Z Sex Forsch 2016; 29(02): 147-155
DOI: 10.1055/s-0042-107733
Originalarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Sexualität im Staatsexamen – Sexualmedizinische Wissensbereiche im zweiten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung

Bruno Siegel
a   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
,
Teresa Kreuder
a   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
,
Max Ludwig
a   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
,
Jörg Signerski-Krieger
a   Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Göttingen
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
23 June 2016 (online)

Übersicht

Obwohl sexualmedizinische Themen laut Approbationsordnung Teil der im zweiten Staatsexamen zu prüfenden Inhalte sind, existieren bislang keine Untersuchungen, die den tatsächlichen Anteil sexualmedizinisch relevanter Fragestellungen am schriftlichen Teil des zweiten Staatsexamen überprüfen. Studien legen nahe, dass sich Studierende der Medizin hinsichtlich dieser Inhalte nicht ausreichend ausgebildet fühlen. Im Rahmen einer sexualmedizinischen Curriculumsentwicklung ist unter anderem eine Betrachtung der Prüfungsinhalte und -formen wichtig. Ziel dieser explorativen Arbeit war es, den Anteil und die Zusammensetzung sexualmedizinischer Fragestellungen am schriftlichen Teil des zweiten Abschnitts der Ärztlichen Prüfung zu analysieren. Hierzu wurden acht Jahrgänge schriftlicher Prüfungen des zweiten Staatsexamens untersucht. Fragen wurden hinsichtlich der Zugehörigkeit zum Themenkomplex Sexualmedizin beurteilt. Im Anschluss wurden alle sexualmedizinischen Fragen zuvor definierten Themenbereichen zugeordnet und nach ICD-10 kodiert. Insgesamt konnten im Durchschnitt 3 % der Fragen eines Jahrgangs dem Thema Sexualmedizin zugeordnet werden. Die meisten Fragen wurden den Bereichen „sexuell übertragbare Infektionen“, „sexuelle Probleme/Dysfunktionen“ sowie „reproduktive Gesundheit“ zugeordnet. Die Analyse entsprechend ICD-10 Klassifikationen zeigte, dass überwiegend Fragen aus den ICD-10 Themenbereichen „N“ (Krankheiten des Urogenitalsystems) sowie „A“ und „B“ (infektiöse und parasitäre Krankheiten) gestellt wurden. Konsequenzen für die universitäre Lehre sowie die Möglichkeit einer nicht repräsentativen Themenzusammensetzung sexualmedizinischer Fragestellungen im Staatsexamen werden diskutiert.