoperative Hypotonie: Pathophysiologie und klinische Relevanz

Malte Book
,
Florian Jelschen
,
Andreas Weyland
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Publication Date:
11 January 2017 (online)

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Zusammenfassung

Eine adäquate Organperfusion zu sichern, gehört zu den zentralen Aufgaben des Anästhesisten während einer Operation. Intraoperative Hypotonien können diese jedoch gefährden. Der Artikel diskutiert die Relevanz intraoperativer Hypotonie als Risikofaktor für eine inadäquate Organperfusion und Sauerstoffversorgung.

Abstract

The preservation of tissue oxygenation is a major goal during anaesthesia. Intraoperative hypotension is a frequent complication of anaesthesia and may impair organ perfusion. The clinical evaluation of organ perfusion, however, is usually based on surrogate parameters. The present review discusses physiologic, pathophysiologic and clinical aspects of intraoperative hypotension as a risk factor for insufficient organ perfusion.

Kernaussagen
  • Es existiert keine einheitliche Definition der intraoperativen Hypotonie.

  • Intraoperative Hypotonien sind eine häufige Komplikation.

  • Ein normaler Blutdruck erlaubt ohne Kenntnis des Widerstands keinen Rückschluss auf das Herzzeitvolumen.

  • Die konstante Durchblutung von Gehirn, Herz und Niere wird über weite Bereiche desmittleren arteriellen Drucks durch Autoregulation gesichert.

  • Arterielle Hypertonie verschiebt die Autoregulationsgrenzen zu höherenWerten.

  • Werden individuelle Autoregulationsgrenzen unterschritten, sinkt die Organdurchblutung.

  • Die Autoregulation kann durch akute oder chronische Erkrankungen (z. B. durch ein Schädel-Hirn- Trauma oder Gefäßstenosen) beeinträchtigt oder aufgehoben sein.

  • Es besteht eine Assoziation der intraoperativen Hypotoniemit Ischämien von Gehirn, Herz und Niere, ohne, dass bislang eine Kausalität bestätigt ist.

  • Die Abhängigkeit der Organschäden von Ausmaß und Dauer der intraoperativen Hypotonie (imSinne einer Dosis-Wirkungs-Beziehung)macht eine ursächliche Verknüpfung wahrscheinlich.

  • Die Messung der regionalen zerebralen Sauerstoffsättigung kann zum Erkennen der unteren Autoregulationsgrenze beitragen.