Dialyse aktuell 2016; 20(06): 268
DOI: 10.1055/s-0042-110264
Fachgesellschaften
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Regionale Fortbildung Tauberfranken der AfnP e. V.

Bericht zur Veranstaltung am 14.04.2016 in Bad Mergentheim
Christa Stump
1   Bad Mergentheim
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Publication Date:
25 July 2016 (online)

 

Die Arbeitsgemeinschaft für nephrologisches Personal e. V. (AfnP) bot bei ihrer regionalen Fortbildung Tauberfranken Themen zu Fachwissen und Kommunikation. Das interaktive Seminar fand am 14.04.2016 erneut im Deutschordensmuseum in Bad Mergentheim statt.


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Udo Irmer begrüßte im „Roten Saal“ viele interessierte Teilnehmer im Namen des eingetragenen Vereins AfnP.

Neuer Dialysegerätemodus zur optimierten Behandlung v. a. von Patienten mit Hypotonieproblemen

In Zusammenarbeit mit der Firma Gambro Hospal GmbH referierte Mario Vieira über einen neuen Modus (ein zusätzliches Programm) des Dialysegerätes „Artis“ der Firma Baxter. Im Fokus steht dabei die Verbesserung der Lebensqualität der Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz durch die angestrebte intradialytische hämodynamische Stabilität an der HD (Hämodialyse). Der Referent ist Krankenpfleger für Nephrologie und hat im Nephroteam der Dialyse Igersheim bereits erste Erfahrungen mit der Anwendung von HemoControl, so die Bezeichnung des o. g. Programms, gesammelt.

Um das optimale Behandlungsziel einer Dialysetherapie zu erreichen, werden bei der Aktivierung des Programms UF-Rate und Na+-Gehalt automatisch angepasst, während das Blutvolumen stabil und innerhalb einer Verlaufskurve gehalten wird. Programme wie HemoScan und HemoControl sollen, so Vieira, das Leben an der Dialyse erleichtern. Hypotonie sei immer noch das Begleitsymptom während der HD, verursacht durch den Flüssigkeitsentzug. Das Flüssigkeitsmanagement gestalte sich schwierig, da sich von 60 % Körperwasser nur 5 % intravasal befinden.

Für die Behandlung mit HemoControl seien grundsätzlich alle Dialysepatienten geeignet, vorrangig jedoch diejenigen mit Hypotonie-Episoden, aber auch Hypertoniker, deren Herz-Kreislauf-System belastet ist (bei Überwässerung). Die Behandlung mit HemoControl muss ärztlich verordnet werden. Um die Flüssigkeitsverschiebungen eines Patienten vor der Behandlung besser beurteilen zu können, könne die Blutvolumenänderung in Prozent mit HemoScan beobachtet werden. Mit HemoControl seien 3 Ziele zu erreichen:

  • die Stabilisierung des Blutdrucks

  • das Erreichen des Trockengewichts

  • die Verhinderung der Natriumüberladung

Vieira erklärte anhand von Beispielen die Anwendung des Programms. Die Plasma-Refilling-Anzeige auf dem Bildschirm informiere genau über die aktuelle tatsächliche Blutvolumenänderung. Mit dem Hinweis auf das besondere Verhalten des Blutvolumens bei Diabetikern beendete Viera seinen Vortrag, nicht ohne aus persönlicher Überzeugung die positiven Effekte von HemoControl noch einmal zu nennen.


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Kommunikation im Team und mit Patienten

„Kommunikation im Team und mit Patienten“ lautete nach einer gemütlichen Kaffeepause das Thema von Marion Sokol-Reinhart, das in Zusammenarbeit mit der Firma Hexal organisiert wurde. Die gelernte Fachschwester für Onkologie und Nephrologie stellte sich als selbstständige Trainerin für Ärzte und Pflegepersonal vor, die ihr Wissen und ihre Erfahrung im Bereich der Kommunikation in Vorträgen, Coaching und Consulting vermittelt.

Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedliche Kommunikation, stellte Sokol-Reinhart deutlich fest. Wie Denkweisen und Glaubenssätze des Menschen und der Pflegekraft die Kommunikation beeinflussen, nannte sie das Basiswissen der Kommunikation. Die Wege der Kommunikation beschritt sie im anregenden Gespräch mit den Teilnehmern. So wurden die unterschiedlichen Ebenen von verbal/nonverbal und das Verhältnis von Verstand (20 %) und Gefühl (80 %) im Eisbergmodell verstanden. Sie gab den Rat, so zu sprechen, dass verstanden wird – in Augenhöhe und im Gleichklang mit Beachtung der persönlichen Zone.

Bei „Du“ oder „Sie“ sei Folgendes zu beachten: „Du“, das müsse man wissen, bedeute Distanzverlust und Konflikt. Besser sei es, eine „Wir-Basis“ zu schaffen, dabei stehe ein gemeinsames Ziel vor Augen. Das 4-Ohren-Modell zeigte den Teilnehmern, dass nicht alles, was gesagt wird, auch gehört wird und umgekehrt. Chancen sollten genutzt werden, um Denkweisen umzukehren, den „inneren Antreiber“ zu identifizieren und zu verändern. Aus Fehlern sollte gelernt bzw. Fehler sollen zugelassen werden – ein schlechter Tag ist „drin“. Das führt zum produktiven Umgang mit sich selbst, lautete die Direktive der Expertin.

Auch der „schwierige Patient“ wurde Gegenstand ihrer näheren Betrachtung. Defizite, Phasen der Krankheitsbewältigung, vom Schock bis zur Akzeptanz, wurden festgestellt. In schwierigen Situationen gelte es immer, Sache und Emotion zu trennen und Perspektiven zu betrachten. Wenn es doch eskaliere: Aggressionen wie ein Welle ausklingen lassen und Emotionen benennen, gemeinsame Überlegungen treffen. Zuletzt stehe noch die professionelle Hilfe zur Verfügung.

Sokol-Reinhart legte in ihrem Vortrag Wert auf das Team, das gut kommuniziert. Dieses Team spricht Konflikte zeitnah an und hat Struktur! Ihr guter Rat zum Schluss: Loben, so oft es geht, positive Dinge sagen, Ich-Botschaften, ob positiv oder negativ, senden. Die Teilnehmer forderte sie auf, der Stuhlnachbarin oder dem Stuhlnachbarn gleich einmal eine „Lobeshymne“ zu singen.


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